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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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Atomkrieg singt, ist man Nena. Wenn man davon singt, dass man durch Sex einen Atomkrieg ausgelöst hat, ist man Orchestral Manoeuvres in the Dark. Und wenn man über den Atomkrieg singt und über Mädchen, die gar nicht existieren, dann ist man auf der New-Wave-Skala ganz weit oben. (Aber warum legt man sich überhaupt so ins Zeug? Klar, weil man wieder Orchestral Manoeuvres in the Dark ist!) Wenn man hingegen dazu ansetzt, das Wort »Arsch« zu singen, es sich dann aber doch anders überlegt und es durch ein Schlagzeugsolo ersetzt, dann ist man Huey Lewis – und weiter entfernt von New Wave als dieser Mundharmonika spielende Rocksänger kann man überhaupt nicht sein.
    Sicher, all dieses New-Wave-Zeug war ganz schön un sinnig. Aber störte uns das? Nö. Wir mochten es so. »One cheap illusion could still be devine«, sang Peter Godwin schon in »Images of Heaven«, und allein diese Art von pseudotheologischer Argumentation beweist, dass New Wave definitiv die Kirche der verstrahlten Gedanken war.
    Die notwendigen Zutaten zu einem coolen New-Wave-Video waren da schon viel einfacher auszumachen: Erstens brauchte man einen coolen Song, denn wenn man Tom Petty war, dann war es völlig schnurz, wie viel Geld man in sein Video steckte, man würde immer Tom Petty bleiben. Ein heißes Mädel im Video half ebenfalls. Aber ganz entscheidend waren die Schauplätze. Das Ziel der großen Gitarrenhelden ist es immer gewesen, so zu klingen, als würden sie ihr Gitarrensolo auf dem Gipfel einer Bergkette spielen. Aber jetzt konnte man sich wirklich auf einen Berggipfel stellen und mit vom Wind zerzaustem Haar sein Solo spielen, wenn man der Typ von Tears for Fears war.
    Und jetzt, da man nun mal auf einem Berggipfel oder an jedem anderen total bescheuerten Ort spielen konnte, hatte man auch nicht mehr wirklich eine Entschuldigung, es nicht zu tun, oder? Also brachten Echo & the Bunnymen ihr Gitarrensolo gleich auf einem Gletscher. U2 spielten ihres auf einem Gipfel mitten in einem Schneesturm. Man konnte es aber auch an einem Strand in Sri Lanka machen (Duran Duran) oder sich bei Sonnenuntergang auf eine Wüstenebene stellen wie David Bowie in »Let’s Dance« und ein Gitarrensolo mimen, das eigentlich von Stevie Ray Vaughan gespielt wurde. Culture Club drehten »Karma Chameleon« auf einem Raddampfer am Mississippi. Ihr Video hatte eine Story. Storys waren nicht so cool. Aber Boy Georges fingerlose Handschuhe? Definitiv cool.
    Laurie Anderson beklagte, MTV bestünde »nur aus Jungs, die Gitarre unter der Dusche spielen, und Jungs, die Gitarre auf dem Dach spielen«. Beide Ideen waren eigentlich ziemlich genial. Schließlich feierte Dave Ed munds einen Durchbruch mit seinem »Information«-Video, in dem er sein Gitarrensolo vor einem Pissoir darbot. Ich nehme an, irgendjemand hatte es tun müssen. Soweit ich weiß, war Bryan Adams der Erste, der versuchte, in einem leeren Swimmingpool zu rocken. Uuuuuund der Letzte.
    In unserer Cafeteria gab es eine hitzige Debatte, wer als Erster ein Video drehen würde, in dem er gekreuzigt wird und seinen neusten Hit am Kreuz hängend singt. Flynn meinte, es werde Ozzy sein. Ich plädierte für Billy Idol. Wir lagen beide falsch: Es war Def Leppard in »Bringin’ on the Heartbreak«. (Und Joe Elliot besaß sogar die Frechheit, sich auf einem Boot kreuzigen zu lassen, das von Rick Allen offenbar den Fluss Styx hinuntergepaddelt wurde. Diese Typen überließen wirklich rein gar nichts dem Zufall.)
    Wenn mich nicht alles täuscht, wurde der ewig gültige Maßstab im »Location, Location, Location!«-Krieg von Journey mit »Separate Ways« gesetzt, dem Video, bei dem sie im Holzlager sind. Steve Perry singt über sein gebrochenes Herz, während er über einen Stapel Kanthölzer klettert. Journey irren also durch das Holzlager, voll Liebeskummer wegen ihrer Flamme, die sich (selbstredend) im Minirock just in besagtem Holzlager aufhält. Aber wie ist das Mädchen dorthin gekommen? Suchte sie vielleicht ihre Freunde? Hatten die ihr etwa einen Streich gespielt, nach dem Motto: »Hey, Maureen, wir treffen uns nach der Schule alle im Einkaufszentrum … äh, ich mein, in Curlys Holzlager drüben am Hafen. Nee, ohne Scheiß. Holz geht ab. Und vergiss nicht deine hübschen Ohrringe!«
    Aber die totale Absurdität der Szenerie machte den Song nur noch besser, denn sie beweist ohne jeden Zweifel, dass Steve Perry sich nicht schämte, als er die Zeile »We’re caught between confusion and pain!

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