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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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riß vor Überraschung, die mindestens so groß war wie die Henkes zuvor, die Augen auf. Die Ernennung zum Colonel der Marines war eine Möglichkeit, mit der die Krone einem Captain besondere Anerkennung aussprechen konnte, wenn er oder sie noch nicht das nötige Dienstalter für eine Beförderung in den Admiralsrang besaß. Nur wenigen Offizieren wurde diese Ehre zuteil. Honors Autorität würde sich dadurch nicht im geringsten ändern, aber zusätzlich zu ihrem normalen Sold würde sie in Zukunft auch den eines Colonels erhalten, und die Ernennung bedeutete eine unschätzbare und eindeutige Bezeugung königlicher Gunst.
    »Vielen Dank, Eure Majestät«, gelang es ihr hervorzubringen, und die Königin schüttelte wieder den Kopf.
    »Danken Sie mir nicht, Dame Honor«, sagte sie völlig ernst. »Wenn ein Offizier diese Ernennung je verdient hat, dann Sie.«
    Honor spürte, daß sie rot anlief, und machte eine knappe Geste des Unbehagens. Elisabeth nickte nur, als hätte sie keine andere Reaktion erwartet, wofür Honor sehr dankbar war. Dann lehnte sich die Königin mit einem Seufzen zurück.
    »Und nun, da die guten Neuigkeiten übermittelt sind, meine Damen, ist es wohl an der Zeit, weniger Angenehmes zu erörtern«, sagte sie. Honor spürte, wie sich Henke neben ihr versteifte, und auf ihrem Schoß hob Nimitz den Kopf. Die Königin schwieg mehrere Sekunden lang und zuckte schließlich mit den Schultern.
    »Was wissen Sie von der Situation im Oberhaus, Dame Honor?«
    »Nur sehr wenig, Eure Majestät.« Honor wußte, daß ihre Stimme klang, als sei sie auf der Hut, und wünschte, es wäre anders. Die Königin hob die Augenbrauen, und Honor rang sich zu einem eigenen Achselzucken durch. »Wir sind erst seit vierzehn Stunden wieder im System, Eure Majestät, und ich fürchte, ich bin in der Politik nicht allzu kundig. Um ehrlich zu sein, mag ich Politik nicht besonders.«
    »Angesichts Ihrer Erfahrungen kann ich Ihnen das nicht verdenken«, antwortete die Königin. »Und ich fürchte, was nun kommt, wird sie Ihnen auch nicht gerade näherbringen. Unglücklicherweise stehen Sie aber im Mittelpunkt einer ausgewachsenen politischen Krise, und Sie müssen einfach wissen, was vor sich geht.«
    » Ich stehe im Mittelpunkt einer Krise, Eure Majestät?« stieß Honor ungläubig hervor, und die Königin nickte.
    »Allerdings. Nicht durch eigenes Verschulden, möchte ich hinzufügen, aber Sie stehen dort. Lassen Sie mich erklären.«
    Elisabeth schlug die Beine übereinander und fuhr Ariel mit finsterer Miene sanft am Rückgrat entlang.
    »Das Problem besteht darin, daß das Oberhaus sich offenbar entschlossen hat, mich fortwährend ärgerlich zu machen. Im Augenblick stehen die Oppositionsparteien Schulter an Schulter gegen die Zentralisten und Kronloyalisten, was den Herzog von Cromarty ohne Mehrheit dastehen läßt. Das bedeutet wiederum, daß unsere Militärpolitik zur Gänze eingefroren ist, bis er sich die zur Übernahme der Kontrolle nötigen Stimmen erbetteln, leihen oder stehlen kann. Ich brauche Ihnen wohl nicht eigens zu sagen, was das im Hinblick auf die Notwendigkeit, einen Krieg zu führen, zu bedeuten hat?«
    »Nein, Eure Majestät.« Die Enthüllung lähmte Honor vor Entsetzen, und selbst der Schock konnte die säuerliche Abscheu in ihrer Stimme nicht kaschieren. Die Königin grinste ironisch, aber das Lächeln war vergänglich und rasch verschwunden. Mit beherrschter Stimme fuhr sie fort:
    »Es ist unabdingbar, daß Cromartys Mehrheit wiederhergestellt wird, Dame Honor. Ich brauche diese Mehrheit dringend. Im Moment herrscht bei den Havies der größte Wirrwarr, aber das wird nicht immer so bleiben, und ich kann nichts unternehmen, solange die Opposition eine offizielle Kriegserklärung blockiert. Und ich fürchte sehr, daß die Gerüchte über Lord Youngs Kriegsgerichtsverhandlung bereits ihre Wirkung auf den Widerstand der Oppositionellen ausüben.«
    Honor lehnte sich in die Couchpolster zurück, und Verwirrung und das allmählich dämmernde Begreifen trübten ihr den Blick.
    »Zu viele Angehörige der Opposition mögen Sie nicht, Captain«, fuhr die Königin ruhig fort. »Das ist nicht Ihre Schuld. Sie haben Ihren Dienst vorbildlich verrichtet – nein, mehr noch, herausragend, und ich glaube, im Unterhaus sind Sie beliebter, als Sie bei den Lords unbeliebt sind. Tatsächlich werden Sie allmählich zu einer Art Volksheldin, aber gerade Ihr Erfolg bringt die Führung der Opposition in Verlegenheit. Sie haben

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