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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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einfach im Delirium gesprochen hatte. Andererseits war er offensichtlich ein gebildeter Mensch, und seine genaue Aussprache verriet die Universitätsausbildung. Man kann meinem Vater in dieser Hinsicht keinen Snobismus vorwerfen. Wissen Sie, in den Brackwassern der Welt gab es in jenen Tagen nicht viele Menschen dieses Schlags, trotz allem, was Kipling vielleicht über dieses Thema geschrieben hat. Die meisten gebildeten Engländer in Südostasien hatten feste Anstellungen, und zwar ziemlich gehobene. Den ziellos Treibenden oder ›Müßiggänger‹, der in den Kolonien von Geldsendungen aus der Heimat lebte, fand man in den achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts kaum. Man mußte noch eine Weile warten, bis Willie Maugham ihn porträtierte.
    Nun ja, mein Vater ließ diesen geheimnisvollen Mann unter Deck bringen; die Mannschaft durchsuchte das Wrack der kleinen Prau (und fand nichts, wie ich vielleicht anmerken darf, nicht einmal einen Hinweis auf eine Besatzung; man berichtete dem Skipper, der verrückte Orang Blanda müsse das Schiff allein gesteuert haben); und das Schiff des Weißen Radschas setzte die Segel und nahm die Fahrt an der Küste Sumatras entlang wieder auf.
    Dad kümmerte sich um den Burschen, so gut er konnte. Europäer, obwohl mein Vater diese Bezeichnung abgelehnt hätte, da sie seiner Meinung zufolge schon ab Calais galt, handelten damals so, ohne erst darüber nachzudenken. Verstehen Sie, in dem gewaltigen, geheimnisvollen Asien gab es nur so wenige davon. Außerhalb des britischen Lehens, wie der Alte Herr immer sagte, fühlte man D. G. A. oder Den Griff Asiens. Zweifellos kam sich der durchschnittliche G. I. in Viet Nam vor ein paar Jahren ebenso vor. Ich weiß, was sie damit meinten; schließlich habe ich genug Zeit in diesen Regionen verbracht.
    Zuerst einmal handelte es sich bei dem Kerl, wie ich schon gesagt habe, um einen hageren, hart aussehenden Burschen. Wie er dort auf dem Bett meines Vaters in der Achterkabine lag, wirkten seine scharfen Gesichtszüge selbst in völliger Erschöpfung und Entspannung noch beherrschend. Seine Kleider oder besser deren Überreste, die ihm die eingeborenen Diener auf Befehl meines Vaters ausgezogen hatten, verrieten nicht das geringste über die Vergangenheit ihres Besitzers. Doch als der zerfetzte Mantel über das zerrissene Hemd gezogen wurde, fiel etwas mit einem Klirren und Funkeln auf das Kabinendeck. Mein Vater hob es sofort auf und stellte fest, daß er den schweren Goldring eines Mannes in der Hand hielt, besetzt mit einem gewaltigen Saphir von reinstem Wasser. Gehörte er dem Unbekannten? Oder hatte er ihn gestohlen? Der Gestrandete trug keine Papiere bei sich, und mein Vater machte deutlich, daß er keine Gewissensbisse gehabt hatte, nach ihnen zu suchen. Abgesehen von dem Ring – und seinen Lumpen – schien er nichts zu besitzen.
    Einen Tag lang, während die Prau langsam die Küste entlangfuhr, pflegte mein Vater den Fremden so behutsam, wie es auch eine Frau getan hätte. Er hatte kein Fieber, doch sein Lebensfunke war dennoch fast erloschen. Es war einfach Erschöpfung im xsten Grad. Was immer der Gestrandete getan hatte, er hatte sich dabei fast, wie ihr Burschen sagt, ›ausgebrannt‹. Dad wusch ihn und tupfte ihm den Schweiß ab, wechselte sein Bettzeug und unterwies die Diener, die er bei sich hatte, während sie alle um das Leben des Mannes kämpften. Der Schiffskoch, ein einfallsreicher Buginese, kämpfte mächtig mit den Vorräten, die er zur Verfügung hatte, und nahrhafte Suppen wurden zwischen die Lippen des Patienten gezwungen, obwohl er in völliger Bewußtlosigkeit dalag.
    Am zweiten Tag saß mein Vater neben dem Bett des Mannes und drehte in seiner Hand den Saphirring, als er zusammenfuhr, weil er eine Stimme gehört hatte. Aufblickend sah er, daß der Patient sowohl ihn als auch den Gegenstand in seiner Hand betrachtete.
    ›Ich habe einmal einen Smaragd von beträchtlich höherem Wert abgelehnt‹, lautete der Kommentar des Unbekannten. ›Ich kann Ihnen versichern, was auch immer meine Versicherungen Ihnen wert sein mögen, daß der Gegenstand, den Sie in der Hand halten, tatsächlich mein persönlicher Besitz und nicht die Beute aus irgendeinem Eingeborenentempel ist.‹ Der Mann drehte den Kopf und schaute aus dem nächstgelegenen Kabinenbullauge. Durch sie konnte er die grüne Küstenlinie in der Nähe wahrnehmen. Er wandte sich wieder meinem Vater zu und lächelte, wenn auch auf seltsam frostige Art.
    ›Der

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