Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
Stadtbild im Süden hoch.
Potter ruft über den Widerhall: »Was in Gottes Namen war das?«
»Ich glaube, die Air Force hat gerade ein Riesenloch in die Williamsburg Bridge gesprengt«, erwidert McLeod verdutzt, während ein zweites Paar F16 in Richtung Süden vorüberzischt. »Sieht mir ganz danach aus, als ob man Manhattan abriegeln will.«
Die letzte Bastion
Vor vier Tagen zählte das Erste Bataillon über 650 einsatzfähige Männer. Jetzt beläuft sich seine Kampfstärke auf weniger als 200 Mann. Alle Ranghöheren sind entweder tot oder werden vermisst, ausgenommen Second Lieutenant Todd Bowman und die anderen beiden überlebenden Lieutenants der ursprünglich vier Kompanien von Charlie.
Bowman teilt ihnen diese Zahlen mit, nachdem Immunity – so das Rufzeichen von Generalmajor Kirklands Divisionskommando – War Dogs Two im Zuge einer Suchfunkaktion, um alle noch intakten Einheiten in der Region zu finden, verständigt hat.
Mit dem Handgerät des SINCGAR am Ohr steht Bowman stramm wie beim Appell, obwohl er allein mit Jake Sherman im Schulleiterbüro ist, der in der Nähe sitzt und an einem Daumennagel kaut.
Kirkland beglückwünscht Bowman dafür, dass er seine Untergebenen weiterhin anführt, ernennt ihn zum Kommandanten der Brigade und befördert ihn zur Anerkennung seiner Verdienste im Gefecht direkt zum Captain. Auch mit all seiner Erfahrung ist Bowman über diese unübliche Beförderung im Felde mehr erstaunt als über alles, was bisher geschah.
Kirkland sagt, er habe einen Auftrag für ihn.
Nachdem die Funkverbindung beendet wurde, wendet sich der frischgebackene Captain an Sherman und frotzelt: »Wunder gibt es immer wieder.«
»Glückwunsch zu Ihrer Beförderung, Sir«, wünscht der Funker freudestrahlend.
»Danke sehr, Jake, auch wenn ich sie nur erhalten habe, weil ich die letzte Bastion bin.«
Ein einfaches Missverständnis
Nachdem Bowman das Büro verlassen hat, stellt er fest, dass die Unteroffiziere auf seine Rückkehr gewartet haben. Sie halten ihre Kaffeetassen mit beiden Händen fest und tuscheln miteinander.
»Also gut«, sagt er, als er wieder vor der Karte steht. »Das war Immunity. Ich habe neue Order direkt von Generalmajor Kirkland. Wir sind zu einer Mission bestellt worden.«
Die Unteroffiziere schweigen und betrachten ihn argwöhnisch. Plötzlich schießt es ihm wie ein Blitz durch den Kopf, dass der General den Auftrag zuerst dem Zweiten Bataillon gegeben hatte. Lieutenant Colonel Rose akzeptierte ihn. Seine Männer aber glaubten darin ein Himmelfahrtskommando zu erkennen, gingen zur Meuterei über und erschossen Rose. Ironischerweise hätte Rose die Mission wohl sowieso ans Erste Bataillon abgegeben und seine Leute herausgehalten. Allerdings wurde er von ihnen gemeuchelt, noch ehe er den Auftrag an Bowmans Truppe delegieren konnte. Ein einfaches Missverständnis.
Nun wandte sich Generalmajor Kirkland an Second Lieutenant Bowman und ernannte ihn zum Kommandanten der Brigade. Hieran kann er sich ein Lehrbeispiel nehmen; er muss Vorsicht walten lassen.
»Im Rahmen dieser Mission sollen wir ein Forschungslabor an der West Side aufsuchen.« Er tippt mit dem Zeigefinger auf die entsprechende Stelle der Karte. »Ungefähr hier. Kann das jeder sehen? Wir ziehen dorthin, um eine Gruppe Wissenschaftler aufzunehmen und aus der Stadt zu evakuieren.«
»Äh, Lieutenant? Sir?«, merkt einer der Sergeants des Dritten Platoons auf. »Bei allem Respekt, aber das klingt nach Selbstmord, oder nicht?«
»Wir werden dieses Labor erreichen, ohne dass jemand von uns zu Schaden kommt, das verspreche ich«, versichert Bowman, während er dem Mann direkt in die Augen schaut. »Wir werden bei Nacht aufbrechen. Das wird uns zum Vorteil gereichen. Übrigens dürfen Sie mich jetzt Captain nennen, nicht mehr Lieutenant. Ich wurde zum Bataillonskommandanten befördert.«
Eigentlich wurde ihm das Kommando über die Brigade erteilt, aber der gesamte Vorgang – ein Second Lieutenant, der zum Kopf einer Brigade erhoben wird – klingt selbst für ihn zu lächerlich.
»Herzlichen Glückwunsch, Sir«, sagt ein anderer Sergeant des Dritten Platoons. »Aber bei Nacht loszuziehen, ist definitiv Selbstmord. Wir erlebten das erst neulich bei dem Massaker nach dem Stromausfall.«
»In Wirklichkeit bewahrte gerade dieser Stromausfall die Kompanie davor, komplett ausgelöscht zu werden«, hält Bowman dagegen. »Die Überlebenden schafften es größtenteils unversehrt mithilfe ihrer
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