Mit jedem Herzschlag (German Edition)
Carrie durch einen Flur zu drei Schlafzimmern. Vor einem davon blieb er stehen. „Schau bitte nach, ob die Jalousien heruntergelassen sind“, sagte er immer noch sehr leise in der gedämpften Stille des leeren Hauses.
Carrie betrat den Raum und ging zum Fenster. Sie ließ erst die eine, dann die andere Jalousie herunter.
„Diese Fenster liegen dem Nachbarhaus gegenüber“, erklärte Felipe.
Carrie nickte. Sie wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen, und schaute sich deshalb lieber im Zimmer um.
Es war das Hauptschlafzimmer – groß, mit der gleichen hohen Decke wie das Wohnzimmer. Ein riesiges Bett aus schwerem Eichenholz stand an einer Wand. An der Wand gegenüber der Eingangstür gab es zwei Türen. Die eine gehörte zu einem offenen begehbaren Wandschrank, der fast so groß war wie ihre gesamte Wohnung in St. Simone. Die andere führte ins angrenzende Bad. Blitzsaubere glänzende Kacheln und Spiegel reflektierten den Schein der Kerze.
Die dritte Wand verschwand hinter einem zugezogenen Vorhang. Es war dieselbe Wand, die im Wohnzimmer fast nur aus Glas bestand. Carrie hätte darauf wetten können, dass dahinter Glasschiebetüren verborgen waren, die auf eine abgeschiedene Veranda hinausführten. Vielleicht gab es dort sogar einen Whirlpool, von dem aus man freien Blick auf den Hinterhof hatte. Einen Hinterhof, der tatsächlich der mondbeschienene Strand war.
Das war zu viel. Viel zu viel.
So würde sie ihm niemals widerstehen können. Sie würde sich umdrehen, und er würde sie ansehen mit seinen samtigen dunklen Augen. Und dann würde sie von Verlangen und Begehren überwältigt werden. Es wäre so, als würde sie kopfüber von einer schwindelerregenden Klippe stürzen – ohne die Chance, auf den Füßen zu landen.
Sie drehte sich zu Felipe um. Er stand in der Tür, die Kerze in der Hand, und hielt sie ihr hin.
Carrie ging zu ihm und nahm sie entgegen. Dabei berührten sich ihre Fingerspitzen ganz leicht. Rasch zog sie die Hand zurück, so als hätte sie sich verbrannt.
Ohne die Augen von ihr abzuwenden, ging er nun in den Flur zurück. „Gute Nacht“, sagte er und schloss die Tür.
Er war fort.
Carrie stand da, starrte auf das wunderschön gemaserte Holz der Tür.
Er war fort.
Offensichtlich hatte er ihre Bitte, ihre Beziehung platonisch zu halten, ernst genommen.
Carrie sah sich im Zimmer um, betrachtete das gewaltige Bett, den luxuriösen weichen Teppich, den schweren Vorhangstoff.
Felipe hätte sich nicht sonderlich anstrengen müssen, um sie umzustimmen. Tatsächlich hätte schon ein einziger seiner machtvollen Küsse genügt.
Aber er hatte es nicht versucht. Er respektierte ihre Entscheidung. Und Carrie wusste nicht, ob sie sich darüber freuen oder traurig sein sollte.
Freu dich, ermahnte sie sich eindringlich und ging ins Bad. Ich bin glücklich darüber.
Glücklich wusch sie sich das Gesicht, putzte sich die Zähne mit ein wenig Zahncreme auf dem Finger, kroch ganz allein in das riesige Bett und blies die Kerze aus.
Und dann lag sie da.
Felipe starrte an die Decke und lauschte in die Stille des Hauses. Wenn er bloß endlich einschlafen könnte.
Er hörte Wasser laufen. Caroline Brooks ließ sich ein Bad ein. Um ein Uhr morgens. Eine Weile war in ihrem Schlafzimmer alles still gewesen, aber jetzt war sie auf und rumorte herum. Wahrscheinlich konnte sie genauso wenig schlafen wie er.
Es fiel ihm nicht schwer, sich vorzustellen, wie sie in der Wanne lag und das heiße Bad genoss. Er war schon öfter zu Besuch im Strandhaus gewesen und hatte im Hauptschlafzimmer übernachtet. Er hatte selbst schon in der Wanne gelegen.
Damals war er allein gewesen. Bei näherer Betrachtung fiel ihm auf, dass er noch nie eine seiner Freundinnen mit nach Sanibel Island genommen hatte. Er war nie bereit gewesen, die friedvolle Einsamkeit mit einer Frau zu teilen, wenn er allein hier war. Und genauso wenig die freundschaftliche Atmosphäre im Haus, wenn auch Diego und Emily Keegan hier waren.
Jewel Hays und ihren kleinen Jungen dagegen hatte er ein- oder zweimal mit hierher genommen. Aber Jewel war für ihn so etwas wie eine kleine Schwester. Sie waren Freunde, sehr gute Freunde, aber nicht mehr.
Caroline dagegen …
Er schloss die Augen und rief sich in Erinnerung, wie sie schmeckte. Wie sie sich in seinen Armen anfühlte, wie ihre Finger seinen Hals berührten und in seinen Haaren wühlten. Wenn er ehrlich war, dann pochte es nicht nur in seinem verletzten Bein.
Er konnte zu ihr gehen.
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