Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
verändern. 49 Viele Patientinnen und Patienten haben mir berichtet, dass das Aufräumen in der Wohnung, das Verstellen von Möbeln, oder das Ausmisten von Sachen in solchen Situationen oft Abhilfe verschafft hat. Eine äußere Ordnung spiegelt eine innere Ordnung wider, und so kann das Entsorgen von alten Zeitungen und leeren Flaschen auch im Innenraum Platz schaffen. Damit ist nicht nur die Wohnung schöner geworden, was ja auch zum Wohlgefühl beiträgt, sondern gleichzeitig wurde auch dem Körper mitgeteilt, dass er nicht hilflos ausgeliefert ist, sondern etwas tun kann. Wenn Sie im Garten umgraben und Unkraut jäten, trägt die Bewegung an der frischen Luft noch ihren Teil zur Aktivierung bei.
In einem amerikanischen Experiment wurden Ratten in einem Käfig, der keine Fluchtmöglichkeit zuließ, wiederholt mit Stromschlägen traktiert; es gab keine Möglichkeit, durch ein zu lernendes Verhalten dem Unangenehmen auszuweichen. Schließlich löste nicht mehr nur der Aufenthalt im Käfig die typischen artgemäßen Angstreaktionen aus, sondern die physiologischen Stressmuster zeigten sich auch außerhalb des Käfigs. Wieder zurückgesetzt in den Käfig, hatte jedoch die einmalige Erfahrung der Flucht ausgereicht, um das verfestigte Stressverhalten zu löschen. Auch bei nachfolgenden Untersuchungen zeigten sie keine Panikreaktionen mehr. 50 Das Experiment macht deutlich, dass – selbst im Tierreich – nicht das tatsächliche Vorhandensein von Freiheit (bei den Ratten: außerhalb des Käfigs zu sein) über die Symptome von Angst und Stress entscheidet, sondern die Möglichkeit, Einfluss nehmen und handeln zu können.
Beginnen Sie mit einer Beobachtungsaufgabe:
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Übung: Die Angst beobachten
Wo und wie spüren Sie eine Enge, die – wie behauptet wird – von Angst ausgelöst wird? Und andersherum formuliert: Was ist bei Ihnen der beste Ansatzpunkt, um die Angst loszuwerden? Gelingt es Ihnen leichter, den Körper zu entkrampfen und dadurch langsam Einfluss auf Ihre Gedanken zu bekommen? Oder ist es einfacher für Sie, die Aufmerksamkeit woanders hinzulenken?
Können Sie sich noch bewegen, hüpfen, sich drehen? Ausprobieren! Können Sie sich noch freuen, wenn etwas Erfreuliches passiert? Ausprobieren! Sind Sie noch in der Lage, an etwas anderes zu denken als an die Angst? Ausprobieren!
Wie erleben Sie Ihre Angst? Sind einzelne Körperteile steif und lassen sich nicht bewegen? Versuchen Sie, ob eine sanfte Bewegung möglich ist. Ist das Steifhalten des Körpers ein Ausdruck dafür, sonst nicht genug Kraft und Widerstand gegen Verletzungen zu haben? Dann überprüfen Sie, ob es im Moment etwas gibt, gegen das Sie sich wappnen müssen. Wenn das der Fall ist, dann lesen Sie besser erst im nachfolgenden Abschnitt »Die eigene Kraft spüren und ausdrücken« weiter. Wenn es sich um eine vergangene Gefahr handelt, gegen die Sie sich wehren mussten, dann wäre es gut, sich zu kneifen oder zu schütteln, um in der Gegenwart anzukommen.
Klopft das Herz wie verrückt, berühren Sie den Herzraum, als wäre dort eine liebe Freundin, der Sie gut zusprechen möchten. Die vorausgegangene Übung »Trost-Selbstberührung, Sich-Wiegen« könnte hier hilfreich sein. Oder ist es eher so, dass es Ihnen guttäte, sich wild und laut zu bewegen, um der inneren Unruhe Ausdruck zu geben? Denken Sie daran: Stärke und Kraft sind das Gegenteil von Ohnmacht. Wenn ein Schreien und Schimpfen Nachbarn beunruhigen würde, können Sie dem Bedürfnis im Wald Ausdruck geben oder auch im Auto (aber bitte nicht während der Fahrt, sondern auf einem einsamen Parkplatz).
Sitzt die Angst als Vorstellung im Kopf und macht sich in den Gedanken breit, dann üben Sie ganz bewusst, an etwas anderes zu denken. Sie können es mit einem Krimi, einem Tierfilm oder einem Buch mit Witzen versuchen, der Inhalt ist im Augenblick egal. Das sind jetzt fürs Erste nur Ablenkungen, aber alles will geübt sein, und wenn es Ihnen gelingt, die Gedanken woanders hinzulenken, ist Ihnen ein wichtiger erster Schrittgelungen, auf den Sie stolz sein dürfen: Sie lernen, sich nicht mehr von Ihrer Angst beherrschen zu lassen, und beginnen zu bestimmen, woran Sie denken wollen. Erinnern Sie sich an die Geschichte mit dem Ochsen, der gezähmt werden will.
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Natürlich hängen Körperempfindungen, Gedanken und Gefühle immer zusammen. Manche Menschen sind jedoch mehr vertraut mit ihrem Körper und spüren sehr fein und genau die verschiedenen physiologischen Vorgänge,
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