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Mit verdeckten Karten

Mit verdeckten Karten

Titel: Mit verdeckten Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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dem schnell hin und her gleitenden Messer zu heben.
    »Die erste Erklärung besteht darin, daß alles reiner Zufall ist. Das Geld von Artex wurde völlig rechtmäßig auf das Konto der Firma Natalie überwiesen, oder es handelt sich um einen Irrtum, aber auf keinen Fall um eine Bestechungssumme für mich. Tarassow hat man aus einem Grund umgebracht und Agajew aus einem anderen, nur ganz zufällig zum gleichen Zeitpunkt. Das klingt natürlich unwahrscheinlich, aber im Leben kommt alles vor. Die zweite Erklärung ist die, daß jemand die Machenschaften in Uralsk vertuschen will, aber weil ich zu weit gegangen bin und zuviel weiß, versucht man, mich aus dem Feld zu schlagen, indem man den ganzen Verdacht auf mich lenkt. Ist das verständlich?«
    »Ja, Dima. Aber was hat die Kamenskaja damit zu tun? Hol doch bitte mal zwei Suppenteller für den Borschtsch aus dem Schrank!«
    »Kann ich dir irgendwie helfen?« besann sich Platonow, der erst jetzt begriff, daß Kira sich nach den ganzen Laufereien des Tages, kaum nach Hause gekommen, an den Herd gestellt hatte wie eine mustergültige Ehefrau, während er auf dem Küchenhocker saß und mit gescheitem Gesichtsausdruck philosophierte. Verdammt, Valentina hat mich ganz schön verwöhnt, dachte er wehmütig. Immer, wenn sie in die Küche ging, rief sie nach mir, sie wollte, daß ich bei ihr sitze und mit ihr plaudere, während sie kocht.
    »Nein, nein, nicht nötig, es ist alles schon fertig. Du hast mir meine Frage nach der Kamenskaja nicht beantwortet. Vorsicht, der Borschtsch ist heiß. Nimm dir saure Sahne.«
    »Verstehst du, wenn mir jemand ein Bein stellen will, dann muß das jemand von uns sein, jemand von der Miliz. Das heißt nein, ich habe falsch angefangen. Natürlich wollen mich diejenigen unschädlich machen, die an den Betrügereien in Uralsk verdienen. Wenn man Agajews Aktivitäten beobachtet hat, konnte man leicht dahinterkommen, wonach er gesucht hat. Agajew war eine offensichtliche Gefahr, und deshalb hat man ihn umgebracht. Aber von Tarassow können diese Leute nichts gewußt haben. Um herauszufinden, daß er mein Informant war, muß man Kripobeamter sein, und zwar ein sehr erfahrener, weder ein Anfänger noch ein Apparatschik ist dazu in der Lage, und schon gar nicht eine außenstehende Person. Das heißt, daß ein Mitarbeiter der Miliz hinter der Sache steckt. Woher soll ich wissen, wer das ist und wo er arbeitet? Im Ministerium? In der Hauptverwaltung für Innere Angelegenheiten? In der Bezirksverwaltung? Bei der Kripo in Uralsk? Der Teufel weiß, wer er ist. Jeder kann es sein. Unter anderem auch die Kamenskaja. Deshalb ist es wichtig für mich zu wissen, wie sie mit den Informationen umgeht, die sie von dir bekommt. Wenn sie ihre Kollegen in diese Information einweiht, kann das nur bedeuten, daß es ihr gar nicht in den Sinn kommt, daß ich jemandem als Strohmann diene. Wenn sie diese Informationen für sich behält, dann wüßte ich gern, warum. Weil sie es für möglich hält, daß ich nur ein Strohmann bin? Oder weil sie daran interessiert ist, mich zu vernichten?«
    »Aber wenn du niemandem traust, Dima, wozu sollte ich dann diesen General Satotschny anrufen? Auch er könnte doch in die Sache verwickelt sein und ein Interesse daran haben, daß du ins Gefängnis wanderst. Oder ist er der einzige, an den du glaubst?«
    »Ich glaube an überhaupt niemanden mehr.« Platonow warf mit einer verzweifelten Geste den Löffel auf den Tisch und verschränkte die Hände unter dem Kinn. »Die Tatsache, daß Iwan Alexejewitsch darauf bestanden hat, Russanow in das Ermittlerteam einzubeziehen, bedeutet, daß er seine Mitarbeiter schätzt und ihnen vertraut, daß er sie nicht einfach ihrem Schicksal überläßt. Wenn Satotschny mir übel wollte, hätte er auf keinen Fall Russanow eingeschaltet, weil er weiß, daß Sergej alles tun wird, um mir zu helfen.«
    Kira kaute schweigend an ihrem Salat, ohne den Blick vom Teller zu heben. Das Schweigen wurde plötzlich peinlich und beklemmend. Ohne ein Wort zu sagen, beendeten sie ihre Mahlzeit, Platonow half Kira beim Abräumen des Tisches und beim Abwasch.
    »Laß uns den Tee nebenan trinken«, schlug sie unvermittelt vor. »Gleich gibt es im Fernsehen ›Die Gentlemen des Glücks‹, ich mag diesen Film.«
    »Ja, gern«, sagte Platonow erfreut. Endlich hatte sich die Situation wieder entspannt, obwohl ihm unklar blieb, worin die plötzlich aufgetretene Beklemmung bestanden hatte.
    Während er Kira dabei half, die Tassen

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