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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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Bourbon trinkt und über die Ladys lamentiert. Er hält nichts davon, häuslich zu werden. »Heirate, und du gehst in der Statistik unter.«
    »Ja«, erwidert der Barkeeper darauf, »und wenn du Single bleibst, endest du damit, den Barkeeper vollzuquatschen.«
    »The Crying Game« ist definitiv ein Barkeeper, den ich zu lange vollgequatscht habe, also musste ich ihn hinter mir lassen und ging davon aus, dass ich ihn mir nie wieder würde anhören können. Ich hatte also schon vorher aufgehört, ihn zu spielen – aber Ally erweckte ihn wieder zu neuem Leben für mich. Manchmal hilft einem Karaoke also auch dabei, die Erinnerungen wachzurütteln und einen altbekannten Song auf ganz neue Weise zu hören. Wenn es zu schmerzlich ist, ein Lied zu Hause zu hören, dann kann eine Karaokebar ein sicherer Ort sein, um es noch einmal mit ihm zu versuchen.
    Bis Anfang der Neunziger hatte ich keine Ahnung, dass Karaoke überhaupt existiert. Doch dann machte in Charlottesville eine Bar namens Mingles auf. Wie in jedem Karaokeladen gab es auch dort ein Elvis-Double, das die ganze Zeit allein an der Bar rumhing und auf seinen großen Durchbruch wartete. So ein Elvis-Verschnitt singt immer »The American Trilogy«, und am Ende reckt er die geballte Faust in die Höhe und schreit: »Seine Wahrheit lebt weiter!« Dann setzt er sich wieder allein an die Bar. Auch andere Gäste bringen Elvis-Songs, aber keiner toppt das Elvis-Double. Manche Dinge sind eben unumstößlich.
    Ich war schon mitten in meinen Dreißigern und an einem trüben Punkt in meinem Leben angelangt, ein trauriger Witwer, der der üblichen sozialen Interaktionen überdrüssig geworden war, als ich zum ersten Mal Karaoke sang. Und ich stellte fest, dass es mir viel leichter fiel zu singen, als zu reden. Als ich dann noch feststellte, dass einige meiner Freunde genauso gerne sangen wie ich, wurde Karaoke zu meiner neuen Leidenschaft, zu meiner bevorzugten Form des sozialen Miteinanders. Meine Freundin Laura lernte ich kennen, als ich eines Abends »Young Americans« sang und sie sich einfach ein Mikro schnappte und den Backgroundgesang beisteuerte. Unnötig zu erwähnen, dass wir seither gute Kumpel sind.
    Laura beklagt oft, dass das echte Leben nicht mehr wie Karaoke ist. »Warum habe ich beim Karaoke all das Selbstbewusstsein, das mir sonst in allen Lebenslagen fehlt?« Dieselbe Frage stelle ich mir auch manchmal.
    Ein Karaokeseparee betrat ich 2001 zum ersten Mal, an einem Abend, als wir es leid waren, die ganze Nacht in irgendeinem Saftladen im East Village herumzuhängen und darauf zu warten, dass unser Song endlich aufgerufen wurde. Nils und Jennie schleppten mich nach Koreatown. Den restlichen Abend verbrachten wir in einem kleinen Raum, der von oben bis unten verspiegelt war. Ich kam mir vor wie in einem Film mit Robert Downey Jr. – derselbe Soundtrack, aber nur eine Droge: Karaoke. In dieser Nacht bekam ich einen Crashkurs darin, wie man das Mikro beherrscht und sich ganz dem Song hingibt. Wir unterwarfen uns gegenseitig einer Auswahl, die sich vom Unvermeidlichen (»Lovergirl«) über das Unsingbare (»Word Up«) bis hin zum Unmissverständlichen (»Physical«) erstreckte. Als wir am nächsten Morgen gegen zehn wieder auf den Gehsteig hinaustaumelten, schon etwas zu spät dran für die Arbeit, witzelten wir darüber, wie heruntergekommen wir aussahen, und rieben uns im hellen Sonnenlicht die müden Augen wie jugendliche Ausreißer aus einem Aerosmith-Video. Aber ich war ein neuer Mensch, auch wenn dieser neue Mensch sich fühlte wie Cyndi Lauper, die im Morgengrauen nach Hause taumelt. Genauso wie mit Geld ändert sich auch mit Karaoke alles.
    Mittlerweile hopst Ally auf der Couch herum und gibt noch einmal »Going Back to Cali« zum Besten. Asif und Jennie hatten es vorher verpasst, weil sie draußen eine rauchen waren, und darauf bestanden haben, dass sie es noch einmal singt. Niemand macht es etwas aus, es ein zweites Mal zu hören: »Going back to Cali, Cali, Cali!«, singt Ally. »Yo, I don’t think so!«
    Ich hatte es davor verpasst, als sie »Fascination Street« von The Cure sang, aber ich bitte sie nicht, es zu wiederholen. Schließlich kann man später noch darauf zurückkommen. Und es gibt schließlich andere Songs, die jetzt wirklich mal an der Reihe sind.
    Im Sing Sing werden wir um vier Uhr vor die Tür gesetzt. Es kommt jedes Mal ein bisschen Wehmut auf, wenn es Zeit wird, die letzten Lieder des Abends einzutippen. Jeder wählt seinen

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