Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
verlieren, aber sie bewegt sich innerhalb dessen, was ihr von Rechts wegen zusteht.«
    »Weiß ich.« White Haven kaute auf der Lippe; sein Pflichtbewußtsein rang mit seinen Emotionen. Cromarty hatte die Mitteilung der Königin – und die explizite Warnung – an ihn weitergeleitet, und trotzdem konnte er nicht einfach dasitzen und zusehen. Außerdem hatte er gar nicht im Sinn, Harrington unter Druck zu setzen. Nicht ganz. »Ich bin mir bewußt, daß niemand die Kommandogewalt besitzt, sie aufzuhalten«, sagte er schließlich, »aber ich habe die Lagebeurteilung bezüglich unserer Operationen jenseits von Santander gelesen. Wir brauchen dort draußen, so schnell wie es nur geht, mehr Schlachtkreuzer.«
    Er verstummte und ließ den Blick forschend auf dem Ersten Raumlord ruhen. Caparelli zog ein verdrießliches Gesicht. Was er hörte, gefiel ihm wenig, aber immer noch mehr als die Aussicht, Harrington dabei zuzusehen, wie sie sich die Karriere zerstörte.
    »Sind Sie denn bereit, die Nike abzugeben?« fragte er, und White Haven schnitt eine Grimasse.
    »Wenn es sein muß, gebe ich das ganze Fünfte Geschwader ab«, antwortete er rundweg.
    »Aber die Nike wird noch immer repariert«, murmelte Caparelli nachdenklich. Er drehte sich zu seinem Terminal um und drückte einige Tasten. Der Bildschirm leuchtete gehorsam auf. »Sie kann für wenigstens zwo Wochen die Werft nicht verlassen, und dann muß sie noch nachgerüstet werden.« Er schüttelte den Kopf. »Mindestens ein Monat, bevor wir sie versetzen können. Bei der Energie, die Harrington aufbringt, glaube ich nicht, daß es reicht.«
    »Wir könnten ihr ein anderes Schiff geben«, schlug White Haven vor. Eindeutig war er mit seinem eigenen Rat zutiefst unzufrieden, dennoch brachte er ihn vor. »Nein, könnten wir nicht.« Caparelli zerlegte die Idee wie auf dem Seziertisch. »Wir haben keinen Grund, ihr die Nike wegzunehmen – jedenfalls noch nicht.« Trotz seiner unwilligen Zustimmung begegnete er White Havens flehendem Blick mit steinernem Gesicht. »Was Sie vorschlagen – was wir hier erwägen –, ist an sich schon unangebracht. Zudem ist das Kommando über die Nike aber unser bestes Schlachtkreuzerkommando; wenn wir es Harrington entziehen, kann dies nur als Zurücksetzung aufgefaßt werden. Und selbst wenn es anders wäre – deutlicher könnten wir nicht zeigen, worum es uns dabei wirklich geht.« Erneut schüttelte er den Kopf. »Nein, Mylord. Ich werde Harrington Order erteilen, sobald als möglich nach Santander auszulaufen, aber weiter werde ich nicht gehen. Weiter kann ich nicht gehen. Verstehen Sie das?«
    »Jawohl, Sir.« White Haven schloß die Augen; sein Gesicht wirkte müde und ausgelaugt. Er öffnete sie wieder. »Jawohl, Sir. Ich verstehe. Und … ich danke Ihnen.«
    Caparelli nickte. Am liebsten hätte er diese Angelegenheit als Gefallen verbucht, den der Earl ihm schuldete, aber das konnte er nicht. Er fühlte sich sogar unbehaglich, weil ihm gedankt wurde, obwohl er so wenig zu unternehmen vermochte.
    »Nichts zu danken, Mylord«, sagte er barsch. Er beendete das Gespräch, indem er sich erhob und White Haven die Hand reichte. »Ich treffe mich heute nachmittag mit Pat Givens und werde die Befehle fertigstellen lassen. Außerdem werde ich mit Admiral Cheviot reden und versuchen, der Nike höchsten Vorrang zu erteilen. Wenn seine Werftheinis sie schnell von der Aufschleppe bekommen, dann wird die Wiederindienststellung Lady Harrington zu sehr in Atem halten, als daß sie irgend etwas Drastisches tun könnte, bevor wir sie aus dem System verlegen. Ich verspreche Ihnen, daß wir alles in unserer Macht Stehende unternehmen werden.«
     
    Willard Neufsteiler beschattete seine Augen gegen die Sonne über Landing und sah der Fluglimousine entgegen, die auf ihn zuglitt. Sie landete auf Pad drei an der Spitze des Brancusi-Towers, und ein Mann in jadegrüner Jacke und hellgrüner Hose verließ den Flugwagen, musterte die Umgebung und trat beiseite, um eine hochgewachsene, schwarz-golden uniformierte Frau aussteigen zu lassen. Zwei weitere Leibwächter folgten ihr auf dem Fuße, dann bildeten die Männer ein schützendes Dreieck um sie. Neufsteiler begrüßte sie mit einem Winken, als sie auf ihn zuging.
    Er war ehrlich erstaunt, daß Dame Honor es geschafft hatte, an den Boden zu kommen, ohne daß die Presse davon Wind bekam. Andererseits entwickelte sie offenbar eine eigene Methode, mit den Reportern umzugehen. Vielleicht war es auch noch einfacher.

Weitere Kostenlose Bücher