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Mit verdeckten Karten

Mit verdeckten Karten

Titel: Mit verdeckten Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Satotschny schmunzelnd. »Da Sie ausschließlich in Zivil herumlaufen und die Dienstschuhe nur angezogen haben, weil Sie sich unterwegs nasse Füße geholt haben, bin ich für Sie einfach Iwan Alexejewitsch.«
    Er lachte leicht und tauchte Nastja von Kopf bis Fuß in den warmen Blick seiner gelb getigerten Augen, was diese sehr irritierte. Satotschny ging ein paar Schritte weiter, um Oberst Gordejew zu begrüßen, und während Nastja auf seinen Rücken starrte, stellte sie mit Entsetzen fest, daß dieser Mann ihr gefiel. Woher wußte er von ihren durchnäßten Turnschuhen? Daß Anastasija Kamenskaja immer nur in Jeans und Pullovern oder T-Shirts herumlief, war für niemanden ein Geheimnis, und die Tatsache, daß der General das wußte, sagte nur aus, daß er nicht aufs Geratewohl zur Petrowka gefahren war, sondern sich vorher nach den Leuten erkundigt hatte, mit denen er es zu tun haben würde. Das sprach natürlich sehr für diesen Mann, denn das bedeutete, daß er in seiner leitenden Position ein erstklassiger Ermittler geblieben war und sich nicht in einen selbstverliebten, satten, bequemen Apparatschik verwandelt hatte. Aber woher wußte er von ihren nassen Füßen? Hatte er gesehen, wie sie auf der Straße in diese verdammte Pfütze hineingetreten war? Hatte er bemerkt, daß sie Turnschuhe angehabt hatte, an deren Stelle sie jetzt die Dienstschuhe trug? Aber in diesem Fall wäre er mit ihr gleichzeitig in der Petrowka erschienen und nicht erst zehn Minuten später. Vielleicht war er, bevor er in Gordejews Zimmer gekommen war, noch in einem anderen Büro gewesen.
    Aber am meisten beeindruckten Nastja seine Augen. Sie schienen im trockenen, knochigen Gesicht des Generals ein eigenes Leben zu führen und überstrahlten dieses Gesicht mit einem warmen, hellen Licht.
    »Also«, begann der General, während er sich an den langen Konferenztisch setzte, »lassen Sie uns bilanzieren, was sich bis gestern ereignet hat. Eine Unbekannte ruft mich an und sagt, daß ich das zentrale Glied in der Kette bin, daß sich andere Kettenglieder an mich anhängen werden, und daß schließlich eine Kette entstehen wird, die die Unschuld von Dmitrij Platonow beweisen wird. Des weiteren ruft diese Frau auch Sie an, Anastasija Pawlowna, und teilt Ihnen mit, daß Dmitrij unschuldig ist, daß er sich an besagtem Tag zwar mit Agajew getroffen und die mitgebrachten Unterlagen eingesehen hat, ihn aber anschließend zur Wolodarskij-Straße gebracht hat und wieder weggefahren ist. Ich gehe davon aus, daß Sie, Anastasija Pawlowna, dabei sind, diese Angaben zu überprüfen. Teilweise haben sie sich bereits als richtig erwiesen. Agajew war zur genannten Zeit tatsächlich in der Wolodarskij -Straße bei seinem Verwandten, er verließ zusammen mit ihm das Haus und war zu dieser Zeit gesund und wohlauf. Mehr noch, das Auto, das ihn zu der genannten Adresse brachte, entspricht nach der Beschreibung genau demjenigen, das Platonow fährt. Aber da ist eine unangenehme Kleinigkeit. Kurz nachdem das Auto die Wolodarskij-Straße wieder verlassen hat, erscheint vor dem Haus, in dem Agajew verschwunden ist, ein Mann mit einem Diplomatenkoffer, der dem von Platonow täuschend ähnlich sieht. Siehe Vernehmungsprotoll von Stas Schurygin und Identifizierungsprotokoll. Richtig?«
    Nastja nickte schweigend, sie hatte dem General sehr aufmerksam zugehört.
    »Gehen wir weiter. Man hat bei Agajew keinerlei Unterlagen über die Ausmusterung von Geräten entdeckt. Hier haben wir keinen Beweis für die Richtigkeit von Platonows Angaben. Darüber hinaus habe ich herausgefunden, daß Agajew und Platonow tatsächlich zusammengearbeitet haben, um die betrügerischen Vorgänge in Uralsk aufzudecken, aber die in diese Vorgänge verwickelte Firma Artex existiert nicht mehr. Die Ermittlungen haben also ihre Aktualität verloren. Und das bereits vor längerer Zeit. Insofern haben wir keinen Grund, den Mord an Agajew mit diesen Ermittlungen in Verbindung zu bringen. Es sieht so aus, als wolle Platonow uns in die Irre führen, indem er unsere Aufmerksamkeit auf die Unterlagen über die ausgemusterten Geräte lenkt. Haben Sie nicht auch diesen Eindruck?«
    Der General wandte sich Nastja zu und sah sie mit seinen gelben Augen an, Augen, die jetzt Verlegenheit ausdrückten und die Bitte, ihm eine derart lästerliche Annahme zu verzeihen.
    »Nein, diesen Eindruck habe ich nicht«, sagte Nastja bestimmt, während sie sich bemühte, Satotschnys Blick auszuweichen. »Ich habe den

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