Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
zu halten, während die Beine »arbeiten«. Die Hände können entweder auf den jeweiligen Oberschenkeln ruhen, um einem Wackeln im Kniebereich vorzubeugen und das Bewusstsein von einer stabilen, achsengerechten Ausrichtung zwischen Hüftgelenk, Kniegelenk und Fußgelenk zu stärken. Oder sie werden über dem Kopf gekreuzt, um zusätzlich dem Brustkorb eine Öffnung zu gönnen.
Abb. 18: Der Sprinter
Täglich mache ich Schritte und spüre dabei meine Kraft.
Es darf leicht in der hinteren Leiste ziehen. Finden Sie den richtigen Abstand zwischen den beiden Beinen. Wenn Sie gar keinen Zug in der Leiste spüren, bringen Sie die Füße noch etwas mehr auseinander, aber nicht so weit, dass Sie Mühe haben, wieder hochzukommen.
Nachdem Sie dies mehrmals im Atemrhythmus geübt haben, können Sie für ein paar Atemzüge in der Position des angewinkelten Knies bleiben, die Kraft Ihrer Beine spüren und die Gedanken in dem Satz ruhen lassen: »Ich mache Schritte«, oder: »Ich nehme wahr, wie ich in meinem Leben Schritte mache.« Wechseln Sie die Beine, wenn für Sie der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
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Die Füße, besonders die Fersen, Beine und der Beckenboden, sind diejenigen Partien unseres Körpers, die uns mit dem Boden verbinden und uns Kraft und Stabilität schenken, die wir achtsam wahrnehmen können. Sie spiegeln die Stabilität und Beständigkeit der Erde in uns wider.
Kennen Sie Ihren Beckenboden? Er besteht aus drei Muskelschichten, die unsere inneren Organe halten und daran hindern, nach unten herauszufallen, wenn wir stehen oder laufen. Gleichzeitig ermöglichen sie uns jedoch auch, das abzusondern, was wir nicht mehr brauchen. Das Netz, das von unten her trägt, muss also zugleich durchlässig und stabil sein. Dafür ist es notwendig, die Muskelbasis im Bereich des Beckenbodens im Wechsel zu aktivieren und zu entspannen. Diese Muskeln kräftig und flexibel zu halten, schützt Frauen vor Problemen mit Gebärmuttersenkungen und Männer vor Prostatavergrößerungen. Ein straffer Beckenboden ist die Basis für eine aufgerichtete Wirbelsäule unddamit für Selbstbewusstsein. Der seelische Zustand drückt sich in einem klaren aufrechten Stand aus und umgekehrt. Eine Patientin berichtete mir: »Seitdem ich Beckenbodenübungen mache, habe ich kaum noch Panikattacken. Jedes Mal, wenn die Panik wiederkommen will, denke ich an meinen Beckenboden, und es geht mir gleich besser.« Im Yoga wird dieser Bereich »Wurzel-Chakra« genannt. Hier befindet sich das physische Korrelat zu Vertrauen, Bodenständigkeit und Sicherheit (siehe den Abschnitt »Asana – die richtige Sitzhaltung«).
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Übung: Den Beckenboden aktivieren
Setzen Sie sich auf einen Stuhl oder ein Meditationskissen und wackeln Sie auf den Pobacken etwas hin und her, um Ihre Sitzbeinhöcker zu spüren. Wenn Sie ein Bewusstsein von Ihren Sitzbeinhöckern haben, können Sie das Gewicht auf beide gleichmäßig verteilen und sich auf die Aufrichtung in der Sitzhaltung besinnen, wie in der Übung »Der aufrechte Sitz« in Kapitel 2 beschrieben ist.
In einem nächsten Schritt laden Sie nun die Atembewegung in den Beckenboden ein: Mit der Einatmung lassen Sie zu, dass sich durch die Anspannung und Herabsenkung des Zwerchfellmuskels der Raum unterhalb des Bauchnabels weitet und dabei sanft die beiden Sitzbeinhöcker auseinanderdehnt. Ausatmend streben die beiden Sitzbeinhöcker wieder zusammen, und Sie verstärken diese natürliche Bewegung, indem Sie die Muskeln des Beckenbodens leicht anspannen. Vielleicht stellt sich eine kleine Schaukelbewegung im Beckenbereich ein, so dass sich einatmend die Achse zwischen den Sitzbeinhöckern und dem Scheitelpunkt dehnt. Vielleicht mögen die Sitzbeinhöcker den festen Widerstand der Unterlage nutzen, um sich abzustoßen und einen Energieimpuls von unten nach oben durch die Wirbelsäule zu schicken. Ausatmend entspannt sich der Rumpf, und das Körpergewicht wird wieder zum Boden hin abgegeben. Die Sitzbeinhöcker werden zusammengezogen und die Muskeln des Beckenbodens aktiviert. Wiederholen Sie diese kleine Bewegung, solange es für Sie angenehm ist, und spüren Sie nach.
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Kürzlich hatte ich das Glück, ein Baby von etwa einem halben Jahr für einige Zeit auf dem Schoß halten zu dürfen. Mich beeindruckte die Energie, mit der dieses kleine Wesen immer wieder seine Beine strecken und sich von meinen Oberschenkeln abstoßen wollte. Es trainierte die Kraft seiner Beine, um sich auf ein Stehen und Laufen
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