Mitch
versprochen, dass er mich heute von der Schule abholt.“ Chrissie schaute sie erwartungsvoll an.
„Wenn dein Dad dich abholt, brauchst du die Tafel heute nicht abzuwischen“, erklärte Bethany. Sie wollte Mitch weder warten lassen noch ihn dazu zwingen, das Klassenzimmer zu betreten.
„Dad wartet auf mich“, versicherte Chrissie.
Trotzdem war Bethany verunsichert, gerade weil Mitch sie so offensichtlich mied.
Chrissie war gerade dabei, die Tafel abzuwischen, als er hereinkam. Es passte ihm anscheinend nicht, seine Tochter suchen zu müssen.
Wie immer, wenn sie einander begegneten, trafen sich ihre Blicke. Bethany stand langsam vom Pult auf.
„Hallo, Mitch.“
„Bethany.“
„Hallo, Dad. Ich helfe Miss Ross“, meinte Chrissie fröhlich. „Ich muss nur noch den Schwamm ausspülen. Bin gleich wieder da.“
Mitch wollte protestieren, doch bevor er etwas sagen konnte, hatte Chrissie schon das Klassenzimmer verlassen. Nun war er mit Bethany allein.
Schweigend sahen sie sich an, und Bethany fragte sich, was wohl in ihm vorgehen mochte. Nicht, dass sie sich über ihre Gefühle im Klaren war. Ihr schien es, als wären sie beide gebunden.
John Henderson, einer der Piloten von Midnight Sons, hatte sie zum Essen eingeladen, und sie hatte die Einladung angenommen. Zum einen war John nett, zum anderen hatte sie keine Lust, herumzusitzen und darauf zu warten, dass Mitch mit ihr ausging.
Da die Stille allmählich unerträglich wurde und Mitch sie mit undurchdringlicher Miene ansah, seufzte Bethany resigniert.
„Ich habe gehört, dass Sie heute Abend mit John Henderson essen gehen“, bemerkte Mitch plötzlich.
„Stimmt.“ Warum hätte sie es abstreiten sollen?
„Gute Idee.“
„Dass ich mit John ausgehe?“
„Ja.“
Noch immer sahen sie sich in die Augen. „Warum?“ fragte Bethany schließlich.
„John ist in Ordnung.“
Am liebsten hätte sie ihn gefragt, warum er nicht auf die Idee gekommen war, sie einzuladen. Sie fühlten sich so stark zueinander hingezogen, dass es sicher besser war, wenn sie offen darüber sprachen, selbst wenn sie ihre Gefühle nicht auslebten. Dennoch schwieg Bethany.
Im nächsten Moment erschien Chrissie wieder, und Bethany wandte sich ihr zu.
„Ich hab’ den Schwamm ausgespült“, verkündete Chrissie, während sie Bethany erwartungsvoll anschaute.
„Danke, mein Schatz.“
„Hab’ ich gern gemacht. Kann ich nächsten Freitag wieder die Tafel abwischen?“
„Ja, das wäre sehr nett.“
„Viel Spaß heute Abend“, sagte Mitch, bevor er mit Chrissie das Klassenzimmer verließ.
„Danke, es wird bestimmt nett“, rief Bethany ihm hinterher, war jedoch nicht sicher, ob er es gehört hatte.
Nach der Begegnung mit ihm war sie ziemlich melancholisch. Um sich abzulenken, begleitete sie Margaret Simpson nach Hause, die sie zu einem Kaffee einlud. Allerdings konnte sie sich kaum auf das Gespräch mit ihr konzentrieren. Als Bethany später zu Hause war, schaltete sie ihren CD-Player ein und legte sich im Wohnzimmer auf den Boden, um ein wenig Musik zu hören. Dass sie sich ausgerechnet für Billy Joel entschieden hatte, war sehr aufschlussreich.
Statt sich auf das Abendessen zu freuen, bedauerte sie insgeheim, dass es nicht Mitch war, der sie eingeladen hatte. Schließlich zwang sie sich jedoch, sich mit den Tatsachen abzufinden: Mitch war nicht an ihr interessiert. Sie versuchte sich einzureden, dass es keine Rolle spielte, da es ja noch genügend andere Männer gab – vergeblich.
Da John von einem Flug nach Fairbanks zurückkommen würde und befürchtet hatte, er könnte sich verspäten, hatte er vorgeschlagen, sich im Hard Luck Café zu treffen. Nachdem Bethany geduscht hatte, zog sie einen knielangen braunen Rock an, einen langen beigen Pullover und Stiefeletten. Um das Outfit etwas aufzupeppen, steckte sie sich das Haar locker hoch. Sie wusste, dass sie gut ausschaute. Schade, dass Mitch sie nicht sehen konnte und nicht wusste, was ihm entging!
Als sie das Hard Luck Café betrat, stellte sie überrascht fest, dass nur zwei Gäste dort waren. Die beiden Männer, die an einem Tisch saßen, tranken Bier und waren in ein Gespräch vertieft.
„Sie sehen heute aber hübsch aus!“ rief Ben, als sie sich in eine Nische am Fenster setzte. Anscheinend wusste er, dass sie mit John verabredet war, denn er brachte zwei Gläser Wasser und zwei Speisekarten an ihren Tisch.
„Danke.“
„Wie ich hörte, hat John ein Auge auf Sie geworfen.“
Bethany erwiderte
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