Mitch - Herz im Dunkeln
der Bar alles kostenlos war. Außerdem unternimmst du nichts, um deinen gestohlenen Führerschein zu ersetzen. Ich kenne keinen einzigen Mann, der nicht erst einmal alles darangesetzt hätte, seinen Führerschein zurückzubekommen. Es sei denn natürlich, du hast gar keinen. Oder er wurde dir abgenommen. Vielleicht wegen Trunkenheit am Steuer? Komme ich der Sache allmählich näher?“
Sie berührte ihn, indem sie ihre Hand auf seinen sonnengebräunten Unterarm legte. Sie spürte die angespannten Muskeln. Obwohl er sie bis jetzt jedes Mal zurückgestoßen hatte, musste sie ihn berühren.
„Es wäre mir völlig egal“, versicherte sie ihm. „Wo du gewesen bist und was du getan hast, spielt keine Rolle. Welche Fehler du auch begangen haben magst, sie gehören der Vergangenheit an. Ich mag dich so, wie du jetzt bist, Mitch. Es ist mir egal, wo du aufs College gegangen bist oder ob du schon die Highschool geschmissen hast. Sicher, all diese Dinge wüsste ich gern über dich. Aber nur, wenn du sie mir freiwillig erzählst. Falls du das nicht möchtest, ist das auch vollkommen in Ordnung.“
Sie ließ ihre Hand hinunter zu seiner gleiten, und Mitch drehte den Arm, damit sie ihre Finger mit seinen verschränken konnte. Er schaute auf ihre Hände und sah das Unausweichliche kommen. Er und Becca bewegten sich auf diesen Punkt zu, seit er die Einladung zum Wohltätigkeitsdinner angenommen hatte. Egal, was er sich einzureden versuchte – er hatte es von Anfang an gewusst. Hier saß er, in Beccas Zimmer, weil er sich nicht von ihr fernhalten konnte.
„Ich kenne nicht viele Männer – oder Frauen –, die in den Fluss gesprungen wären, um den Jungen zu retten. Es war höllisch gefährlich. Aber du hast nicht einmal gezögert.“
„Ich bin ein ziemlich guter Schwimmer.“
„Du bist ein guter Mann.“
Er sah ihr in die Augen. „Wenn ich ein guter Mann wäre, würde ich mich jetzt verabschieden und gehen.“
„Ich habe gesagt, du bist gut. Ich habe nicht gesagt, du seist ein Heiliger.“
Sie war nah genug, um ihn zu küssen. Und wenn er nicht schnell etwas sagen oder unternehmen würde, würde sie es auch tun.
„Ich kann dir nicht das geben, was du verdienst“, flüsterte er. Und dann küsste er sie, denn er konnte nicht mehr länger darauf warten, dass sie ihn zuerst küsste. Keine Sekunde länger.
Ihre Lippen waren so süß, genau wie in seiner Erinnerung. Sie erwiderte den Kuss leidenschaftlich, ja geradezu hungrig. Sie schmiegte sich an ihn, schlang ihm die Arme um den Nacken und zog ihn näher an sich.
Eigentlich hatte er sie sanft und zärtlich küssen wollen. Stattdessen überkam ihn wilde Lust. In fieberhafter Eile ließ er seine Hände über den glatten Stoff ihres Kleids gleiten und spürte die Wärme ihres Körpers darunter.
Ihr Bett befand sich nur drei Schritte entfernt. Er musste sie nur auf die Arme heben, und …
Schwer atmend beendete er den Kuss. „Becca …“
In ihren braunen Augen spiegelte sich das Verlangen wider, das dieser Kuss in ihr entfacht hatte. „Bleib heute Nacht bei mir.“
„Nur heute Nacht?“ Seine Stimme klang heiser. „Ist das wirklich das, was du willst? Einen One-Night-Stand?“
„Ich will einen Liebhaber – und Freund –, der bei mir bleibt, bis es Zeit ist zu gehen“, gestand sie. „Nur lässt sich unmöglich vorhersagen, wann diese Zeit gekommen sein wird. Schon gar nicht am Anfang einer Beziehung. Wie dem auch sei – ich würde nicht hoffen, dass es schon nach einer einzigen Nacht so weit ist.“
„Du willst also eine Beziehung?“
Becca lachte über seine Worte. „Du sagst das, als sei das etwas Schreckliches und Ungeheuerliches.“
Ihm war ganz und gar nicht nach Scherzen über dieses Thema zumute. „Ist es das denn nicht?“
„Nein! Darf ich dich daran erinnern, dass wir bereits eine Beziehung haben? Und zwar seit dem Moment, als du auf der Ranch erschienen bist und nach Becca Keyes gefragt hast.“ Sie wand sich in seinen Armen und hielt ihn fester umschlungen. Er hätte sie lieber ganz losgelassen, aber sie schmiegte sich noch enger an ihn. „Ich will bloß die Bedingungen für diese Beziehung ändern, damit wir miteinander schlafen können. Und zwar so oft wir wollen. Aber das wird natürlich nicht von Dauer sein. An dauerhafte Beziehungen glaube ich nicht.“
Sie sah ihn an, als versuche sie ihn von der Wahrheit ihrer Worte zu überzeugen, indem sie ihn in ihre Seele blicken ließ. „Ehrlich, ich bin nicht auf der Suche nach der
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