Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit jedem Herzschlag (German Edition)

Mit jedem Herzschlag (German Edition)

Titel: Mit jedem Herzschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
Vom Netzwerk:
die flehentliche Bitte gesehen, ihm zu vertrauen. Eigentlich sollte sie ihm vertrauen, wenn man bedachte, was für eine enge Verbindung sie zueinander hatten. Eine wahrlich enge Verbindung – das bewies der Kuss, den sie miteinander geteilt hatten.
    Oh Mann, was für ein Kuss …
    Aber sollte sie ihm wirklich trauen, bloß weil er die Macht hatte, sie mit einem Kuss völlig außer Fassung zu bringen? Nein. Denn Tatsache war auch, dass ihr Glaube an ihn nur auf Instinkt beruhte, auf einem Bauchgefühl. Mit Logik oder beweisbaren Fakten hatte das nichts zu tun.
    Und das machte ihr Angst. Wie konnte sie ihm glauben, wenn es nicht den kleinsten Beweis dafür gab, dass er die Wahrheit sagte? Wie konnte sie ihm vertrauen, wenn alles darauf hindeutete, dass er nicht vertrauenswürdig war?
    Sie konnte es nicht. Trotz ihres Bauchgefühls, trotz der Anziehungskraft, die zwischen ihnen herrschte: Sie konnte sich nicht erlauben, ihm zu vertrauen. So einfach war das.
    „Hast du, was du brauchst?“, fragte Rafe seinen Bruder, als er sie zur Haustür begleitete.
    Felipe nickte. Er trug eine ähnlich ausdruckslose Miene wie Rafe zur Schau. Zunächst vermutete Carrie, dass er auf diese Weise die Schmerzen in seinem Bein kaschieren wollte. Doch dann sah er sie kurz an – und sie erkannte, dass ihn weniger die Schussverletzung schmerzte als vielmehr seine Enttäuschung.
    Er war enttäuscht. Von ihr.
    Rafe blieb im Flur vor der Eingangstür stehen. Er hatte einen Schlüssel, machte jedoch keine Anstalten, aufzuschließen.
    Felipe sah unglaublich aus in diesen Jeans und der schwarzen Lederjacke. Die langen Haare fielen ihm offen über die Schultern. Er wirkte so ganz anders als in seinem Smoking, aber kein bisschen weniger souverän.
    „Highboy hat den anderen Schlüssel“, erklärte Rafe. „Ich kann euch erst rauslassen, wenn er runterkommt. Bis dahin sind wir eingesperrt.“
    Eingesperrt?
    Angelegentlich musterte Felipe die Spitzen seiner geborgten Stiefel. Die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, lehnte er sich an die Wand.
    „Eingesperrt?“, wiederholte Carrie.
    Felipe schaute nicht auf, also wandte sie sich mit fragendem Blick an seinen Bruder.
    „Ja“, antwortete Rafe. „So läuft das im Rehazentrum. Die Tür lässt sich nur öffnen, wenn beide Schlüsselinhaber überzeugt werden können, aufzuschließen. Weißt du, die Nacht kann für manche Abhängige die schlimmste Zeit überhaupt sein. Ich weiß, dass das für mich immer so war – und manchmal heute noch ist. Wenn abgeschlossen ist und du nicht aus dem Haus kannst, kann der Teufel dir zusetzen, so viel er will. Du kannst der Versuchung nicht nachgeben. Wir schließen von halb zehn Uhr abends bis morgens um sechs ab. Das hilft allen, clean zu bleiben. Außer im Notfall kommt niemand rein oder raus. Und Notfall heißt Notfall: Das bedeutet, es muss schon um Leben oder Tod gehen.“
    Das Haus wurde also nach halb zehn abgeschlossen. Carrie sah Felipe an, der immer noch seine Stiefelspitzen betrachtete, als Highboy mit dem zweiten Schlüssel die Treppe runterkam.
    Felipe hatte ihr den Schlüssel gegeben, mit dem sie Rafes Wohnung verlassen konnte – aber erst nach halb zehn. Sie hattegeglaubt, er habe sie damit freigelassen. In Wirklichkeit war sie immer noch eine Gefangene gewesen, ohne es zu ahnen.
    Highboy öffnete das obere Schloss, Rafe das untere, und die Tür schwang auf. Felipe und Carrie traten hinaus.
    In Carries Kopf drehte sich alles. Sie atmete durch, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Die Nachtluft war jedoch unangenehm warm und roch nach Müll.
    „Raphael“, sagte Felipe und drehte sich zu seinem Bruder um. „Gracias.“ Er streckte ihm die Hand entgegen, aber Rafe wandte sich ab.
    „Déjame“ , sagte er schroff und knallte Felipe die Tür vor der Nase zu.
    Der Schmerz, der plötzlich in seinen Augen lag, brach ihr fast das Herz. Carrie hatte jedoch keine Zeit für Mitleid. Dies war die Gelegenheit, abzuhauen – und die musste sie ergreifen.
    Schnellen Schrittes ging sie den Bürgersteig hinunter und hoffte, Felipe würde nicht einmal merken, dass sie fortging. Allerdings holte er sie schon nach wenigen Metern ein und hielt sie am Arm fest. „Der Wagen steht in einer Seitengasse“, meinte er. „Wir müssen in die andere Richtung.“
    „Gut zu wissen“, gab sie zurück, „aber ich gehe nicht mit dir dorthin.“
    „Doch, das tust du.“ Sein Geduldsfaden drohte zu reißen, das konnte sie ihm anhören. Er führte sie um das Haus

Weitere Kostenlose Bücher