Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
einen Vollidioten halten. Und doch übersetzt praktisch jeder Teenager auf Erden seine tiefsten sexuellen und romantischen Sehnsüchte in Fantasievorstellungen.
Warum sind wir so? Wer weiß das schon. Ich war in der Blüte meiner frühen Männlichkeit mit all dem vermeintlichen Elan der Jugend, und doch verhielt ich mich gegenüber allen, die mir begegneten – mich selbst eingeschlossen –, mürrisch und ablehnend. Ich überließ meinem Walkman das Reden, und alles, was er zu sagen hat te, war: »Bleib mir bloß vom Hals.« Ich wäre sicher genauso gewesen, wenn ich die Smiths nie gehört hätte, aber es war Morrissey, der mich davon überzeugte, dass meine fürchterlichsten Eigenschaften eigentlich heroische Verhaltensweisen waren. Ich nehme an, dafür sind Rockstars da.
Ich nahm es ungeheuer ernst, ein Fan der Smiths zu sein. Ich fragte mich, was »vicars«, »moors« und »rusty spanners« waren. Ich war wie gebannt davon, wie Morrissey Wörter wie »plagiarize«, »guts« und »delicate« aussprach – war das so ein Briten-Ding oder nur eine Marotte von ihm? Ich liebte den Song, in dem Morrissey gestand, er habe einen Albtraum, der schon zwanzig Jahre, sieben Monate und siebenundzwanzig Tage andauerte. Da ich annahm, dass er damit sein ganzes bisheriges Leben meinte, rechnete ich mir aus, dass ich genau am 29. September 1986 ebenso alt werden würde, und wartete voller Spannung auf die Erkenntnisse, die sich auch mir dann offenbaren würden. Wie sich herausstellte, passierte an diesem Tag rein gar nichts, außer dass ich, soweit ich mich erinnere, ein paar Waffeln gegessen habe.
Ich bildete mir ein, ein intimer Kenner der Stadt Manchester zu sein, allein durch Morrisseys Songs. Der Typ hatte es wirklich mit Örtlichkeiten: unter der Eisenbrücke, die Gasse bei der Bahnstation, der Springbrunnen, der Innenhof, der Hörsaal, die düstere Unterführung, das YMCA-Gebäude – puh. Das sind ganz schön viele Ecken, besonders für einen Typen, der nie bei seiner Mutter ausgezogen ist. Aber wie Morrissey wusste, war mein Zimmer sowieso der furchteinflößendste Ort überhaupt.
Nach dem zweiten Smiths-Album Meat Is Murder , das im Frühjahr 1985 herauskam, trennte ich mich von Morrissey, weil er einfach … ein zu großer Penner war. Ich wollte ganz dringend aus der trostlosen Stadt ausbrechen, die ich mit Morrisseys Hilfe in meinem Kopf errichtet hatte. Mein Leben war total trübselig geworden – ich saß bloß noch stumpfsinnig und deprimiert in meinem Wohnheimzimmer herum, zu beschäftigt mit meiner Schwermut, als dass ich mich auf meine Arbeit hätte konzentrieren können, zu verunsichert, um mich zu rasieren, ans Telefon zu gehen oder gar das Haus zu verlassen. Morrissey hatte sich in eine öde Selbstparodie verwandelt, und ich mich mit ihm. Ich muss zugeben, das war recht zynisch von mir. Ich hatte mich von einem, der die Smiths vergötterte, verwandelt in einen, der sie verachtete. Und es wurde noch übler. Ich fing an, sie für all meine Probleme verantwortlich zu machen – also, wenn mich das nicht zu einem wahren Smiths-Jünger gemacht hat, was dann? Schließlich hatte Morrissey mir alles darüber beigebracht, wie man für seinen eigenen miesen Charakter Leute verantwortlich macht, die man noch nie getroffen hat. In gewisser Weise war mein Hass auf sie der ehrlichste Ausdruck meiner Anhängerschaft. Wie Darth Vader, der sein Lichtschwert auf Obi-Wan Kenobi richtet, hatte ich bewiesen, dass der Trottel-Schüler zum Trottel-Meister geworden war.
Ich überspielte Meat Is Murder mit dem neuen Madonna-Album Like a Virgin . Sie war ein weiterer aufdringlicher und fordernder Egomane in meinem Leben und ebenso wenig vertrauenswürdig wie Morrissey. Sie redete genauso viel Mist und war nur darauf aus, mich zu manipulieren, aber ich hatte das Gefühl, es war an der Zeit, ihrer Art von Mist mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Zumindest konnte sie mich etwas lehren, was ich noch nicht wusste. Und obgleich ich irritiert von ihrer Sicht auf die Welt war, gefielen mir ihre Songs doch sehr viel besser als die auf Meat Is Murder .
Ich zwang mich, mein Zimmer zu verlassen, und besuchte Indierockkonzerte, auch wenn mir gar nicht danach war. Die DJs in den Clubs legten die Platten von den Smiths auf, und die New-Wave-Mädchen mit dem voluminösen Haar wurden munter, wenn sie ihre Songs hörten. Was stimmte nicht mit diesen Mädchen?
Dann, gerade als ich mich mühevoll von den Smiths gelöst hatte, taten sie etwas wirklich
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