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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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Impulskauf, der ein paarmal auf einem zerkratzten Walkman abgespielt werden konnte und dann in den Müll wanderte.
    So etwas wie eine Karriere der Kassettensingle gab es nicht. Niemand wollte den Anschein erwecken, als schere er sich um sie, also waren die Cover und die Verpackung mit Absicht schäbig gestaltet. Aber die Kassettensingle konnte Dinge mit dem Klang der Achtziger und Neunziger anstellen, wie es weder die Vinyl noch die CD-Single vermochten. Je glänzender, funkelnder und höhenlastiger die Aufnahme war, desto geschmeidiger passte sie sich an die knappen Speicherkapazitäten an. Die Kassettensingle war für minderwertigen Sound gemacht, auch darin ähnelt sie dem MP3-Format – wenn man einen Hit von Paula Abdul oder den Fine Young Cannibals auf Vinyl oder CD einlegte, dann hörte man sofort, wie quietschig und dünn sie produziert waren. Aber auf einer billigen kleinen Kassettensingle klangen diese Hits riesig. Sie waren außerdem wie gemacht für Karrieren ohne Bestand, weshalb auch die meisten meiner Lieblingskassettensingles von Ein-Hit-Wundern stammten. Bei ihnen ging es einfach nur um Spaß und nichts als Spaß. Allein die Vorstellung von kulturell bedeutenden Kassettensingles ist absurd – das war es ja gerade, was sie ausmachte.
    Die Kassettensingle war perfekt für Teenager: Alben waren für Erwachsene, aber die Kassettensingle kam daher als das schrottigste Abspielmedium, das je entwickelt wurde. Wer seine Musik auf Kassettensingles verscherbelte, konnte sich sicher sein, dass erwachsene Besitzer von CD-Playern sie niemals anrühren würden. Zwischen 1988 und 1991 verdreifachte sich der Preis für ein Album praktisch und ist von da an nie wieder gesunken; die Kassettensingle war das logische Resultat davon.
    Das mag auch der Grund dafür sein, dass sie über die Jahre mehr und mehr herabgewürdigt und verschmäht worden ist. Aber es ist Zeit, der selbstlosen Kassettensingle zu huldigen, denn sie gab uns so viel und erwartete so wenig. Die Kassettensingle erfüllte zu ihrer Zeit ihren technisch festgelegten Zweck und verschwand dann sang- und klanglos von der Bildfläche. So etwas wie sie wird es nie wieder geben.
    Zu Ehren der Kassettensingle soll hier ein schlichter Schrein für die dreißig historischen Lieblingslieder errichtet werden, die dieses kleine, aber starke Stück Plastik definiert haben. Einige habe ich von meiner jüngsten Schwester Caroline geklaut. Andere kaufte ich für sie, um sie mir dann von ihr zu »leihen«, als seien sie die Ausgabe des Sassy -Magazins vom letzten Monat. Wieder andere habe ich gekauft, und sie hat sie mir geklaut. Wer kann da schon den Überblick behalten? Heute lagern sie alle in irgendwelchen Schuhkartons, die meisten davon in Carolines Keller, wo sie ihre heute fünfjährige Tochter sicher bald ausgraben wird, um dann all die Fragen zu stellen, die jede Mutter gerne hört: »Mommy, wer ist Bobby Brown? Was soll NKOTB heißen? Was ist ein ›Wild Thing‹?«
    Einige der Songs auf den Kassettensingles sind zu ewigen Klassikern geworden (die meisten nicht). Aber kein einziger stammt von einem respektablen, erwachsenen Künstler, weil die diese Dinger nämlich mieden wie die Pest. Wenn man Sting ist und gerade einen gefühlvollen, jazzigen Song geschrieben hat, in dem sich »Mephisto« auf »Herbstwind« reimt, will man ihn dann in einer pink-grün gestreiften Papphülle mit einer Packung Kaugummi daran sehen? Nein! Sting mochte sicher Geld, aber so sehr auch wieder nicht.
    Wenn man seinen Song auf Kassettensingle veröffentlichte, hieß das, man war verzweifelt. Aber es bedeutete auch, dass man alles versuchte.
    Die folgende Liste enthält Relikte sowohl aus den Acht ziger- als auch den Neunzigerjahren, damit das gesamte Spektrum meiner Liebe für dieses Format sichtbar wird:
    Tone Loc, »Funky Cold Medina« (1988)
    Was The Kingsmen für die Rock-’n’-Roll-Single waren, was Henry Fielding für den englischen Briefroman war, was Tim Conway für die Golfsatire war, war Tone Loc für die Kassettensingle. Wenn ich eine Kassettensingle auf eine einsame Insel mitnehmen könnte, was zugegebenermaßen etwas bescheuert wäre, dann diese.
    Tone Loc, »Wild Thing« (1988)
    Oder vielleicht auch diese.
    Paula Abdul, »Forever Your Girl« (1989)
    Lange bevor sie die sich ganz bestimmt nicht auf Drogen befindende Jurorin von American Idol wurde – und kommen uns diese Tage heute nicht schon wie ein Traum vor, zu schön um wahr zu sein –, wollte sie einfach nur

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