Mitch
dagegenhalten konnte, denn nicht einmal seit Schulbeginn hatte er Chrissie dazu anhalten müssen, ihre Hausaufgaben zu machen. Wenn sie Miss Ross damit eine Freude hätte machen können, hätte sie jeden Abend stundenlang zusätzliche Aufgaben verrichtet.
„Ich mache mir seit ihrem Unfall Sorgen“, erwiderte er daher.
„Ihre Zensuren sind gut.“ Bethany blätterte in ihrem Zensurenbuch, um die letzten Eintragungen zu überprüfen. „Ich habe sie im Auge behalten und auf mögliche Symptome geachtet, von denen Dotty gesprochen hatte, aber bisher ist mir nichts aufgefallen. War zu Hause irgend etwas? Ich meine, ist ihr zum Beispiel schwindelig geworden?“
„Nein, nein“, versicherte er.
„Dann ist es ja gut.“
Da er sich zunehmend unwohler fühlte, wandte Mitch sich zum Gehen. „Ach, übrigens“, meinte er so beiläufig wie möglich. „Ich möchte nicht neugierig sein, aber stimmt es, dass Sie am Freitagabend mit Bill Landgrin essen gehen?“
„Ja“, bestätigte sie verblüfft. „Woher wissen Sie das?“
Mitch zuckte die Schultern. „Hier spricht sich alles schnell herum. Ich wusste gar nicht, dass Bill und Sie sich kennen.“
„Wir sind uns erst einmal begegnet. Er ist mit Duke geflogen und war zur selben Zeit im Café wie ich“, erklärte sie.
„Ach so.“ Mitch wandte sich ab, drehte sich dann jedoch noch einmal zu ihr um. „Und was ist mit John? Gehen Sie oft mit Männern aus, die Sie gerade erst kennen gelernt haben?“
„Was soll mit John sein?“
„Warum treffen Sie sich nicht mehr mit ihm?“
Bethany zögerte einen Moment. „Ihr Tonfall gefällt mir nicht, Mitch“, entgegnete sie schließlich. „Ich kann ausgehen, mit wem ich will.“
„Natürlich. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Es ist nur … Na ja, Sie sollten wissen, dass Bill einen … gewissen Ruf hat.“
Sie versteifte sich unwillkürlich. „Ich kann gut allein auf mich aufpassen.“
„Bethany, ich wollte Sie nicht beleidigen. Es ist nur so, dass ich der einzige Vertreter des Gesetzes in Hard Luck bin, und ich dachte, es wäre meine Pflicht, Sie zu warnen.“
„Verstehe.“ Wütend schlug sie das Buch zu. „Und ich bin die Tochter eines Polizisten. Wie ich bereits sagte, kann ich allein auf mich aufpassen.“ Daraufhin schaute sie demonstrativ auf ihre Armbanduhr. „Würden Sie mich jetzt bitte entschuldigen?“
„Ja, sicher“, erwiderte Mitch zerknirscht. Und diesmal ging er wirklich.
Bethany wusste nicht, warum sie so wütend auf Mitch war. Vielleicht lag es daran, dass er Recht hatte. Warum ging sie auch mit einem Mann essen, den sie kaum kannte? Nicht, dass ihr etwas passieren würde. Schließlich würde die halbe Stadt im Hard Luck Café versammelt sein.
Natürlich hatte sie ihre Gründe gehabt, Bills Einladung anzunehmen. John Henderson traf sich jetzt nämlich nicht mehr mit ihr, sondern mit Sally McDonald.
Mittlerweile war Bethany zu dem Schluss gekommen, dass Mitch sich nicht für sie interessierte. Am Abend nach Chrissies Unfall hatte sie geglaubt, dass sie sich näher gekommen waren. Bethany erinnerte sich noch genau daran, wie Mitch ihr während der Liebesszene im Film in die Augen geschaut hatte. In diesem Moment hatte er vermutlich genau dasselbe gedacht wie sie. Doch kurz bevor es dazu gekommen war, hatte er einen Rückzieher gemacht. Dass er seitdem nicht mehr mit ihr gesprochen hatte, hatte sie verwirrt und traurig gemacht.
Nicht zuletzt aus dem Grund hatte sie Bill Landgrins Einladung zum Essen angenommen. Außerdem hatte sie schon immer mehr über die Alaska-Pipeline erfahren wollen, die über achthundert Meilen lang war und über drei Gebirgsketten und zahlreiche Brücken verlief. Bethany fand nichts dabei, mit einem Mann auszugehen, der ihre Fragen über die Pipeline beantworten konnte.
Außerdem war es ein Wink an Mitch. Sie freute sich zwar darüber, dass Mitch eifersüchtig war, doch warum hatte er seine Tochter als Vorwand nehmen müssen, um mit ihr über Bill zu sprechen? Genau das machte Bethany so wütend.
Am Freitagabend bemühte sich Mitch nach Kräften, sich von Bethany fern zu halten. Da Chrissie bei ihrer Freundin Susan übernachtete, fiel ihm jedoch schon nach kurzer Zeit die Decke auf den Kopf, sodass er um sieben seinen Mantel nahm und das Haus verließ.
Als er das Hard Luck Café betrat, versuchte er, ganz unbefangen zu wirken. Nachdem er sich schnell in der Runde umgeschaut hatte, stellte er enttäuscht fest, dass Bethany nicht da war.
„Du suchst die
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