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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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me«-Style und gingen dann mit Glanz und Gloria unter. Aber das passte zu dem Song. Es war Teil der Faszination, die von ihnen ausging. Sie waren nur fauler Zauber, aber diesen Zauber haben sie nie preisgegeben.
    Ich frage mich, warum mich fauler Zauber als Teenager mehr angesprochen hat als Wahrhaftigkeit? Aber so war es nun mal. Ich glaube, es hat damit zu tun, dass ich mit acht einmal eine lange Zeit im Krankenhaus verbringen musste. Sechs Wochen mit Lungenentzündung im Bett zu liegen ist verdammt lang in dem Alter. Oft hatte ich zu hohes Fieber, um mich auf ein Buch konzentrieren zu können, und der Fernseher in meinem Krankenzimmer hatte bloß ein paar Programme. Aber jeden Tag um vier schaute ich The Banana Splits an, eine Kindersendung über vier lustige Tierfiguren, die … okay, vier Typen in Tierkostümen, die so taten, als seien sie eine Rockband, und in einem skurrilen, psychedelischen Klubhaus wohnten. Es war eine dieser verstrahlten Kinderfernsehshows aus den Siebzigern, die durch die zahllosen Wiederholungen überraschend langlebig geworden sind, wie zum Beispiel Scooby Doo . Ich freundete mich mit den Splits regelrecht an. Für mich waren sie wahre Wunderheiler. Fleegle (der Hund), Bingo (der Affe), Drooper (der Löwe) und Snorky (der Elefant) waren eine Art Dschungel-Kulturverein, und sie trösteten mich ungemein.
    Ihr bester Song war »You Can Buy Soul« – aus irgendeinem Grund sangen die Banana Splits gern über die Seele, ein erstaunliches Thema für eine Band, die aus seelenlosen Comicfiguren bestand. Aber sie hatten noch andere tolle Songs wie »I Enjoy Being a Boy« und »Doin’ the Banana Split«, die beide auf einer speziellen 45er-Single erschienen, die man aus der Rückseite einer Schachtel Kellogg’s Frosties ausschneiden konnte. Viel Talent und Energie wurden an diese Lieder verschwendet, viel mehr, als eigentlich sinnvoll war, wenn man bedenkt, dass sie niemals die entsprechende Anerkennung erfahren würden oder auch nur von irgendjemandem jenseits der Pubertät gehört werden würden. Mir tat vor allem Snorky leid, der nie zu Wort kam (geschweige denn zum Singen), und immer bloß Keyboard spielte. Ich hatte im Krankenhaus so viel Zeit, dass ich eigens für ihn maßgeschneiderte Strophen schrieb, die er zu den Liedern singen konnte. (Ich habe sie ihm nie geschickt.) Die Banana Splits hatten etwas sehr Tröstliches an sich, obwohl ich wusste, dass sie keine echten Tiere waren – und ich zu jung war, um Oscar Wilde zu kennen und zu verstehen, was er meinte, wenn er schrieb: »Gib ihm eine Maske, und er wird dir die Wahrheit sagen«, aber ich wusste, was Fleegle und seine Truppe mir zu erklären versuchten. »I Enjoy Being a Boy« war so ein schöner Song, es war, als müssten sie sich hinter den Tiermasken verstecken, um ihn singen zu können, ohne dahinzuschmelzen. Oder im Boden zu versinken. Es schien, als seien die Splits die Einzigen, die sich hinter ihren Masken trauten, ehrlich zu sagen, was sie an der Vorstellung mochten, Mädchen zu sein: nämlich dann mit Mädchen zusammen sein zu können. Die Splits waren völlig anders – realer – als die Jungs, die ich aus der Schule kannte, mit ihrer grenzenlosen Dummheit und all ihren Gemeinheiten. Es war ein gutes Training für einen Popmusikfan wie mich, denn ich machte mir keine großen Gedanken darüber, wovon die Musik beeinflusst war; mich interessierte lediglich, was am Ende herauskam.
    Zu der Zeit hatten alle Fernsehshows für Kinder eigene Rockbands: Josie and the Pussycats, The Archies, The Chan Clan, Lancelot Link and the Evolution Revolution, Fat Albert and the Junkyard Band. Sie spielten am Ende von jeder Folge einen Song, der uns noch einmal in Erinnerung rufen sollte, was wir gerade gelernt hatten. Manchmal wurde es ziemlich abgefahren wie bei den Glamrock-Absonderlichkeiten von Kaptain Kool and the Kongs. Es gab eine Folge von Electra Woman and Dyna Girl , in der die beiden Hauptfiguren die Welt vor einem bösen, durchgeknallten Genie namens Glitter Rock retten mussten, der eine regenbogenfarbene Afroperücke trug und mit jedem seiner Gitarrenriffs massive Zerstörungen anrichten konnte.
    All diese gefakten Bands weckten in mir die Vorliebe für Popstars, die das Wahrhaftigkeitsgehabe ablehnten, die Pose des Ich-mein-es-wirklich-so. Vermutlich besteht ein direkter Zusammenhang zwischen all den Cartoonbands, mit denen ich als Kind in den Siebzigern aufwuchs, und den New-Wave-Posern, die ich in den Achtzigern

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