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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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und die menschliche Gattung ist eine Kloake aus Banalität und Verdorbenheit, und Lieder wie »Shiny Shiny« sind die Wunden, die wir von der Peitsche des Universums davontragen. Aber die zweite Frage ist ziemlich vertrackt. Die einzige Antwort, die ich darauf finden kann, lautet: »Ich.« Aber da es dort draußen unbestreitbar noch jede Menge anderer Leute gab, die tatsächlich Geld für die Platten von Haysi Fantayzee ausgaben, ist die Antwort sicherlich noch nicht zufriedenstellend.
    Ich kenne nicht viele andere Haysi-Fantayzee-Fans. Hin und wieder habe ich den Song Leuten vorgespielt, die daraufhin sagten: »Mhm, interessant.« Allerdings auf eine Weise, dass es eher klang wie: »Okay, dieser Raum hat zwei Ausgänge, das Fenster und die Tür. Wenn dieser Song nicht bald aufhört, werde ich mich für das Fenster entscheiden.« Also bleibt die Möglichkeit bestehen, dass eigentlich niemand außer mir diesen Song mag. Für mich wäre das okay. Das gehört nun mal zum Fansein dazu – manchmal ist es eine einsame Angelegenheit, sein Herz einem Song zu verschreiben, besonders wenn es sich dabei um einen Song handelt, den wirklich keiner sonst mag u nd der von einer idiotischen Band mit idiotischem Namen und Typen mit idiotischen Frisuren stammt. Jeder hat so etwas in seinem Leben, sei es nun ein Song, den keiner sonst leiden kann, oder die Schwärmerei für eine Berühmtheit, die alle anderen furchtbar finden, oder eine Mannschaft, die immer nur verliert. Wir alle haben unsere Haysi Fantayzees. Suchen wir uns sie aus – oder sie sich uns?
    Ein-Hit-Wunder befinden sich übrigens in bester Gesellschaft. Es ist ein Trugschluss, dass wahre Künstler eine lange, produktive Karriere haben müssen. William Wordsworth hat die moderne Dichtung in nur einem fulminanten Jahrzehnt zwischen 1795 und 1805 begründet, aber dann ruhte er sich auf seinen Lorbeeren aus und brachte die restlichen fünfundvierzig Jahre seines Lebens nur noch absoluten Müll heraus. Walt Whitman schrieb seine herausragendsten Werke in den Jahren zwischen 1855 und 1865 und die nächsten siebenundzwanzig Jahre nur noch grottenschlechtes Zeug. T. S. Eliot? Zehrte das komplette zwanzigste Jahrhundert von einer Handvoll Gedichten aus seiner von 1915 bis 1925 währenden Glückssträhne. Das Ausbrennen wurde also nicht erst von den Rockstars unserer Zeit erfunden. Bei ihnen geschieht es bloß lauter.
    Es ist schwer vorherzusagen, welches Ein-Hit-Wunder dauerhaft für seinen Hit berühmt sein wird und welches wieder in der Bedeutungslosigkeit versinkt. Wenn man sich 1983 oder auch 1993 umgehört hätte, dann wäre niemand auf die Idee gekommen, zu behaupten, dass man sich eines Tages an Kajagoogoo als das perfekte Ein-Hit-Wunder der Achtzigerjahre erinnern würde. Ihr Song »Too Shy« ist unsterblich geworden. (Ich persönlich finde ja, dass »Hang On Now« einen viel nachdenklicher stimmenden und inspirierenderen Ausdruck des Kajagoogoo-Ethos darstellt.) Aber wie auch immer, jeder, der Popmusik mag, kennt die Hits von Kajagoogoo und Dexy’s Midnight Runners und Tommy Tutone. Aber nicht die von Haysi Fantayzee oder Total Coelo oder The Belle Stars. Ich will damit nicht sagen, dass sie weniger berühmt sind, als sie es verdient hätten. Ich werfe nur die Frage auf, warum gerade sie nicht berühmt sind.
    Das gilt natürlich für die Ein-Hit-Wunder aus allen Phasen der Popmusikgeschichte. Zum Beispiel höre ich »Brandy (You’re a Fine Girl)« und »Play That Funky Music« jetzt in einem Jahr öfter als in den gesamten Sieb zigerjahren zusammen. Diese beiden Lieder sind heute viel berühmter und populärer als zu dem Zeitpunkt, als sie veröffentlicht wurden. »Y.M.C.A.« war vielleicht einen Monat lang ein Hit und verschwand dann für mehr als ein Jahrzehnt fast völlig von der Bildfläche, aber die Chancen stehen nicht schlecht, dass man es im Lauf der nächsten Woche irgendwo zu hören bekommt, insbesondere dann, wenn man eine Hochzeit besucht, ein Base ballspiel oder einen Wettkampf im Schlammcatchen. Wohingegen ich das größte Ein-Hit-Wunder der Siebzigerjahre, das genaugenommen auch der größte Hit des Jahrzehnts war, Debbie Boones »You Light Up My Life«, seit es damals herauskam, nie wieder gehört habe. Wie kommt es, dass »Y.M.C.A.« unsterblich ist, während »Undercover Angel« und »Heaven on the 7th Floor« völ lig aus unserem kollektiven Gedächtnis verschwunden sind? Manche Songs erfahren durch Soundtracks, Werbespots oder Sportveranstaltungen

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