Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
Hayes IV., hat am gestrigen Abend auf dem roten Teppich allen die Schau gestohlen, und zwar in einer Eigenkreation, die sie »schnell zu Hause zusammengeflickt« hat. Das Mädel erstaunt uns immer wieder aufs Neue.
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Hastig nahm Theo die Füße vom Schreibtisch und schaute sich den Computerbildschirm etwas genauer an. Die Seite war gerade aktualisiert worden, und erschienen waren frisch gepostete Fotos von Lucy bei der Vanderbilt-Gala. Sie sah noch atemberaubender aus, als er sie in Erinnerung hatte, in einem goldfarbenen Kleidchen, das ihre leicht gebräunte Haut und die dunklen Haare besonders gut zur Geltung brachte. Aber leider war auch Wyatt überall mit abgelichtet; gleich auf mehreren Schnappschüssen stand er hinter ihr, rauchte und grinste selbstzufrieden in die Kamera. Theo hätte sich seit dem Großbrand bei der Geburtstagsfeier seines Vaters ununterbrochen in den Allerwertesten treten können. Wie er sich wünschte, er wäre nicht gleich, als er Rauch gerochen hatte, panisch zum nächsten Ausgang gestürzt; hätte er sich bloß wie ein Gentleman benommen, dann hätte er seine Ostküsten-Konkurrenz womöglich ausstechen können.
Sein Blick fiel auf das Foto von Cornelia, die, wie er zugeben
musste, in ihrem silbernen Kleid ebenfalls umwerfend aussah. Vielleicht sollte er ihr doch ein bisschen unter die Arme greifen. Eine Probeaufnahme, nur um zu sehen, ob sie überhaupt singen konnte, wäre womöglich keine schlechte Idee. Sein Vater würde an die Decke gehen, wenn er das erfuhr – das kleine Badezimmer-Gefummel hatte ihn mehr gekostet als der Crash an der Wall Street – aber dadurch gewann diese Vorstellung für Theo nur noch mehr an Reiz.
Doch dann wanderten seine Gedanken gleich wieder zurück zu Lucy. Wie konnte er das bloß wiedergutmachen?
Als Lucy am nächsten Morgen mit Gurkenscheiben auf den Augen in ihrem Lavendel-Honig-Schaumbad lag, fühlte sie sich… na ja, so angespannt wie ein Gummiband kurz vorm Zerreißen. In letzter Zeit fiel es ihr selbst in den seltenen Augenblicken der Muße schwer, richtig loszulassen – sie kam einfach nicht zur Ruhe. Sie atmete tief durch und spürte, wie das wohltuend warme Wasser ihre Muskeln weich werden ließ, die noch ganz steif waren von der anstrengenden Trainingseinheit mit Derrick tags zuvor. Sie legte den Kopf auf ein aufgerolltes Handtuch aus ägyptischer Baumwolle, hob dann den pedikürten linken Fuß aus dem Wasser, platzierte ihn auf den Porzellanrand der Wanne und sah zu, wie der Dampf von ihrem nackten Bein aufstieg. Vor ein paar Minuten hatte sie noch von ihrem Platz am Fenster zugeschaut, wie draußen die Schneeflöckchen langsam herabgerieselt waren. Entspann dich , sagte sie sich. Aber es ging nicht. Es war ihr schier unmöglich, im Hier und Jetzt zu bleiben.
In den vergangenen zwei Monaten hatte sie sich von Wyatts namenloser Begleitung in ein waschechtes It-Girl verwandelt. Zuerst kamen die Einladungen zu Geschäfts-, Restaurant-
und Klub-Eröffnungen. Buchpräsentationen. Mehr Wohltätigkeitsveranstaltungen, als ein Mensch je besuchen könnte. Lady’s Lunchs für die Damen der besseren Gesellschaft. Filmvorstellungen und die eine oder andere Premiere. Geburtstagsfeiern von Menschen, die sie vielleicht ein- oder zweimal gesehen hatte. Dann hatte eine wahre Flut von Essenseinladungen ihr Blackberry überschwemmt, mindestens zwei pro Abend: die Hendersons im Elio, die Martins bei ihnen zu Hause in Central Park West, die van Severs im Swifty. Der Krokoleder-Terminplaner von Smythson, den Wyatt ihr geschenkt hatte, quoll beinahe über. Und ihr Kleiderschrank genauso – da eine der goldenen Regeln für die oberen Zehntausend anscheinend lautete, dass man sich unter keinen Umständen zweimal in demselben Outfit blicken lassen konnte.
Und das Trommelfeuer der Presse war einfach unfassbar. An diesem Morgen hatte sie die New York Times aufgeschlagen, und siehe da, das erste Partyfoto von ihr aus Bill Cunninghams Rubrik Sunday Styles – wenn es einen Initiationsritus gab, dann das. Sie hatte es ausgeschnitten und fein säuberlich in die Schachtel gelegt, in der sie ihre ersten Manolos bekommen hatte, zusammen mit einem Foto von ihr bei der Hochzeit von Tamsin und Henry, das Quest in seiner Berichterstattung über dieses gesellschaftliche Großereignis gedruckt hatte. Sogar in der aktuellen Vogue war ein winzig kleines Foto von Lucy, aufgenommen bei Libets Ausstellungseröffnung! Lucy Jo Ellis – na ja,
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