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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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er. Die anderen sahen ihn erstaunt an, und er hob die Schultern. »Mir ist es wirklich schnurz, was mit Young passiert, solange es nur unangenehm genug ist, aber wenn er nicht ins Oberhaus aufgenommen worden wäre, hätte das die Lage nur verschlimmert.«
    »Ich sag’ das nicht gern, aber ich glaube, da könnten Sie recht haben«, stimmte McKeon nach einem Moment des Nachdenkens zu. Er schüttelte den Kopf hin und her. »Wer hätte geglaubt, daß der kleine Scheißer sich für die Kriegserklärung aussprechen würde? Am liebsten möchte ich allem widersprechen, was er vertritt, und ich glaube nicht eine Sekunde lang, daß er sich wirklich geändert hat, aber der Mistkerl hat uns tatsächlich genutzt. Wenn man ihm den Sitz verweigert hätte, würde das auf lange Sicht für den Captain wohl wirklich alles nur schlimmer machen, das könnte ich mir gut vorstellen.«
    Tankersley nickte ernst, obwohl es ihm in den Mundwinkeln zuckte. Alle am Tisch Sitzenden wußten, daß er Honors Geliebter war, und alle bekannten sie sich unerschrocken zu ihr, aber alle, selbst McKeon, der sein eigenes Schiff kommandierte, nannten sie nur ›den Captain‹ oder ›den Skipper‹.
    »Ich glaube auch, daß Sie recht haben, Sir«, warf Tremaine mit ungewohntem Ernst ein, »aber ich weiß nicht genau, was geschehen ist oder um was es eigentlich ging. Ich meine, Young hat den Titel doch geerbt. Macht ihn das nicht automatisch zu einem Angehörigen des Oberhauses?«
    »Ja und nein, Scotty.« Tankersley sah in sein leeres Glas und drehte es langsam hin und her. Der Kellner erschien, und er blickte auf und reichte es ihm. Dann nahm er einen Schluck von dem frischen Bier und schürzte die Lippen.
    »Young – oder jetzt North Hollow – ist tatsächlich ein Peer des Reiches«, erläuterte er. »Solange er nicht wegen Verrat überführt wird – wenn man ihn wegen Feigheit vor dem Feind verurteilt hätte –, bleibt er der legale Erbe seines Vaters. Die Verfassung verleiht dem Oberhaus aber das Recht, jemanden als der Mitgliedschaft unwürdig zurückzuweisen, ob Peer oder nicht. Das ist seit über hundert T-Jahren nicht mehr geschehen, aber das Recht des Ausschlusses besteht noch immer, und nicht einmal die Königin könnte es überstimmen, wenn sich zwo Drittel der Lords dafür entscheiden. Und genau das hatte Burgundy im Sinn, als er den Antrag stellte, North Hollows ›erwiesene Charakterschwäche‹ zu berücksichtigen.«
    Tremaine nickte, und Ramirez hob den Bierkrug, um dahinter seine Grimasse des Abscheus zu verbergen. Er war ein loyaler Untertan von Queen Elisabeth, aber daß Geburt als automatischer Garant von Privilegien fungierte, hatte er niemals wirklich akzeptiert. Bevor San Martin von Haven erobert wurde, hatte der Planet seine eigenen Erb-Eliten ›genossen‹, wenn man es so nennen konnte, aber eine echte Aristokratie gab es dort nie.
    Wäre Ramirez bedrängt worden, so hätte er zugegeben, daß Manticores Adel im Sternenkönigreich über die Jahrhunderte seine Sache gut gemacht habe. Und natürlich wies jedes politische System inhärente Mängel auf. Schließlich und endlich dienten sie alle dazu, Menschen zu regieren, und bei der Menschheit konnte man fest damit rechnen, daß sie in mehr oder minder regelmäßigen Abständen irgend etwas vermasselte. Seit Ramirez sich jedoch des Hasses zwischen Pavel Young und dem Captain bewußt geworden war, und besonders, seit er von den Ursachen dafür erfahren hatte, betrachtete er ererbten politischen Einfluß mit noch größerer Skepsis. Wie McKeon glaubte er nicht an Youngs scheinbaren Sinneswandel. Der Mistkerl mußte etwas vorhaben. Der Gedanke, Young könnte alles bekommen, was er wollte, oder mit allem durchkommen, was er versuchte, bereitete ihm Übelkeit. Und daß einige Lords noch immer versuchten, jedes effektive Vorgehen gegen die Haveniten zu unterbinden, änderte Ramirez’ Meinung über das Oberhaus auch nicht gerade zum Besseren.
    Andererseits war auch der Captäin nun eine Adlige, ermahnte er sich, und es gab noch andere, die ihre Titel auf die harte Tour erlangt hatten – oder bewiesen, daß sie sie verdienten. Menschen wie die Herzöge von Cromarty oder New Texas, Earl White Haven oder Baronin Morncreek. Und andere gab es, die wenigstens ihre Pflicht erkannten und versuchten, sie so gut zu erfüllen, wie es ihnen möglich war, zum Beispiel der Herzog von Burgundy und die fünf anderen Peers, die sich dessen Antrag, North Hollow nicht zuzulassen, angeschlossen hatten.

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