Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
sie fest und lief mit ihr zielstrebig in Richtung Ausgang. Über seine Schulter warf Lucy einen ungläubigen Blick auf die Verwüstung. Eine der Wände mit den handgemalten Fresken war zusammengebrochen und lag auf dem Boden wie ein missglücktes Soufflé. Rom stand in Flammen. Und Wyatt hatte sie aus dem Inferno gerettet.
20
Hin und wieder kann es vorkommen, dass die Köchin einen freien Abend hat und das Paar nicht die Absicht, außer Haus zu dinieren. Daher sollte die junge Dame erfahren in der Zubereitung sättigender und doch raffi- nierter Mahlzeiten sein, die ihrem Ehemann sein gutes Urteil bei der Wahl der Gattin anschaulich vor Augen führen.
Sarah Birmingham Astor, Der Gesellschaftsführer
»Lucy! Hey, Lucy!«
Verdutzt schaute die Angesprochene sich auf der Lexington Avenue um und sah Max Fairchild auf sich zukommen, der ihr hektisch zuwinkte. Leider trug Max denselben karamellbraunen Trenchcoat wie an jenem verregneten Abend im Dezember, was Lucy augenblicklich an den feigen, rückgratlosen Menschen erinnerte, der ihr damals das Taxi vor der Nase weggeschnappt und sie im Regen stehen gelassen hatte. Als Max über die Straße sprintete und ihr zur Begrüßung ein Küsschen auf die Wange gab, gelang es ihr aller Anstrengung zum Trotz nicht, den Ausdruck des Missfallens auf ihrem Gesicht ganz zu verbergen.
»Alles in Ordnung?«, fragte er. »Stimmt was nicht?«
»Alles bestens!«, rief sie und riss sich zusammen. Schließlich wollte sie ihre Tarnung nicht auffliegen lassen. »Entschuldige, dass ich noch nicht zurückgerufen habe. Ich hatte bloß alle Hände voll zu tun mit den Vorbereitungen für das
Foto-Shooting.« Schade, dass du so ein ungalanter Taxidieb bist, dachte Lucy, denn eigentlich finde ich dich ganz süß. Er trug einen moosgrünen Cordblazer und verwaschene Jeans, und seine goldblonden Locken waren gerade unordentlich genug, um den Eindruck zu vermeiden, er sei allzu eitel und selbstverliebt. »Wie geht es dir?«
»Ein Glück, dass ich dich hier treffe«, sagte Max. »Ich darf dich nicht zufälligerweise heute Abend zum Essen einladen?«
Essen! Panisch schaute Lucy auf die Uhr. In zwanzig Minuten sollte Wyatt bei ihr zu Hause antanzen, und sie hatte noch so viel zu tun. »Wyatt kommt heute Abend zum Essen zu mir. Ein kleines Dankeschön für seine Unterstützung, weil er mich all seinen Freunden vorgestellt und mir New York gezeigt hat.« Womit sie eine schwarz-goldene Tüte von Spirituosen hochhielt, in der die Flaschen aneinanderklirrten. »Vielleicht ein anderes Mal? Darf ich dich morgen anrufen?«
»Natürlich. Dann wünsche ich euch einen schönen Abend.« Max wirkte so enttäuscht, dass Lucy ihm den Zwischenfall mit dem Taxi auf der Stelle verzieh. Er war kein schlechter Mensch, das merkte man sofort – bloß ein ziemlicher Waschlappen. Weil ihr dann allerdings die Ente à l’orange wieder einfiel, die bei ihr im Ofen brutzelte, spurtete sie im Eiltempo die Straße hinunter.
»Würdest du dich bitte entspannen?«, brummte Trip mit enervierend ruhiger Stimme. »Du regst dich vollkommen unnötig auf.«
Wie unter Schock sah Eloise zu, wie er durch sein modernes, spärlich möbliertes Wohnzimmer ging und das halb ausgefüllte Kreuzworträtsel der Times von letzter Woche vom Wohnzimmertisch nahm. Dann setzte er sich gemütlich in seinen Eames-Sessel und schraubte seinen Füllfederhalter
auf. Alles in allem, dachte Eloise, tat er, als hätte er nicht gerade eine Atombombe gezündet.
» Unnötig ?«, wiederholte sie. Alles in Trips schwarz-grau eingerichtetem Wohnzimmer schien sich vor ihren Augen flammend rot zu färben. Die alte Eloise – das nette Mädchen, das ihren Freund nicht unter Druck, ihm nicht die Pistole auf die Brust setzen wollte – hatte offiziell die Fliege gemacht. Das Mädel hatte sich mit einem solchen Affenzahn aus dem Staub gemacht, als hätte es einen brennenden Feuerwerkskörper in den Boxershorts.
»Ich finde bloß, es ist völlig überflüssig, meinen Schrank umzuräumen, damit du deine Schuhe reinstellen kannst; schließlich ziehst du doch sowieso bald wieder in deine eigene Wohnung.« Trip sprach ganz langsam, als nähme es seiner Aussage die Spitze, wenn er sie ein wenig dehnte. »Ich sehe die Sache von der praktischen Seite…«
Sie schüttelte heftig den Kopf.
»Wenn du deine Freundin, mit der du nebenbei bemerkt seit acht Jahren zusammen bist, bittest, bei dir einzuziehen, Trip, dann bedeutet das nicht automatisch , dass sie nach ein
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