Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1
Menschheit dienen, wenn Sie mir helfen. Wenn ich aus dem, was ich erfahren habe, die richtigen Schlüsse ziehe – und ich gebe mich keiner verwegenen Spekulation hin –, befindet sich die gesamte Welt in ernstester Gefahr.‹ Er hielt erneut inne. ›Leider kann ich Sie zu diesem Augenblick noch nicht in mein volles Vertrauen ziehen. Für den Moment würde dies bedeuten, daß Sie meinen Anweisungen Folge leisten müssen, ohne Fragen zu stellen. Könnte diese Aussicht Sie reizen?‹
Mein Vater war von diesem plötzlichen Wortschwall etwas verwirrt. In der Tat war er von der meisterhaften Art und Weise, wie der Fremde mit ihm umsprang, gleichzeitig erzürnt und beeindruckt.
›Ich würde zufrieden sein, Sir – oder zumindest zufriedener –, wenn ich Ihren Namen wüßte‹, sagte er steif. Zu seiner völligen Überraschung klatschte der andere wieder mit den Händen und fiel leise lachend auf sein Lager zurück.
›Oh, perfekt!‹ Der Mann war ehrlich amüsiert. ›Natürlich, mein Name würde alles klären.‹ Er hörte auf zu lachen und setzte sich mit einer raschen Bewegung wieder auf, und kaum hatte er dies getan, war jede Erheiterung von ihm abgefallen.
›Mein Name ist – nun, nennen Sie mich Verner. Es ist der Name einer entfernten Verwandten und offen gesagt nicht mein eigener. Doch er wird genügen. Was irgendwelche andere bona fides betrifft, werden Sie mir wohl verzeihen müssen. Ich kann einfach nicht mehr sagen. Nun, was sagen Sie zu meinem Vorschlag?‹
Die Manieren seines Gastes hatten meinen Vater ein wenig aus der Fassung gebracht, doch – und dies betone ich ausdrücklich – man kann nicht wissen, wie die Umstände waren, wenn man nicht selbst dort gewesen ist.«
Während Ffellowes erzählte, und vielleicht, weil er erzählte, befanden wir uns dort, in den ruhigen Gewässern vor Sumatra, vor langer, langer Zeit. Die Stille der Clubbibliothek wurde zur Stille des Ostens. Hupende Taxen, brüllende Pförtner, sich abquälende Busse, die ganzen normalen Geräusche von New York, die wir durch die geschlossenen Fenster vernahmen, waren verschwunden. Statt dessen hörten wir unter unserem schneller gehenden Atem das Klirren der Gamilans und das Summen der tropischen Moskitos, den Gezeitenwechsel über den Klippen, und rochen den durchdringenden Duft von Jasminblüten. Ich warf einen verstohlenen Blick auf Mason Williams und entspannte mich. Sein Mund war leicht geöffnet, und er war genauso gefesselt wie wir anderen.
Der Brigadier fuhr fort.
»›Ich bin über Ihren Vorschlag erstaunt, Sir‹, sagte mein Vater. ›Da sind Sie, ein…‹
›… wahrhaftiger Schiffbrüchiger und Vagabund, zweifellos aus irgendeiner asiatischen Gosse hervorgespült‹, vollendete der andere schlagfertig und sprach damit die gedachten Worte meines Vaters aus. ›Nichtsdestotrotz meine ich das, was ich zu Ihnen gesagt habe, so tödlich ernst, daß ich Sie bitten muß, mich umgehend an Land bringen zu lassen, wenn Sie mir nicht helfen wollen, an jenes ungastliche Ufer dort, dem ich, wie Sie festgestellt haben werden, gerade erst entkommen bin.‹ Er sah meinem Vater wieder ins Gesicht, und die durchdringenden Blicke schienen sich unter die bloße Haut zu tasten. ›Kommen Sie, Mann, sagen Sie mir, wie Sie sich entschieden haben. Ich kann meine Stunden nicht müßig im Salon Ihrer Yacht verschwenden, wie luxuriös er auch sein mag. Entweder Sie helfen mir – vergessen Sie nicht, zu meinen Bedingungen, oder Sie lassen mich gehen!‹
›Was brauchen Sie also?‹ Dies war die zögernde Kapitulation meines Vaters. Ich kann zu seiner Verteidigung, so er eine nötig haben sollte, nur sagen, daß, wie er mir die Geschichte berichtete, Verners Auftreten dermaßen entschlossen war, daß man sich ihm nicht widersetzte.
›Hah‹, sagte Vemer. ›Sie helfen mir. Vertrauen Sie der Bulldogge.‹ Mein Vater beteuerte, den Mann falsch verstanden zu haben, obwohl die unerquicklichen Implikationen eindeutig waren.
›Ich möchte sofort all Ihre Karten sehen, besonders die von dieser Küste‹, war Verners nächste Bemerkung. ›Ich bin noch nie in diesen Gewässern gewesen. Ich brauche die besten Karten, die Sie haben.‹
Mein Vater hastete herum, suchte alle Karten, die er besaß, und da er sich für dieses Gebiet besonders interessierte, hatte er die besten holländischen Seekarten und was weiß ich nicht alles. Er holte sie hinunter in die große Achterkabine. Dort fand er heraus, daß in seiner Abwesenheit so etwas wie eine
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