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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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High Sligo wäre? Dort liege im Augenblick hüfthoch der Schnee und eigne sich daher ideal dazu, die Marines der Nike erneut zu stählen. Wenn Colonel Ramirez Wüstengebiete bevorzuge, gebe es noch immer Camp Maastricht im Herzogtum von West Wind … Aber der Colonel hing mit ganzem Herzen an Gryphon. Soldaten, die so völlig außer Kampfform seien wie die seinen, erforderten wahrhaft forderndes Terrain, und nur wenig war fordernder als Gryphon im Winter. Nicht nur, daß die extreme Achsneigung des Planeten für ›interessante‹ Wetterbedingungen sorgte, die Hälfte seiner Oberfläche bestand aus nach wie vor unberührter Wildnis. Unglücklicherweise besaß das Bataillon keine Möglichkeit, von Manticore nach Gryphon zu gelangen. Die Komponenten des Doppelsterns Manticore hatten gerade erst den Punkt des geringsten Abstandes voneinander durchlaufen, aber den G0- und den G2-Stern trennten trotzdem fast elf Lichtstunden. Die Pinassen der Nike hätten zweieinhalb Tage gebraucht, um diese Distanz zurückzulegen, und das war doppelt so lang, wie ihre Lebenserhaltungssysteme bei Vollbelegung mit Truppen durchhalten würden.
    Offenbar mußte Colonel Ramirez sich also mit Camp Justin zufriedengeben, doch das Schicksal geht oft seltsame Wege. Über einer Runde Drinks erwähnte er sein Problem eines Abends gegenüber Captain McKeon, welcher eine Gelegenheit sah, die Beziehungen zwischen den Teilstreitkräften zu verbessern. Er und Commander Venizelos von HMS Apollo waren nämlich zur Teilnahme an einer Abwehrübung um Manticore B eingeteilt, und wenn sie in den Schiffen ein wenig zusammenrückten, dann könnten sie das gesamte Marineinfanteriekontingent der Nike und seine Pinassen mit einem kurzen Ausflug in den Hyperraum nach Gryphon schaffen.
    Der Colonel hatte das Angebot angenommen und sich im Namen des Corps bedankt. So kam es, daß HMS Prince Adrian , HMS Apollo und knapp sechshundert zusätzliche Marineinfanteristen genau nach Zeitplan in Richtung Gryphon aufbrachen.
     
    »Also, Scotty, warum wollen Sie mitkommen?« fragte Major Hibson.
    Lieutenant Scotty Tremaine, Zwoter Taktischer Offizier von HMS Prince Adrian , der außerdem die Aufgaben des Hangarkontrolloffiziers versehen mußte, sah zu, wie sie einen frischen Streifen Kaugummi auswickelte. Gummikauen wurde von Tremaine als eines der abstoßenderen Laster der Menschheit betrachtet, dem Major mußte er jedoch Zugeständnisse machen. Er kannte sie nun schon eine Weile, und während des Sturms der Blackbird-Basis hatte er sie einige wahre Meisterleistungen vollbringen sehen. Außerdem war es nicht ihre Schuld, daß sie so viel ihrer Lebenszeit im Innern eines Panzeranzugs verbrachte. Das machte wahrscheinlich auch den Stabilsten ein wenig wunderlich, und solange sie im Kampfkraft-Äquivalent eines Kampfpanzers aus den Tagen vor der Raumfahrt steckte (wovon auch der Name des Anzugs herrührte, und nicht von ungefähr), konnte sie auch nicht viel anderes zu ihrer Zerstreuung unternehmen. Es gab eben immer nur so und so viele Ziele, die man in die Luft jagen, mit Geschoßsalven durchsieben oder durch pure Kraftanstrengung in Stücke reißen konnte.
    Sie schob sich den Streifen in den Mund und begann, rhythmisch darauf herumzukauen. Unter dem Gewicht ihres fragenden Blicks zuckte Scotty mit den Schultern.
    »Der Colonel benötigt schließlich einen Piloten, Ma’am.«
    »Der Colonel hat schon einen Piloten«, entgegnete Hibson. »Einen recht verläßlichen Kerl, den er den ganzen weiten Weg von der Nike hierhergeschafft hat.«
    »Jawohl, Ma’am. Aber ich mache mir Sorgen um das Navsystem.« Er sah Hibson mit völliger Unschuld in die Augen. »Chief Harkness und ich haben die Navigation der Pinasse des Colonels von vorn bis hinten durchgecheckt und nichts gefunden, und ich bin mir trotzdem ziemlich sicher, daß uns das System Schwierigkeiten machen wird.«
    »Ah ja?« Hibson lehnte sich zurück, blies nachdenklich eine Kaugummikugel und ließ sie mit einem Schnalzen zerplatzen. Lieutenant Tremaine hatte an der Missionsbesprechung nicht teilgenommen, aber offenbar trotzdem zwei und zwei zusammengezählt. »Solch ernsthafte Schwierigkeiten, daß wir das Boot abhaken können?«
    »Ach, so schlimm ist es schon nicht, Ma’am. Der Chief und ich, wir würden uns nur wohler fühlen, wenn wir dabei wären und das Ding im Auge behalten könnten. Und wenn wirklich etwas passiert, dann wären wir halt zugegen und könnten auf der Stelle Reparaturen vornehmen … und die

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