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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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Terry in einem 1974er Chevy Nova nach Boston rein, nur um dort herumzucruisen und Autoradio zu hören. Okay, wir hatten bloß ein AM-Radio, keine Scheibenwischer, keine Heizung, und der Boden vor den Rücksitzen war völlig durchgerostet. Es war ein Auto, das schon bessere Tage gesehen hatte und so aussah, als sei es in die meisten davon frontal reingekracht. Meine Mom hatte es immer benutzt, um zur staatlichen Schule in der Innenstadt zu fahren, wo sie die vierte Klasse unterrichtete. Es hatte überall kleine Beulen von all den Steinen, die darauf geschmissen worden waren. Ihre Schüler waren so entsetzt von ihrer Schrottmühle, dass sie sogar anboten, ihr einen Lincoln zu stehlen (viel leichter zu klauen als ein Mercedes), da sie fürchteten, der alte Schlitten werfe auch auf sie als Schüler ein schlechtes Licht. Aber, hey, wen juckte das schon? Zumindest funktionierte das Radio .
    Die Kombination von fahrbarem Untersatz und MTV ließ mein musikalisches Universum geradezu explodieren. An einem Freitagabend fuhr ich zur Party in der Schulturnhalle, eierte wieder zurück nach Hause, um mir um zehn die Weltpremiere von Michael Jacksons »Beat it«-Video anzusehen, und flitzte dann erneut zur Party, damit ich allen erzählen konnte, wie hammergeil es war, und um meine ersten kläglichen Versuche zu machen, Michaels Moonwalk zu kopieren.
    Die Welt sah zu, wie Rockstars auf MTV ganz neue Wege fanden, ein Vermögen, das sie gar nicht hatten, für brandgefährliche Frisuren zu verpusten, für hautenge Hosen aus Elastan, achteckige Synth-Drums, Umhängekeyboards, Supermodels, die sich auf den Motorhauben ausländischer Autos räkelten, und für allerlei andere protzige Einfälle. MTV war wie eine urbane Welt bei Nacht, in der sich herrische Mädchen und aufgedrehte Jungs von Disco-Computergepiepse, einem Hauch von Haarfärbemittel und den Pheromonen der jeweils anderen berauschen ließen. All diese heißen Kids hatten schon einige Kriegsnarben davongetragen, aber sie stellten sie stolz zur Schau und taten sie als bloße Lappalien ab. Boy George, der sich nicht für seine breiten Hüften schämte, trug Kleider, die es unmöglich machten, sie zu übersehen. Er schüttelte sie hin und her, hin und her, und machte sie so zu einem Ornament seiner eigenen Großartigkeit. Und man klatschte sich schaufelweise Schminke ins Gesicht, mehr, als jedes Gesicht vertragen konnte.
    All diese schillernden Figuren wussten, dass Popglamour nichts war, das man erlangte, indem man nach den Regeln spielte. Vielmehr war es etwas, wofür man stahl und betrog und log, also musste ein Star wie Boy George nicht im herkömmlichen Sinne gut aussehend oder nur im herkömmlichen Sinne irgendetwas sein. Stattdessen beging man allerlei Schandtaten, um berühmt zu werden, und dann noch weitere, um es zu bleiben, und schloss einen Pakt mit dem Popteufel. Keine andere Musikrichtung wollte Geschöpfe wie diese, aber New Wave musste sie aufnehmen, denn New Wave war die Insel der Außenseiter, mit all den schräg aussehenden Leuten, die beschlossen hatten, umwerfend zu sein, und all den langweiligen Leuten, die beschlossen hatten, schräg auszusehen. All diese New-Wave-Modepüppchen, diese Radar Lovers und Data Pimps und sexy Leckerbissen mit Glitzerkruste krochen aus den Radioboxen hervor und ergriffen Besitz von meiner Welt, drangen vor zu ganz neuen Peroxiden und weideten sich am Jungfrauenopfer meines Körpers und meiner Seele.
    All das entsprach auf geniale Weise dem typischen Teenagergebaren, so zu tun, als sei man jemand anderes. Und auch ich selbst verbrachte damit neunundneunzig Prozent meiner wachen Stunden, wie jeder andere Teen ager auch. Wenn ich einen Bananarama-Song hörte, wünschte ich mir, es gäbe drei von meiner Sorte, damit ich mir die Buchstaben W-O-W auf meine drei Allerwertesten malen und dann hinternwackelnd den ganzen Tag den Bananarama-Dance aufführen könnte.
    MTV hatte vierundzwanzig Stunden am Tag mit Programm zu füllen, und sie hatten nicht genug normale Musik, weshalb sie gezwungen waren, es mit aller Art von abnormaler Musik auszupolstern. So bekam man, wenn man MTV anschaltete, nicht nur die gewohnten Songs mit bewegten Bildern zu sehen, sondern entdeckte jede Menge Musiker, die sich nicht so einfach in den Achtziger-Rockradio-Konsens einordnen ließen, der da lautete: »Rock ist so viel wie Heavy Metal, und alles andere ist Disco.« Und man bekam mit, wie sich diese Außenseiter bewegten, wie sie sich in Pose schmissen und

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