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Mit verdeckten Karten

Mit verdeckten Karten

Titel: Mit verdeckten Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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richtiges Matschwetter, kalt und ungemütlich, so daß man nur einen Wunsch hatte: ein heißes Bad nehmen, sich in eine warme Decke einwickeln und schlafen, schlafen, schlafen . . .
    Auf dem Weg zur Arbeit holte Nastja sich nasse Füße, in ihrer Zerstreutheit war sie in eine tiefe, von einer dünnen Eisschicht überzogene Pfütze gestiegen und bis zum Knöchel eingesunken. Allerdings hatte sie das kaum bemerkt, denn sie war in Gedanken an das bevorstehende Gespräch mit ihrem Chef und einem Beamten des Ministeriums vertieft. Die Erleuchtung war ihr am Vortag ziemlich spät gekommen, aber sie hatte trotzdem bei Gordejew angerufen, ihrem Chef mit dem Spitznamen Knüppelchen, und der hatte ihr geraten, sich mit General Satotschny in Verbindung zu setzen und ihr sogar dessen private Telefonnummer gegeben.
    »Satotschny verfolgt den Fall und hat vor, uns morgen früh in die Mangel zu nehmen«, teilte ihr Viktor Alexejewitsch mit. »Gib ihm etwas Nahrung für seine Gedanken, damit er keine Zeit verliert und nachts keine süßen Träume träumt.«
    »Mögen Sie ihn aus irgendeinem Grund nicht?« fragte Nastja erstaunt.
    »Wofür sollte ich ihn denn mögen?« parierte Gordejew. »Er war es doch, der darauf bestanden hat, daß Russanow mit euch zusammenarbeitet, und jetzt hängt euch dieser Russanow wie ein Klotz am Bein und hindert euch daran, Beweise gegen Platonow zu sammeln. Es ist verständlich, daß Satotschny Platonow schützen will, er gehört schließlich zu seinen Mitarbeitern, ich verurteile ihn deshalb nicht, aber meine Liebe zu ihm vergrößert es auch nicht gerade. Wäre ich allerdings an Platonows Stelle, würde ich natürlich anders denken. Alles in allem ist der Mann in Ordnung, ich habe viel Gutes über ihn gehört. Aber mir gefällt dieses gemütliche Beisammensein nicht, das er sich für morgen ausgedacht hat. Wozu will er sich mit mir treffen? Will er mir erzählen, was für schlechte und unfähige Mitarbeiter ich habe? Über meine Mitarbeiter weiß ich selbst Bescheid, viel besser als er. Will er uns Ratschläge erteilen, wie wir vorgehen sollen, um den Mord an Agajew aufzuklären und Platonow zu finden? Warum hat er mit diesen Ratschlägen so lange gewartet, wenn er weiß, wie wir vorgehen müssen? Oder hat er etwas in Erfahrung gebracht, das die Sache von Grund auf verändert? Dann wird ihm die Information, die du für ihn hast, sehr nützlich sein, er kann heute nacht darüber nachdenken und morgen, wenn er in der Petrowka erscheint, gleich die Kaninchen aus seinem Hut hervorzaubern.«
    »Viktor Alexejewitsch, mir ist etwas bang«, bekannte Nastja. »Vielleicht verfolgt er ja eigene Interessen. Platonow hat sich mir anvertraut, und sollte er tatsächlich unschuldig sein, könnte meine Information in falsche Hände geraten. Wäre das möglich?«
    »Nastjenka, so etwas ist immer möglich, aber laß uns die Sache so vernünftig wie möglich betrachten! Derjenige, der hier ein eigenes Ding laufen hat, kann nur ein Interesse haben, nämlich Platonow auszubooten. Aber warum hat uns Satotschny diesen Russanow untergeschoben? Weil Russanow ein enger und langjähriger Freund Platonows ist und euch in den Ohren liegen wird, um Platonow nicht auszubooten, sondern zu retten. Das ist doch klar, Kindchen. Wenn Satotschny ein anderes Interesse verfolgen würde, hätte er nie und nimmer Russanow eingeschaltet. Stimmst du mir zu?«
    »Nun ja, schon . . .« sagte Nastja zögernd.
    »Also, dann ruf den General an! Du brauchst keine Bedenken zu haben.«
    Nastja hatte den Rat ihres Chefs befolgt, und jetzt erwartete sie ungeduldig das Treffen mit Iwan Alexejewitsch.
    Fünf vor acht saß sie im Büro bei Gordejew, ihre durchnäßten Turnschuhe hatte sie in ihrem eigenen Büro zum Trocknen hingestellt und durch ihre schwarzen Dienstschuhe ersetzt. Viktor Alexejewitsch stand schweigend am Fenster, er hatte ihr den Rücken zugewandt und betrachtete aufmerksam, wie der nasse Schnee draußen aufs Trottoir fiel. Drei vor acht betrat General Satotschny das Büro. An seinem übernächtigten Gesicht war sofort zu erkennen, daß er mit Sicherheit keine süßen Träume gehabt hatte. Nastja beschloß, die Form zu wahren, sie sprang vom Sessel auf und nahm eine gerade Haltung an.
    »Guten Morgen«, sagte der General in einem familiären Tonfall und streckte zuerst Nastja die Hand hin, da sie näher vor ihm stand als Oberst Gordejew.
    »Sie sind Major Kamenskaja?«
    »Ja, das bin ich, Genosse General.«
    »Nicht nötig«, sagte

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