Mit jedem Herzschlag (German Edition)
Verlust. Er würde sie verzweifelt vermissen, obwohl er sie bloß eine kurze Zeit kannte.
Sie passte zu ihm. Sie passte perfekt in seine Arme. Und sie passte in sein Herz. In sein Herz? Himmel, hilf! Eiskalte Furcht packte ihn, als ihm klar wurde, dass sein Herz ihm nicht mehr gehörte. Sicher, es schlug noch in seiner Brust, aber es gehörte ihr. Sie hatte es gestohlen. Schon vor Monaten in jener Nacht im Sea Circus. Warum sonst hätte er so oft dorthin gehen und ihre Vorführungen anschauen sollen? Warum sonst hatte er Diego und Emily von ihr erzählt? Warum sonst suchte sie seit Monaten Nacht für Nacht seine Träume heim?
Nein, rief er sich im Stillen zur Ordnung. Er fand sie attraktiv, nicht mehr. Schlichtes Verlangen. Na ja, vielleicht nicht ganz so schlichtes Verlangen, aber doch durch und durch körperlich, sexuell. Oder etwa nicht? Ein einfacher Fall sexueller Begierde. Genauso wie dieses … dieses seltsame Gefühl in seiner Brust einfach auf Übermüdung zurückzuführen war. Oder auf Sodbrennen, eine Nebenwirkung des Antibiotikums. Natürlich. Das war es wahrscheinlich.
Er schloss die Augen, versuchte mit aller Macht einzuschlafen. Am Morgen, bei Tageslicht, würde es ihm besser gehen, und er würde sich wieder zurechtfinden.
Im Nebenzimmer wurde das Wasser abgelassen. Mit plötzlicher Klarheit sah er erneut Caroline Brooks vor sich. Sie griff nach einem Handtuch. Ihr schlanker drahtiger Körper war nass, sie zitterte vor Kälte und …
Felipe starrte an die Decke, lauschte ins Dunkel und wünschte sich den Schlaf herbei.
10. KAPITEL
A utoreifen knirschten über den Kies in der Einfahrt. Felipe war sofort hellwach und griff nach seiner Pistole. Er setzte sich auf und schlug die Decke zurück, bevor draußen der Motor verstummte.
Inzwischen war es Morgen, und Tageslicht schimmerte durch die Jalousien. Felipe sprang aus dem Bett, während seine Gedanken sich überschlugen. Verstecken. Sie mussten sich verstecken. Aber wo? Ihm fiel der Kriechkeller unter dem Haus ein. Der Zugang lag in der begehbaren Ankleide im Hauptschlafzimmer. Ja, das geht!
Den plötzlich aufschießenden Schmerz in seinem verletzten Bein ignorierend, riss er seine Jeans, sein Hemd und sein Waffenholster von der Stuhllehne, über die er sie am Abend zuvor geworfen hatte. Anschließend schnappte er sich seine Stiefel, die auf dem Fußboden standen.
Draußen wurde eine Wagentür geöffnet und zugeschlagen. Eine Tür. Felipe eilte schnell und lautlos über den Flur zum Hauptschlafzimmer. Zu Caroline.
Er hörte Schritte auf der rückwärtigen Veranda. Eine Person. Zugleich stieß er die Schlafzimmertür auf.
Caroline schlief noch tief und fest. Sie lag quer in dem riesigen Bett. Ein sonnengebräuntes Bein hatte sich von der Decke befreit, und ihr Gesicht lag teilweise unter ihren langen blonden Haaren versteckt. Die Arme hatte sie weit ausgebreitet, als wollte sie die ganze Welt umarmen. Sie trug einen blauen Baumwollslip und ein altes weißes Tanktop, wahrscheinlich von Emilys Vater. Das musste sie in einer Schublade der Kommode gefunden haben.
Seine Muskeln spannten sich an – eine Sofortreaktion auf den Anblick ihres spärlich bekleideten Körpers, vielleicht auch auf ihre Gegenwart an sich. Aber er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Jetzt galt es, hier herauszukommen und ein sicheres Versteck zu finden. Wer auch immer da gerade gekommenwar: Sie mussten sich vor ihm verbergen.
Felipe rammte seine Waffe in das Holster, das er über die Schulter geworfen hatte. Mit einer Hand strich er Caroline die Haare aus dem Gesicht, die andere legte er fest auf ihren Mund.
Sie war augenblicklich wach. Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte sie ihn an. Seine Finger erstickten den Schrei, der sich ihr entringen wollte.
„Alles in Ordnung“, flüsterte er. „Ich bin es. Es ist jemand gekommen. Er ist schon an der Tür.“
Sie begriff sofort, und er half ihr auf. Während sie sich von den Laken befreite, in denen sie sich verheddert hatte, suchte er vergebens nach ihrer Kleidung. Verdammt, er konnte sie nicht finden. Wo steckten ihr Kleid und ihre Sandalen?
Egal, er konnte jetzt nicht lange suchen. An der Hintertür drehte sich der Schlüssel im Schloss. Höchste Zeit, sich zu verstecken.
Mit seiner eigenen Kleidung über dem Arm griff Felipe nach Carries Hand und zog sie zu dem großen begehbaren Kleiderschrank. Er bedeutete ihr, still zu sein. Dann schlug er den Teppich zurück, legte den Eingang zum Kriechkeller frei und
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