Mit jedem Herzschlag (German Edition)
sowie ein Paar alte schwarze Lederstiefel hervor. „Hier“, sagte er und gab sie Felipe. Anschließend nahm er ein T-Shirt und saubere Socken aus der Kommode und warf sie auf die Couch. Er deutete kurz auf Carrie. „Ich habe nichts Passendes für sie. Aber sie könnte ein Hemd über das Kleid ziehen. Und du, du brauchst vermutlich etwas, um dein Holster und deine Waffe zu verstecken.“Er holte eine Motorradjacke aus schwarzem Leder aus dem Schrank.
Felipe schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht annehmen. Das ist deine Jacke, Mann.“
Rafe betrachtete das Kleidungsstück in seinen Händen. Als er wieder aufschaute, erschienen die Linien in seinem Gesicht tiefer, sein Mund wirkte noch angespannter als sonst. „Ich habe nichts, was ich dir sonst geben könnte, Felipe“, meinte er. Und zum ersten Mal schwang kein Sarkasmus in seiner Stimme mit. „Es tut mir leid, dass ich dich nicht hierbehalten kann. Weißt du, wohin du gehen kannst?“
Felipe nickte. „Ja, ich habe da was im Kopf. Einen Ort, an dem ich mich ein oder zwei Tage verstecken kann, bis ich mich wieder einigermaßen fit fühle.“
„Und dann?“
„Dann finde ich heraus, wer Richters geheimnisvoller Partner ist. Richter nennt ihn Captain Ratte. Ich dachte, es gäbe vielleicht eine Verbindung zum Hafen, zur Zollbehörde oder vielleicht zur Küstenwache. Mittlerweile glaube ich allerdings, dass dieser Captain Ratte bei der Polizei ist. Wer sonst hätte mir so schnell eine solche Sache anhängen können?“
Steif und vorsichtig zog Felipe die Hose an. Die Jeans waren ein bisschen zu weit, denn sein Bruder war größer als er. Doch dadurch konnte er sie gut über das verbundene Bein ziehen. Er schlüpfte in das T-Shirt, legte sein Schulterholster an.
Das reichte bereits, um ihn zu schwächen. Er musste innehalten und Kräfte sammeln. Nur Gott konnte ihnen helfen, wenn Walsh jetzt ihre Spur aufnahm.
Felipe öffnete die Augen und stellte fest, dass Caroline ihn beobachtete. Misstrauen stand deutlich in ihrem Gesicht geschrieben. Sie wandte den Blick ab, konnte ihm nicht in die Augen sehen.
Sie vertraute ihm nicht. Glaubte ihm nicht mehr.
Sie waren wieder ganz am Anfang.
8. KAPITEL
C arrie stand mit Rafe im Flur. Sie warteten, während Felipe in die Küche humpelte. Dort wollte er sich den Schlüssel zu einem der Lieferwagen des Rehazentrums holen – angeblich ohne Wissen seines Bruders.
Sie konnte immer noch nicht fassen, was sie gerade im Fernsehen gesehen und gehört hatte.
Der Mann, in dessen Begleitung sie war, hieß tatsächlich Felipe Salazar. Das stand jetzt zweifelsfrei fest. Er war tatsächlich Police Detective im Vierten Bezirk von St. Simone. Auch das entsprach der Wahrheit. Und er konnte genauso küssen, wie sie es sich in ihren Träumen ausgemalt hatte. Nein, sogar besser.
Grundgütiger, ein Kuss, und sie war bereit gewesen … Nun ja, ganz sicher war sie sich nicht, wozu sie eigentlich bereit gewesen war. Aber auf eines war sie jedenfalls nicht vorbereitet gewesen: nämlich zu erfahren, dass dieser gut aussehende, charismatische Mann, der traumhaft küssen konnte, wegen Mordes gesucht wurde.
Felipe wurde wegen Mordes gesucht.
Er behauptete, dass er unschuldig war. Dass das Ganze ein abgekartetes Spiel war und dass jemand versuchte, ihm die Sache anzuhängen. Carrie hätte ihm nur zu gern geglaubt, aber sie konnte nicht die Augen davor verschließen: Wenn er tatsächlich ein kaltblütiger Killer war, dann war er ganz sicher auch ein eiskalter Lügner.
Rafe beobachtete sie mit seinen seltsam ausdruckslosen Augen, musterte prüfend ihr Gesicht.
„Glaubst du Felipe?“, fragte sie ihn.
Er zuckte die Achseln und breitete die Arme aus. „Ich weiß es nicht. Früher konnte mein Bruder nicht einmal flunkern oder übertreiben. Er war der ehrlichste Junge, den man sich vorstellen konnte. Wenn er irgendwas kaputt gemacht hatte, stand er auch dafür gerade. Er ist nie weggelaufen oder hat sich versteckt.“ Rafe sah zur Küchentür. Nichts von Felipe zusehen. „Aber seit er als verdeckter Ermittler arbeitet, muss er das Lügen gelernt haben. Wenn man mal darüber nachdenkt, tut ein verdeckter Ermittler ja nichts anderes, als zu lügen, hmm?“
Sie nickte.
„Glaubst du ihm?“, fragte er.
Sie blieb Rafe die Antwort schuldig, denn Felipe kam aus der Küche zurück.
Ein Teil von ihr glaubte ihm. Es hatte sehr überzeugend geklungen, als er beteuert hatte, dass man ihm nur etwas anhängen wollte. Und in seinen Augen hatte sie
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