Mit jedem Herzschlag (German Edition)
leid“, sagte sie. Ihr war selbst nicht klar, wofür sie sich eigentlich entschuldigte. Dafür, dass sie gestolpert war und ihn beinah zu Boden gerissen hätte? Oder dafür, dass sie ihn so berührt hatte?
Er sagte kein Wort, sah sie einfach an. Das Mondlicht beleuchtete sein Gesicht, seine Augen lagen im Schatten. Freilich hätte sie ihnen ihre Geheimnisse auch nicht entlocken können, wenn Licht darauf gefallen wäre. Eins war jedoch sonnenklar: Ihm fiel es auch nicht leicht, Abstand zu ihr zu halten. Er konnte das nur besser verbergen.
Jetzt allerdings verbarg er es nicht. Sie konnte seinen Atem hören, seinen warmen männlichen Duft riechen, seinen Herzschlag spüren. Sein Herz raste.
Ihr eigener Puls hämmerte genauso hart und schnell. Schon bald würden sie das Strandhaus betreten. Schon bald würden sie sich hinter geschlossenen Türen befinden. Allein. Zu zweit. Und die Welt mit all ihren Bedrohungen, Gefahren und Realitäten würde draußen bleiben.
Sie könnte tun, was sie wollte. Alles, was sie wollte. Niemand würde je davon erfahren. Nur sie selbst würde wissen, was geschehen war. Sie könnte mit diesem Mann schlafen, dem sie so sehr vertrauen und glauben wollte. Doch dann müsste sie gegen jede Wahrscheinlichkeit hoffen, dass er nicht der von der Polizei gesuchte Verbrecher war.
Wenn er es aber doch war …
Den Arm immer noch fest um Felipes Taille gelegt, ging Carrie die Einfahrt hinauf zur Rückseite des Hauses. Er blieb vor der Treppe stehen, die auf die rückwärtige Veranda führte, und zog sie in seine Arme. Und so wurde aus der harmlosen Hilfestellung auf einmal unleugbar eine Umarmung.
„Caroline.“ Seine Lippen waren nur wenige Zentimeter von ihren entfernt. Er berührte ihr Haar, strich es ihr mit einer rührend zärtlichen Geste aus dem Gesicht.
Carrie stand einfach da, starrte ihn wie gebannt an. Sie konnte sich nicht rühren, brachte kein Wort heraus. Er würde sie küssen. Er würde …
Aber nein, er löste sich von ihr und hielt sich am Treppengeländer fest.
„Der Schlüssel liegt unter dem Blumentopf neben der Hintertür“, sagte er, die Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern. Er räusperte sich. „Denk dran: Wir dürfen kein Licht anschalten. Wir wollen die Nachbarn nicht auf uns aufmerksam machen.“ Mit Mühe stieg er daraufhin die Stufen hinauf.
Der Schlüssel lag exakt an der Stelle, die er genannt hatte. Gleich darauf schloss er die Tür auf. Er gab ihr ein Zeichen, leise zu sein, und trat als Erster ein.
Sie folgte ihm hinein und blieb schweigend in der Kühle des Hauses stehen. Er befand sich etwa zwei Meter vor ihr undlauschte angespannt ins Dunkel. Wegen seiner schwarzen Jacke und der dunklen Jeans war er nur als Schatten zu erkennen. Carrie ertappte sich dabei, dass sie ebenfalls lauschte.
Irgendwo tickte eine Uhr. Das Geräusch wirkte in der Stille unnatürlich laut. Durch die geschlossenen Fenster drang das Rauschen der Meeresbrandung herein. Sonst war nichts zu hören.
Summend sprang nun die Klimaanlage an. Carrie fuhr erschrocken zusammen.
Felipe verschwand. Sein Schatten bewegte sich aus dem Zimmer hinaus, in dem sie sich befanden – die Küche, wie Carrie feststellte, als ihre Augen sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnten. Kurze Zeit später war Felipe wieder da.
„Alles in Ordnung“, flüsterte er, obwohl er eigentlich nicht zu flüstern brauchte. „Niemand da.“
Er öffnete eine Schublade und kramte darin herum, bis er fand, was er suchte: eine Schachtel Streichhölzer. Als er eins davon anzündete, kam ihr das winzige Licht beinah schon grell vor.
Das Strandhaus war ein Traum. Zumindest die Küche war es. Helle Kiefernholzschränke schimmerten im schwachen Licht des Streichholzes. Der Fußboden und die Arbeitsflächen waren mit weiß-blauen mexikanischen Kacheln ausgelegt.
Auf der Fensterbank stand eine Kerze, und Felipe zündete sie an. „Komm“, forderte er Carrie auf und ging voran ins Wohnzimmer, während er sorgfältig die Flamme mit der Hand abschirmte.
Das Wohnzimmer war genauso ein Traum wie die Küche. Nein, noch mehr. Ein großer Ventilator hing an der hohen Balkendecke. Eine Wand bestand fast vollständig aus großen Glasfenstern und -schiebetüren, in einer Ecke war ein riesiger steinerner Kamin. Weiße Korbmöbel ließen den Raum luftig und großzügig erscheinen.
Perfekt. Das Strandhaus, das Kerzenlicht – das alles war unglaublich romantisch.
Absolut perfekt.
Aber Felipe blieb nicht stehen. Er führte
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