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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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mehr von den Baumkatzen im allgemeinen.«
    »Wieso das?« fragte Neufsteiler.
    »Weil es der Sellerie war, der Menschen und Baumkatzen zusammengebracht hat.«
    »Die Geschichte würde ich gern hören!« Tankersley lehnte sich lachend zurück. »Natürlich unter der Voraussetzung, daß du uns nicht auf den Arm nehmen willst«, fügte er hinzu. Nimitz unterbrach das Kauen, um ihm einen hochmütigen Blick zuzuwerfen.
    Honor lächelte. »Nein, es ist mir ernst damit. Als die ersten Siedler auf Sphinx eintrafen, haben sie sich nicht gerade sofort auf das Studium der Baumkatzen gestürzt. Sie hatten anderes im Kopf; sie bemerkten kaum die Existenz der Baumkatzen, und kein einziges der Erkundungsteams hat auch nur im mindesten vermutet, wie intelligent die Spezies ist. Meiner Meinung nach liegt das an ihrer Größe. Keine andere intelligente Art weist eine so geringe Körpermasse auf, und niemand hätte je damit gerechnet … wahrscheinlich haben die Erkundungsteams deshalb nie genau hingesehen – sonst hätten sie festgestellt, daß Baumkatzen Werkzeuge benützen.«
    »Davon habe ich noch nie gehört, Ma’am.« Colonel Ramirez klang erstaunt. Seine Stimme war so tief, wie man es bei seinem gewaltigen Brustkorb erwartet hätte, der San-Martin-Akzent jedoch glättete ihr Rumpeln mit beinahe musikalischen Obertönen. »Ich will selbstverständlich nicht anzweifeln, was Sie sagen, nur haben mich die Baumkatzen schon immer fasziniert. Ich habe alles gelesen, was mir darüber in die Hände fiel, aber nie habe ich einen Hinweis darauf entdeckt.«
    »Das glaube ich Ihnen, Tomas.« Honor sah in die Runde, dann zuckte sie mit den Schultern und sah Ramirez wieder an. »Ehrlich gesagt wäre ich überrascht, wenn Sie viel über ihre Sozialordnung gefunden hätten. Habe ich recht?«
    »Nun, jawohl, Ma’am, jetzt, da Sie’s sagen.« Ramirez rieb sich das Kinn. »Ich habe recht viel über ihre Physiologie gefunden, und die Literatur über ihre Adoptionsbindung zu Menschen ist recht umfangreich. Allerdings analysiert sie nicht sehr viel. Jeder ›Experte‹ scheint eine eigene Erklärung für die Funktionsweise der Verbindung zu haben.«
    »Und das Beste, was sie anzubieten haben, sind ›Hypothesen‹, nicht wahr?« fragte Honor, und Ramirez nickte. »Nun, das liegt daran, daß die meisten Menschen, die viel über Katzen wissen, nicht viel verraten. Ich würde nicht so weit gehen, es als einen Schweigebann zu bezeichnen, aber die Xenologen, die auf Sphinx kommen, um die Baumkatzen zu studieren, werden entweder selber adoptiert oder erfahren nicht allzu viel, bis sie schließlich aufgeben und den Planeten wieder verlassen. Die Adoptierten enden für gewöhnlich früher oder später als Angestellte der Sphinxianischen Forstbehörde. Und da Baumkatzen eine geschützte Art sind, versuchen normalerweise die planetarischen Behörden – einschließlich der Forst-Xenologen –, andere Menschen davon abzuhalten, sie zu belästigen. Tatsächlich sind fast alle Sphinxianer sehr beschützerisch veranlagt, was die Baumkatzen betrifft. Wir reden nicht allzu viel über ‘Katzen, es sei denn zu Menschen, denen wir vertrauen. Das wiederum sorgt dafür, daß die auf anderen Welten verfügbare Literatur kaum über das Klippschulniveau hinausgeht. Dennoch – die Baumkatzen benutzen definitiv Werkzeuge. Ich rede natürlich von sehr einfachen Werkzeugen, etwas auf dem Stand der Menschen der Jungsteinzeit, aber Sie sollten einmal die Feuersteinäxte und andere Artefakte sehen, die die sphinxianischen Baumkatzengemeinschaften herzustellen verstehen. Allerdings sind sie nicht sehr an Ornamenten interessiert, oder an persönlichem Besitz, der keinem besonderen Zweck dient. Und jene, die Menschen adoptiert haben – wie unser Mister Gierschlund hier –, brauchen überhaupt keine Werkzeuge mehr. Sie haben schließlich einen Menschen, der ihnen die Arbeit abnimmt.«
    Nimitz gab ein Geräusch von sich, das verdächtig wie ein beleidigtes Schniefen klang, und Honor lachte auf und reichte ihm einen weiteren Selleriestengel. Die Bestechung wurde mit geziemender Güte entgegengenommen, und Honor wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Gästen zu.
    »Der springende Punkt ist folgender: Nach über drei Ortsjahren – also fast sechzehn T-Jahren – hatten die Kolonisten noch immer weniger Kontakt zu den Baumkatzen als die Erkundungsteams besessen hatten. Die ‘Katzen waren schlau genug, aus den Augen und aus dem Sinn zu bleiben, während sie sich langsam an das

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