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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bepackt. Sein Hals und Nacken erinnerten an ein Bierfaß, daß sich nach oben hin verjüngte, damit der Kopf darauf paßte. Paul Tankersley saß neben ihm am Tisch, und die Unterschiede zwischen den beiden sprangen dem Beobachter förmlich ins Auge. Paul war trotz seiner geringen Körpergröße ein kräftiger, stämmiger Mann, Ramirez’ Schultern aber waren doppelt so breit wie die Tankersleys – die Oberarme des Colonels waren dicker als die Waden der meisten Männer. Er war ein Meter und dreiundachzig Zentimeter groß, aber er masste über hundertfünfzig Kilogramm, und wenn es an seinem Körper drei Gramm überflüssiges Fett gab, dann waren zwanzig T-Jahre Marinecorps-Körperertüchtigung nicht in der Lage gewesen, sie zu finden.
    Seine Stellvertreterin erweckte einen ganz anderen Eindruck. Major Susan Hibson, eine weitere Veteranin des Sturms der Blackbird-Basis und der Zweiten Schlacht von Jelzin, war dunkelhäutig und dunkelhaarig wie Ramirez, aber sie wirkte beinahe zierlich, und aus ihrem Gesicht leuchteten seegrüne Augen – ihr Gesicht aber war wesentlich härter als das des Colonels. Es war ein gutes Gesicht mit feinen Zügen, aber es lag keine Weichheit darin. Nicht, daß es herb gewesen wäre; es warnte nur alle Begegnenden, daß die Frau, die es besaß, noch nie auch nur das geringste Interesse aufgebracht hatte herauszufinden, wie man anderen gegenüber nachgab.
    Seit der Jelzin-Mission hatten Ramirez und Hibson nicht mehr zusammen gedient, und Honor freute sich, beide wiederzusehen. Dieses Paar würde die Marineinfanteristen der Nike in Rekordzeit entrosten.
    Sie senkte ihr Glas, und wie ein aufmerksames Flaschenteufelchen erschien der Kellner und schenkte ihr nach. Dann umrundete er, die Gläser der anderen überprüfend, den Tisch und verschwand wortlos wieder. So gut er auch war, hätte er doch noch einige Lektionen über Unaufdringlichkeit von Honors persönlichem Steward lernen können. Aber vielleicht sollte er sogar auffallen, um sicherzustellen, daß die Gäste den Service, für den sie bezahlten, auch wirklich bemerkten.
    Honor lächelte bei dem Gedanken und erwog, den Kellner zurückzurufen und eine Tasse Kakao zu bestellen, aber ihr Appetit auf Süßigkeiten war bereits durch die Baklawas, die sie gerade aufgegessen hatte, vorerst gestillt. Außerdem hätte sie damit Paul eine Gelegenheit gegeben, sie mit ihrem Lieblingsgetränk aufzuziehen, und deshalb war es vielleicht wirklich nicht das Klügste, es zu tun.
    Nicht ohne Bedauern entschied sie sich dagegen und bot Nimitz einen weiteren Selleriestengel an. Der Oberkellner hatte nicht mit der Wimper gezuckt, als sie mit Nimitz angerückt war. So viele Baumkatzen gab es auf Manticore nicht, und trotzdem hatte er nur mit dem Finger geschnippt, und ein Kellner hatte einen Hochstuhl gebracht, der sowohl für Kleinkinder als auch für ausgewachsene Baumkatzen geeignet war, und ihn neben Honors Platz gestellt. Nimitz hatte sich darauf mit der Würde eines Monarchen niedergelassen, der den Thron besteigt, und seine Tischmanieren – die zu formellen Anlässen stets ausgezeichnet waren – hatten hier noch eine gelinde Steigerung erfahren. Honor bemühte sich in der Regel, Nimitz’ Sellerieaufnahme so gering zu halten wie möglich. So sehr er ihn auch mochte, fehlten ihm doch die nötigen Enzyme, um terranische Zellulose zu verdauen. Dieses Mal aber hatte er sich die Leckerei verdient, und Honor strich ihm über die Ohren, während er die Staude selig wegmampfte.
    »Ich kann noch immer kaum glauben, wie gern er das Zeug mag.« Neufsteiler schüttelte den Kopf. »Man sollte doch eigentlich glauben, daß er es irgendwann leid wird, Dame Honor.«
    »Die mittlere Lebenserwartung einer sphinxianischen Baumkatze beträgt zwohundertundfünfzig Jahre«, erklärte ihm Honor, »und es gibt keine Aufzeichnungen darüber, daß je auch nur eine einzige ‘Katz den Sellerie leid geworden wäre.«
    »Wirklich?« fragte Neufsteiler mit amüsierter Stimme, und nun schüttelte Honor den Kopf.
    »Wirklich. Ich schimpfe mit ihm deswegen, aber das kümmert ihn nicht die Bohne. Und in gewisser Weise bin ich dafür sogar dankbar.«
    »Dankbar?« Paul Tankersley lachte auf. »Also, ich muß sagen, das hätte ich nie gedacht – wenn ich mich an die Weise erinnere, in der du auf mich losgehst, wenn ich ihm seinen Fix zukommen lasse.«
    »Nur, weil du ihn verwöhnst«, sagte Honor streng.
    »Und ich habe nicht gemeint, daß ich für seine Sucht dankbar wäre. Ich sprach

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