Mitch
arbeiteten.
An den letzten drei Freitagabenden hatten John Henderson und Bethany im Café gegessen, waren aber schon vor acht gegangen, also bevor Ben die Bar öffnete.
Mitch war zu Ohren gekommen, dass die beiden unzertrennlich geworden waren, obwohl sie behaupteten, sie wären „bloß Freunde“.
Doch er wusste Bescheid. Als Bethany das erste Mal mit John ausgegangen war, hatte er beobachtet, wie sie ihn geküsst hatte. Freunde! Sogar jetzt krampfte sich sein Magen noch zusammen, wenn er daran dachte.
Zum unzähligsten Mal sagte sich Mitch, dass er ja derjenige gewesen war, der Bethany ermutigt hatte, mit John auszugehen. Da sie also lediglich seinen Rat befolgt hatte, durfte er sich nicht anmerken lassen, wie wütend er war.
Genauso versuchte er, sich einzureden, dass es ein Zufall gewesen war, als er die beiden beim Küssen beobachtet hatte. Allerdings stimmte es nicht.
Als Sicherheitsbeamter fuhr er freitagabends routinemäßig die Straßen ab. Als er an jenem ersten Abend gesehen hatte, wie die beiden das Café verließen, war er ihnen heimlich gefolgt. Auch an den anderen Abenden hatte er ihnen nachspioniert, wobei er darauf geachtet hatte, dass sie ihn nicht bemerkten. Obwohl er nicht gerade stolz auf sich war, hatte er der Versuchung nicht widerstehen können.
An den letzten beiden Abenden hatte Bethany John hereingebeten. John war zwar nie länger als fünf Minuten geblieben, aber Mitch konnte sich lebhaft vorstellen, was sie getan hatten.
Immer wieder redete er sich ein, dass er eigentlich froh sein sollte, denn John Henderson war ein anständiger Kerl. Doch nachts lag Mitch wach und blickte starr an die Wände in seinem Schlafzimmer, die immer näher zu kommen schienen.
Ihm war durchaus klar, dass es seine Ängste und Zweifel waren, die es ihm nicht erlaubten, mit Bethany eine Beziehung einzugehen. Das hatte er Lori zu verdanken. Mit ihrem Tod hatte sie dafür gesorgt, dass er sie niemals vergessen konnte.
Nachdem Mitch erneut einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen hatte, beschloss er, zur Schule zu gehen. Gerade als er das Büro verließ, klingelte das Telefon. Er ignorierte es jedoch und nahm sich vor, später den Anrufbeantworter abzuhören.
In der Ferne hörte er das fröhliche Lachen der Kinder, die im Schnee herumtollten. Chrissie spielte am liebsten draußen, was in den nächsten Monaten allerdings kaum möglich sein würde. Bis Weihnachten wurden die Tage immer kürzer, bis es schließlich überhaupt nicht mehr hell wurde.
Mitch bog gerade in die Straße ein, in der die Schule lag, als er Bethany begegnete. Sie ging sehr schnell, und sobald sie ihn sah, blieb sie unvermittelt stehen.
„Mitch.“ Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, und erst jetzt bemerkte er, wie blaß sie war. „Chrissie ist verletzt.“
Ohne zu überlegen, lief er auf Bethany zu und umfasste ihre Ellbogen. „Was ist passiert?“
„Sie ist auf dem Eis gestürzt und hat sich geschnitten. Die Schulsekretärin hat versucht, Sie anzurufen, aber Sie waren nicht im Büro.“
„Wo ist Chrissie jetzt?“
„In der Klinik“, erwiderte Bethany mit bebender Stimme. „Ich dachte mir, dass Sie auf dem Weg zur Schule sind. O Mitch, ich habe solche Angst!“
Es musste Chrissie schlimm erwischt haben, sonst wäre Bethany nicht so aufgelöst gewesen. Von Panik erfasst, lief er zur Klinik. Plötzlich merkte er, dass Bethany ihm folgte. Aus Angst, sie könnte ausrutschen und hinfallen, kehrte er um und nahm sie bei der Hand.
Zusammen liefen sie weiter. Obwohl es nicht einmal fünf Minuten gedauert haben konnte, kam es Mitch wie eine Ewigkeit vor. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Chrissie etwas zugestoßen war. Allein seiner Tochter wegen hatte er nach Loris Tod im Leben noch einen Sinn gesehen.
Als er die Tür zum Gesundheitszentrum aufriss, sah er, dass überall auf dem Boden Blut war – Chrissies Blut. Ihm war, als würde eine eiskalte Hand sein Herz umklammern.
Dotty Harlow, Pearl Inmans Nachfolgerin, und Angie Hughes, die Sekretärin und Schwesternhelferin, waren nirgends zu sehen.
„Dotty!“ rief er.
„Daddy.“ Chrissies Stöhnen ging ihm durch und durch.
Dann kam Dotty aus einer Kabine am Ende des Raumes. Ruhig erklärte sie ihm, dass sie Chrissies Schnittwunden gerade genäht hatte.
Als Mitch die Kabine betrat, trat Angie, die bei Chrissie war, einen Schritt zur Seite. Chrissie schniefte und legte ihm die Arme um den Nacken. „Ich … bin hingefallen … und hab’ mich …
Weitere Kostenlose Bücher