Mit verdeckten Karten
brachte. Aber dann besann er sich. Er begriff, daß der General einfach seine obligatorische »Geheimwaffe« benutzte, und er, Mukijenko, wäre fast darauf hereingefallen.
»Wer ermittelt im Mordfall Agajew?« fragte der General.
»Den Fall hat uns die Petrowka weggenommen. Aber da Agajew nicht aus Moskau ist, wird man wahrscheinlich ein Team bilden und jemanden aus dem Hauptkriminalamt hinzuziehen. Zumal an der Sache auch unser Platonow beteiligt ist.«
»Ich denke folgendes, Artur«, fuhr Satotschny mit unverändert leiser Stimme fort. »Wenn Platonow sich tatsächlich verkauft hat, dann ist das natürlich schlecht, dann haben wir beide geschlafen, aber davon müssen die anderen nichts erfahren. Schwere Krankheiten muß man in der Quarantäne aussitzen. Bist du einverstanden?«
Mukijenko nickte wortlos, ohne zu begreifen, worauf der General hinauswollte.
»Wenn er aber sauber ist, dann müssen wir uns ins Zeug legen und alles tun, um ihm zu helfen. Wir dürfen nicht hoffen, daß das die guten Onkels von der Petrowka machen werden, sondern müssen die Sache selbst in die Hand nehmen. Deshalb ist es notwendig, daß in dem Ermittlerteam jemand mitarbeitet, dem wir absolut vertrauen können. Dieser Jemand muß erstens ein echter Profi sein, einer, der in der Lage ist, aus dieser unguten Geschichte klug zu werden, und zweitens darf er Platonow nichts Böses wollen, er muß ihm gut gesonnen sein. Kennst du eine solche Person?«
»Nein, Iwan Alexejewitsch. Ich arbeite noch nicht lange hier, und Sie haben selbst gesagt, daß ich die Leute noch nicht einschätzen kann.«
»Dann werde ich selbst jemanden finden. Im Hauptkomitee nebenan arbeitet ein Oberstleutnant Russanow. Ich weiß, daß Platonow und er sich seit langem kennen und eng miteinander befreundet sind. Wenn du keinen besseren Vorschlag hast, dann werde ich darauf bestehen, daß Russanow in das Ermittlerteam der Petrowka aufgenommen wird. Er ist ein sehr guter Ermittler, einer mit Köpfchen. Wenn Platonow noch zu retten ist, dann wird er ihn retten. Und wenn nicht . . .« Satotschny seufzte leise, wischte sich mit der Hand die Stirn ab und sah Mukijenko so an, als sei dieser sein engster Freund, als habe er, General Satotschny, vor, ihn im nächsten Moment in sein intimstes Geheimnis einzuweihen.
»Wenn nicht, dann können wir nur hoffen, daß der Schmutz, der zum Vorschein kommen wird, nicht in allen Regenbogenfarben schillernd durch die Gegend fliegen wird. Russanow kann seine Zunge im Zaum halten, das weiß ich aus Erfahrung. Er kann schweigen wie ein Grab. Auf ihn kann man sich verlassen. Was meinst du zu meinem Vorschlag, Artur? Angenommen?«
»Natürlich, Iwan Alexejewitsch. Ich danke Ihnen«, sagte der Oberst dankbar. »Ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht, ich gebe es zu.«
»Laß gut sein«, sagte Satotschny stirnrunzelnd. »Fehler sind dazu da, um wiedergutgemacht zu werden. Es bringt nichts, sich schuldbewußt an die Brust zu schlagen. Mach dir keine Vorwürfe, Artur. Dein Platonow hat eine große Dummheit gemacht. Wenn er unschuldig ist, dann hätte er nicht davonlaufen dürfen. Hat er dir etwas darüber gesagt, wie er sich den Geldeingang auf dem Firmenkonto seiner Frau erklärt?«
»Er hat gesagt, daß er nichts von diesem Geld weiß.«
»Überhaupt nichts?«
»Überhaupt nichts. Er sagte, er würde zum ersten Mal davon hören.«
»Das klingt schon mal gar nicht gut. Aber wir werden weitersehen, Artur. Hat man eine Fahndung nach Platonow eingeleitet?«
»Ja, die läuft bereits. Ich habe es heute morgen in der Tagesinfo gelesen.«
»Ihr seid ganz schön flink«, sagte der General mit einem unguten Lächeln. »Sicher, in der Hosentasche des Ermordeten findet man ein Fernschreiben, in dem dieser von Platonow aus dem Innenministerium aufgefordert wird, nach Moskau zu kommen, aber dieser Platonow ist verschwunden. Kein Wunder, daß man ihn verdächtigt. Verdammter Mist! Was sagt denn Platonows Frau?«
»Sie sagt, daß sie gestern, als sie von der Arbeit nach Hause gekommen ist, eine Nachricht ihres Mannes auf dem Anrufbeantworter vorgefunden hat. Er hat ihr mitgeteilt, daß er in dienstlichen Angelegenheiten dringend verreisen mußte und nicht weiß, wann er zurückkommt.«
»Hat man Platonows unangemeldete und konspirative Wohnungen überprüft?«
»Ja. Nichts Verdächtiges. Die Wohnungen werden überwacht.«
»Hat er eine Geliebte?«
»Ja, wir haben auch sie überprüft. Sie weiß von nichts. Er hat sogar sein Auto vor dem
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