Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
und ein inneres Gleichgewicht zu finden.
Die ersten fünf Gänge überstand sie leidlich gut – neun gab es insgesamt, jeder davon serviert von einem dem jeweiligen Gast zugeteilten persönlichen Kellner. Doch als sie gerade den ersten Bissen der sautierten Foie gras probierte, zog Meredith Galt – erstaunlich kräftig angesichts ihrer Chihuahuastatur – ihren Stiefsohn energisch vom Tisch fort, um ihn mit einigen anderen Gästen bekannt zu machen. Woraufhin Mallory die Gelegenheit beim Schopf ergriff und auf der Stelle den frei gewordenen Platz besetzte.
Lucy legte ihre Gabel beiseite. Unwillkürlich setzte sie sich kerzengerade hin. Sie hatte Mallory vor einiger Zeit bei Topsy Matthews kennengelernt, die bei sich zu Hause eine kleine Verkaufsparty organisiert hatte, um den vielen Nippes an den Mann zu bringen, den sie aus Indien mitgebracht hatte, aber da hatten sie und die Redakteurin sich kaum unterhalten.
»Tolles Kleid, Lucia«, rief Mallory und beäugte Lucy neugierig vom Kopf bis zu den bleistiftdünnen Absätzen. Irgendwie klang das nicht wie ein Kompliment, jedenfalls nicht so, wie sie es sagte.
»Bitte, Mallory, nennen Sie mich doch Lucy.« Wild entschlossen versuchte sie, ihre flatternden Nerven zu beruhigen. »Sie sehen auch ganz wunderbar aus.« Mallory trug ein schwarzes Armanikleid, in dem sie streng wie eine Oberlehrerin wirkte.
»Fendi, stimmt’s?«
Lucy wunderte sich, dass Mallory auf Anhieb ins Schwarze traf. »Stimmt genau. Auf der Einladung stand, die Kleiderordnung sei ›Bärenmarkt‹, und ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich da anziehen sollte. Ich wäre vermutlich in einem Pelzmantel aufgetaucht, mit einer Einkaufstasche am Arm, hätte meine Freundin Eloise nicht ein Machtwort gesprochen!«
Mallory lächelte. Sie sollte öfter lächeln, dachte Lucy. Ihr ganzes Gesicht wirkt plötzlich viel weicher . »Was dagegen, wenn ich das in meinem Artikel über die Party drucke?«, fragte Mallory.
»Sie berichten für Townhouse über die Party?«
»Nur eine kleine Notiz im Gesellschaftsteil. Bisher haben wir bloß ein rudimentäres Reporterteam, also muss ich selbst schreiben, was zu schreiben ist. Wo wir gerade dabei sind: Wie ich hörte, hat Galts Frau ihr Veto eingelegt und Cornelia Rockman von der Gästeliste gestrichen. Ist irgendwas dran an den Gerüchten, dass Sie beide sich nicht riechen können? Cornelia scheint nicht gerade Ihr größter Fan zu sein.«
»Ach, tatsächlich?« Lucy war auf der Hut und tat ahnungslos. Auf keinen Fall würde sie sich dazu hinreißen lassen, in aller Öffentlichkeit schmutzige Wäsche zu waschen. Da brauchte sie keinen Wyatt, der ihr sagte, dass das keine gute Idee war. »Also, ich finde Cornelia wirklich ganz entzückend, und sie engagiert sich sehr für den guten Zweck.«
Inzwischen hatte Theo sich von seiner Stiefmutter losgeeist und war an den Tisch zurückgekommen. Unschlüssig stand er hinter Mallory und wollte sich offensichtlich gerne wieder auf seinen Platz setzen.
»Was ich Ihnen noch sagen wollte, Mallory, der Artikel über die Geschichte des Smokings, den Sie geschrieben haben, war wirklich hochinteressant«, lobte Lucy. »Diese Ausgabe habe ich von vorn bis hinten durchgelesen.«
»Wirklich? Schön, dass zumindest einer die Storys tatsächlich liest. Wir sind so was wie der Playboy der Upper East Side – alle kaufen Townhouse bloß wegen der Fotos, auch wenn sie gerne was anderes behaupten.«
Jetzt musste Lucy wiederum lächeln. Vielleicht war Mallory
gar nicht so Furcht einflößend, wie sie auf den ersten Blick wirkte. Bloß eine hart arbeitende Frau, genau wie Lucy selbst – oder wie Lucy, wenn dieser Societyblödsinn erst seinen Zweck erfüllt hatte und sie für einen Modeschöpfer arbeitete und endlich wieder an ihrer Karriere als Modeschöpferin strickte, diesmal allerdings ihrem Ziel bereits ein gutes Stückchen näher. »Zumindest kaufen die Leute Ihre Zeitschrift. Das ist doch schon mal ein erster Schritt.«
»Mallory, du solltest Lucy überreden, dein nächstes Titelmodell zu werden. Ich würde sofort ein paar Tausend Exemplare kaufen«, grinste Theo. »Und jetzt steh von meinem Stuhl auf. Ich habe nicht mehr viel Zeit, sie zu bequatschen, dass sie ihren verklemmten Freund für mich sitzen lässt.«
Lucy sträubten sich die Nackenhaare bei so viel Dreistigkeit, aber Mallory schien es ihm nicht übel zu nehmen. »Also, demnächst haben wir tatsächlich ein großes Mode-Shooting im Central Park Zoo – wir
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