Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
können Sie kurz Ihren Kopf heben und prüfen, ob Sie sich schon für die Welt außerhalb Ihrer Höhle interessieren. Vielleicht sinkt der Kopf bald wieder zurück und sagt: »Nein, ich brauche noch mehr Zeit für mich!«
Probieren Sie es aus, Sie wissen: Alles Leben ist Rhythmus. Es tut gut, gebraucht zu werden, und es ist schön zu zeigen, was man alles kann, aber es ist auch schön und wichtig, sich mal von der Welt zurückzuziehen und nur bei sich zu sein.
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Sollte diese Übung Sie mit einem kaum erfüllbaren Wunsch nach Rückzug konfrontiert haben und einige Aufgaben aber dringend warten, dann versprechen Sie sich selbst, später für dieses Bedürfnis Zeit zu haben. Machen Sie einen konkreten Termin aus, den Sie sich merken und einhalten. Vielleicht haben Sie aber auch wahrnehmen können, dass der Wunsch nach Rückzug schon zufrieden ist, wenn er überhaupt einmal wahrgenommen und als berechtigt anerkannt wird. Und eine kurze Beachtung hat ihn so erfreut, dass er jetzt wieder zu mehr Kooperation in der nächsten Zeit bereit ist.
In meiner Arbeit mit Patientinnen und Patienten habe ich öfters die Erfahrung machen können, dass zunächst nur als lästig empfundene Symptome durchaus mit sich reden und verhandeln lassen, wenn sie als berechtigtes Anliegen akzeptiert werden. So kam ein Abteilungsleiter zu mir, der seine zwanghaft wiederkehrenden Zuckungen im Gesichtsbereich als störend empfand und sich ihrer schämte. Als Teilpersönlichkeit wurden diese Tics anerkannt und gebeten, nicht in den Dienstsitzungen zum Vorschein zu kommen, sondern eingeladen, sich während der regelmäßigen Gespräche bei mir zu zeigen. Sie brauchten einige Zeit, bis sie von der Ernsthaftigkeit der Einladung in meine Praxis überzeugt waren, waren aber dann bereit aufzutauchen und sich auf ein Gespräch einzulassen, und es konnte erstaunlich gut mit ihnen verhandelt werden. Schließlich konnten mir die Tics mitteilen, dass sie die betrieblichen Sitzungen so entsetzlich langweilig fanden und dass es ihnen ein Anliegen war, an das Bewegungsbedürfnis des Patienten zu erinnern. Mehrere Therapiegespräche waren nötig, in denen mein Patient sich bemühte, einen Kompromiss auszuhandeln. Er versprach den Tics, sich bei einigen Sitzungen mit einer gut überlegten Begründung abzumelden und bei den anderen Sitzungen mehr in die Offensive zu gehen. Er lernte zu unterscheiden, wo das möglich war und wo nicht. Zum Teil waren es zähe Verhandlungen mit den Symptomen. Hielt mein Patient das Versprechen nicht ein, das er seinen Tics gegeben hatte, meldeten die Symptome sich sofort wieder. Schließlich konnten die Symptome als Erziehungshelfer in Richtung zu mehr Authentizität gesehen werden.
Eine andere Patientin litt unter Panikattacken, die sich aber nur zu Hause zeigten. Sie wollte mir gerne mal ihre Angst mitbringen. Sie traute mir zu, damit besser fertig zu werden, was ihr alleine nicht gelang. Also luden wir gemeinsam das Symptom in meine Praxis ein. Es wollte aber nicht kommen, und die Patientin war verzweifelt, weil es ihr bei mir in der Praxis immer gut ging, aber zu Hause schlecht. Eines Tages hatten wir »Glück«: Das Symptom schaute aus seinem Versteck hervor und ich hatte Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Da verriet es mir, dass es deshalb nicht in meine Praxis kommen müsse, weil ich es ja nicht ablehnte. Es sei gerade die Ablehnung, weshalb es sich zeige. Wir mussten beide lachen und die Patientin lernte langsam, auch zu Hause freundlicher mit ihrer Angst zu sprechen.
Symptome haben oft wichtige Botschaften. Ich vergleiche sie gerne mit dem roten Lämpchen im Auto, das anzeigt, wenn etwas fehlt. Sie sprechen jedoch nicht die Sprache der Logik, sondern es ist eine Symbolsprache. Nach einer Körperreise (siehe den Abschnitt »Yoga Nidra – der Schlaf der Yogis«), die rechts- und linkshemisphärisches Denken harmonisiert, ist es oft möglich, die Symbolsprache in unsere übliche, vom Verstand geprägte Sprache zu übersetzen.
Die Lähmung überwinden und Angst ignorieren
Die Angst wurde als Zustand der Lähmung beschrieben, also wäre zunächst zu erforschen, welche Möglichkeiten es gibt, wieder in Bewegung zu kommen. Manchmal muss es gar nicht eine spezielle Übung sein, es reicht, in irgendein Tun zu kommen: Aufzustehen und woanders hinzulaufen (der Angst den Rücken kehren) oder bewusst auf den Boden aufzutreten, vielleicht sich ein paar Mal zu drehen (dabei jedes Mal die Perspektive wechseln), kann bereits etwas
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