Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
sie sich keinen Deut von denen unterschied, die ich ihm aus der Drogerie hätte mitbringen können. Der einzige Unterschied lag darin, dass er sie ohne meine Hilfe besorgt hätte, wenn sie denn irgendwann mal mit der Post gekommen wäre. Aber sie kam nie. Er schrieb der Firma einen Mahnbrief, und ich brachte ihn zur Post. Ich schrieb selbst auch noch einen Brief und steckte ihn mit in den Umschlag. Er war nicht ganz so höflich wie der meines Großvaters, weil ich ziemlich wütend war. Als ich ihn formulierte, spürte ich, dass es meine Mutter war, die da schrieb. Es war die erzürnte Art von Briefen, die sie so oft an unsere Lehrer oder Schulleiter gerichtet hatte. Es war die Art von Brief, den sie geschrieben hätte, wenn sie um die Sache mit den Zehennägeln und die Nagelschere gewusst hätte. Ich schrieb ihnen, wenn sie es wirklich nötig hätten, einen alten Mann um drei Dollar fünfzig zu betrügen, bitte sehr, aber dann seien sie echte Arschlöcher. Eine Woche später kam die Schere.
Am späten Abend kniete ich wieder am Küchenboden, schnitt in die Haut meines Großvaters und spürte, wie er zusammenzuckte. Meine Hände waren blutig. Auf den Knien am Boden verrichtete ich einen Liebesdienst. So lernte ich einmal mehr: Mit Liebesdiensten holt man sich blutige Hände, und sie machen einsam.
L’TRIMM
»Cars with the Boom«
1989
Das erste Mal, dass ich mir Interceptor – Phantom der Ewigkeit anschaute, war zusammen mit einem Mädchen. Es war das größte Achtziger-Teentrashmelodram, das ich je gesehen hatte, was vermutlich der Grund dafür war, dass ich es gemeinsam mit ihr guckte. Renee hatte ihren üblichen Freitagabend-Babysitter-Gig in Batesville, und obwohl ich erst ein paar Wochen mit ihr zusammen war, hatte ich bereits den Status des Kerls erlangt, der auftaucht, um der Babysitterin die Zeit zu vertreiben. Darauf hatte ich schon lange gewartet. Mr. und Mrs. Sorrell hatten einen gut gefüllten Kühlschrank und Kabelfernsehen, beides ein Novum für zwei ausgehungerte Studenten aus Charlottesville. Also verputzten wir, sobald Klein-Lindsey eingeschlafen war, eine ganze Schachtel Chicken-in-a-Biskit-Cracker, tranken Rolling-Rock-Bier und schauten uns schrottige Filme an. Eine flauschige Couch, die größer war als meine Wohnung? Genial! Ein Kühlschrank voll Bier? Genial! Interceptor ? Hm, okay, lassen wir das.
Es ist eine Art New-Wave-Soap, die in einer Kleinstadt in Arizona spielt, mit Sherilyn Fenn als das typisch amerikanische Strandhäschen und der etwas absurden Note, dass sie ein Strandhäschen mitten in der Wüste ist, wo das Schwimmloch erst mit Bulldozern ausgehoben werden muss. Charlie Sheen ist der geheimnisvolle neue Kerl in der Stadt, der auch schon in seinem letzten Leben rein zufällig ihre große Liebe war. Aber er war von einer bösen Gang von Motorradpiraten, die die Highways unsicher macht, heimtückisch ermordet worden. Nun ist er aus dem Weltall auf die Erde zurückgekehrt, um sich an den Bikern zu rächen, Sherilyn für sich zu beanspruchen und in diesem wirklich coolen schwarzen Superschlitten, dem Turbo-Interceptor, herumzuheizen, der aussieht wie ein Raumschiff auf Rädern. Die Motorradpiraten tragen Lederjacken und haben Namen wie Skank oder Og, aber mit Charlie Sheen können sie es trotzdem nicht aufneh men.
»Er ist ein Gespenst!«, stottert Skank, als er den anderen bösen Jungs in ihrem unterirdischen Versteck das Phänomen Charlie Sheen zu erklären versucht. »Ein Geist, Mann! Ein böser Geist, und das ist nicht witzig!«
Wir fanden jede Minute dieses erbärmlichen Films toll, auch wenn praktisch alle Szenen aus Denn sie wissen nicht, was sie tun , Purple Rain oder irgendeinem anderen Halbstarkenfilm geklaut sind. Randy Quaid spielt den Sheriff, der versucht, die mysteriösen Todesfälle aufzuklären, aber wie alle anderen in dieser Stadt hat anscheinend auch er noch nie einen Fernsehfilm gesehen und somit keine Ahnung, dass Charlie Sheen der Geist ist. Der Soundtrack ist die Essenz des Achtziger-Jahre-Gedudels: Billy Idols »Rebel Yell«, Nick Gilders »Scream of Angels«, Ozzys »Secret Loser«.
Die Romanze steht ganz klar unter einem schlech ten Stern, denn während Charlie irgendwo aus der großen blauen Ferne kommt, trägt Sherilyn einen knall roten Bikini, und dieses Mädchen ist definitiv aus Fleisch und Blut. Sie arbeitet in einer Drive-In-Burgerbude als Rollschuhkellnerin, was mit sich bringt, dass sie über den Parkplatz rollert und zu Robert Palmers
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