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Mit verdeckten Karten

Mit verdeckten Karten

Titel: Mit verdeckten Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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nach Hause, Platonows Nerven lagen blank vom langen Warten auf sie. Am Morgen war sie zur Arbeit gefahren, um ihren Urlaub einzureichen, danach hatte sie auf Dmitrijs Anweisung die Kamenskaja angerufen.
    »Ich kann Ihnen noch nichts Endgültiges sagen«, hatte diese ihr erklärt. »Ihre Angaben haben sich teilweise bestätigt, aber wir müssen noch einiges überprüfen. Hat Dmitrij vielleicht eine Ahnung, wer Agajew umgebracht haben könnte und aus welchem Grund?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Kira verwirrt. »Er hat mir nichts darüber gesagt.«
    »Fragen Sie ihn doch bitte. Sagen Sie ihm, daß ich ihn um eine Antwort bitte.«
    »Gut, ich werde ihn fragen«, antwortete Kira mechanisch und besann sich sofort. »Ich weiß allerdings nicht, wann er mich wieder anrufen wird, und ich habe keine Telefonnummer von ihm.«
    »Natürlich, ich verstehe«, sagte die Kamenskaja nachsichtig, so, als hätte sie Kiras Fehler nicht bemerkt. »Aber wenn er sich bei Ihnen meldet, dann vergessen Sie es bitte nicht.«
    »Ja, ich werde daran denken«, erwiderte Kira gehorsam.
    Zu Hause angekommen, berichtete sie Platonow wahrheitsgetreu von ihrem Gespräch mit der Kamenskaja und gab auch ihren Fehler zu. Offenbar machte sie sich deshalb große Sorgen.
    »Macht nichts, macht nichts«, tröstete sie Dima. »Wenn die Kamenskaja so gescheit ist, wie man es von ihr behauptet, dann weiß sie sowieso, daß ich in der Stadt bin. Und wenn sie selbst noch nicht auf diese Idee gekommen ist, dann hat sie auch deinen Fehler nicht bemerkt.«
    »Und wenn ich dich nun in Schwierigkeiten gebracht habe?«
    Heute trug Kira ein helles Wollkleid mit einem kleinen, bestickten Kragen, in dem sie aussah wie ein Schulmädchen. Ihr bekümmertes, schuldbewußtes Gesicht mit den leicht geschwollenen Lippen verstärkte diesen Eindruck.
    Platonow schickte sie in die Stadt, sie sollte Tapeten, Kleister, Farbe und anderes Material für die Wohnungsrenovierung besorgen. Auf dem Rückweg sollte sie Russanow anrufen, und Dmitrij erwartete ungeduldig ihre Rückkehr.
    Sie kam mit Tapetenrollen bepackt nach Hause.
    »Ich mußte ein Taxi nehmen«, sagte sie, während sie sich durch die Wohnungstür zwängte. »Zum Glück bin ich an einen netten Fahrer geraten, der ist mit mir bis zum Moskworezkij-Markt gefahren und hat mir geholfen, die Kacheln auszusuchen. Ich verstehe doch nichts davon und weiß nicht, welche man für den Boden nimmt und welche für die Wände. Entschuldige bitte, daß ich so spät komme.«
    »Hast du Russanow angerufen?«
    »Ja, Dima, vorläufig sieht es nicht gut aus für dich. Er hat gesagt, du sollst in deinem Versteck bleiben und dich nicht blicken lassen, man hat sehr starke Verdachtsmomente gegen dich. Irgendein Chauffeur hat dich ganz in der Nähe des Ortes gesehen, an dem Agajew ermordet wurde.«
    »Ich war ja auch in der Nähe dieses Ortes«, sagte Platonow achselzuckend. »Ich habe Agajew dorthin gebracht, das leugne ich doch nicht.«
    »Aber das ändert nun einmal nichts daran, daß sie dich verdächtigen. Jedenfalls soll ich dir sagen, daß Russanow alles tut, was in seiner Macht steht, um dir zu helfen.«
    »Weiß er, daß du die Kamenskaja angerufen hast?«
    »Ich habe ihm nichts davon gesagt.«
    »Konntest du nicht aus seinen Worten heraushören, ob er es weiß?«
    »O Gott, Dima, ich habe keine Ahnung. Ich verstehe nichts von diesen Dingen, ich bin doch keine Kriminalistin. Mir fehlt das Gespür für so etwas. Ist das denn wichtig?«
    »Verstehst du, es wäre gut zu wissen, ob die Kamenskaja etwas von meinen Anrufen erzählt. Wenn ja, dann bedeutet das, daß sie ihren Kollegen unbedingt vertraut und meinen Worten keinen allzugroßen Glauben schenkt. Wenn nicht, dann hält sie es vielleicht für möglich, daß du ihr die Wahrheit sagst und daß es jemanden gibt, der diese Wahrheit nicht hören sollte.«
    Kira schnippelte Gemüse für einen Salat und hatte nebenher ein Auge auf die Frikadellen, die in der Pfanne brutzelten.
    »Ich bin wahrscheinlich ein bißchen dumm, aber ich verstehe etwas nicht«, sagte sie schuldbewußt und streckte ihre Hand nach Salz und Pfeffer aus.
    »Was gibt es da nicht zu verstehen?« fragte Platonow mit einem kummervollen Seufzer. »Man hat auf das Konto der Firma, bei der meine Frau arbeitet, eine beachtliche Geldsumme überwiesen. Kurz darauf wurde mein Informant ermordet. Und zwei Tage später mein Mitarbeiter aus Uralsk. Wie ist das alles zu erklären?«
    »Wie denn?« fragte Kira, ohne ihre Augen von

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