Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
Rest weiter an das Mädchen neben mir, das sich auch welche nahm und die übrigen dann weitergab. Sie lächelte. Ich lächelte zurück. Die Replacements betraten die Bühne und fingen an, »Hold My Life« zu spielen. Es war purer Lärm, pure Zerstörung. Alle schubsten, rempelten und hüpften – genau wie ich. Paul Westerberg jaulte durch seine Mähne hindurch etwas von Kleinstadtverlierern und den Verlockungen der Großstadt. Tommy Stinson zog die Backen ein und plusterte sich vor den Mädels auf. Bob Stinson rief uns immer wieder »Ya gotta boo!« zu, und der Kerl neben mir ruderte wild mit den Ellenbogen und schrie lauthals nach »Take Me Down to the Hospital«.
Die Replacements sprangen von einem Lied zum nächsten: »Left of the Dial«, »I Will Dare«, »Bastards of Young«. Sie spielten die erste Strophe von »Kiss Me on the Bus«, aber dann wurde es ihnen wohl zu fad, und sie brachen ab. Paul sagte: »Okay, ihr Weicheier, jetzt kommt ein Song von Aerosmith«, und legte mit »My Fist Your Face« los. Sie spielten die Titelmelodie der TV-Serie Green Acres mit Paul als Eddie Albert und Tommy als Eva Gabor. Sie fingen an, Scheiß zu machen, und tauschten die Instrumente. Bei »Waitress in the Sky« saß Paul am Schlagzeug. Sie schlurften von der Bühne, nur Bob blieb zurück und spielte eine Soloversion von »What Is and What Should Never Be«. Als keiner von ihnen mehr stehen konnte, kamen die Young Fresh Fellows auf die Bühne, griffen sich die Instrumente und spielten das Kon zert zu Ende. »Wir sind das Replacement für die Replacements«, verkündete der Sänger. Sie waren grotten schlecht. Es war großartig.
Der Abend war unbeschreiblich toll. Ich fühlte mich unzerstörbar, oder zumindest unzerstört, lebendiger als jemals zuvor. Ich ging aus dem Konzert mit dem Gefühl, dass ich alles tun, alles wagen, mich in alles stürzen könnte. Wir gegen den Rest der Welt. Das Gefühl »Ich allein gegen den Rest der Welt« war ich ja gewöhnt, aber »Wir gegen den Rest der Welt« machte viel mehr Spaß. Meine Ohren dröhnten den ganzen Nachhauseweg über, und ich wollte nicht, dass es aufhörte. Ich wollte irgendetwas losmachen. Es war das beste Punkrockkonzert, auf dem ich je war.
Den Zigarettenstummel, den ich aus Paul Westerbergs Aschenbecher geklaut hatte, trug ich noch immer stolz in der Hosentasche. Ich nahm ihn mit nach Hause. Am nächsten Tag schickte ich ihn dem Mädchen in Nova Scotia. Sie schrieb mir zurück: »Das Ding stinkt ziemlich übel.« Ganz klar, sie und ich waren nicht füreinander gemacht. Aber die Replacements und ich? Füreinander gemacht. Aber so was von.
THE SMITHS
»Ask«
1986
Man erinnert sich an die Schlussszene in St. Elmo’s Fire , in der sich alle an der Bushaltestelle von Rob Lowe verabschieden. Rob Lowe nimmt Judd Nelson am Arm, schaut ihm in die Augen und flüstert: »Lass sie nicht gehen.« Judd lässt den Kopf hängen, denn er weiß, dass Rob Lowe recht hat (das hat er immer), und dass er an Ally Sheedy festhalten muss, obwohl sie gerade in der Dusche mit Andrew McCarthy gepoppt hat. Das ist ein schöner Augenblick.
Wir haben alle unsere Ally Sheedys, die Dinge, an denen wir festhalten und die wir nicht einfach an der Bushaltestelle zurücklassen würden. Jeder Mensch hat seine ganz persönliche Ally Sheedy, und meine ist Stephen Patrick Morrissey. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, einen lahmeren, dümmeren und unglücklicheren Menschen aus mir zu machen. Ich kann ihn nicht hinter mir lassen, weil ich es schon versucht habe und er mir trotzdem folgt, egal wohin ich gehe. »Six years on your trail«, heißt es in dem Song »Half a Person« von The Smiths. Schön wär’s, wenn ich so leicht davongekommen wäre.
Das erste Album der Smiths kam heraus, als ich achtzehn war, und ich brauchte exakt achtzehn Sekunden (dieser erste »and you maaaade« Sturzflug in »Reel Around the Fountain«), um zu wissen, dass das meine neue Lieblingsband im ganzen Allesversum war. Ich war jung und leicht zu beeindrucken und suchte händeringend nach einem Vorbild, und dieser Typ wusste einfach alles.
Morrissey war meine Mrs. Garrett, die Wohnheimmutter aus der Serie The Facts of Life , eine tröstliche Erwachsenenfigur, die so manches weise Wort für mich parat hatte.
»Ach, Stephen Patrick … Ich bin ein bisschen deprimiert.«
»There’ll be blood on the cleaver tonight.«
»Wie bitte?«
»You should never go to them. Let them come to you. Just like I do.«
»Wow! So hab
Weitere Kostenlose Bücher