Mitch - Herz im Dunkeln
zu seinem eigenen Wagen zu kommen, der irgendwo außerhalb des Ranchzaunes geparkt sein musste. Trotzdem würde er auf keinen Fall Blut auf seiner Kleidung haben wollen. Allerdings konnte Becca nicht daran zweifeln, dass er sie umbringen würde.
Der Regen trommelte auf das Wagendach, und der Donner über ihnen war so laut, dass er Tote hätte aufwecken können.
„Wo ist er hin?“, rief Parker. „Wohin ist dieser Bastard verschwunden?“ Er nahm die Waffe kurz herunter, um Becca besser aus dem Wagen zerren zu können, hinaus in den strömenden Regen.
Das war der entscheidende Moment.
In diesen Sekunden machte Parker sich angreifbar. Er fuchtelte mit der Waffe in der Luft, während Becca sich gegen ihn wehrte. Sie wusste, dass Mitch nur auf die richtige Gelegenheit wartete.
Und so war es auch.
Mitch stürzte sich blitzschnell auf Parker und riss ihn von Becca fort. Er warf sich auf die Pistole, rang den anderen zu Boden und wälzte sich mit ihm ins Flussbett.
Ein Schuss löste sich. Mitch zuckte zusammen und bäumte sich kurz auf.
Um Himmels willen! dachte Becca. Er ist getroffen! Doch irgendwie gelang es ihm, die Waffe zu packen und zwischen die Steine und Felsen zu schleudern, aus denen das trockene Flussbett bestand. Das inzwischen nicht mehr trocken war.
Das Wasser stieg, und Becca versuchte durch den dichten Regen zu erkennen, was passierte. Mitch kämpfte, obwohl er getroffen schien, im Wasser mit Parker.
„Verschwinde!“, schrie Mitch. Seine Stimme war im tosenden Unwetter kaum zu hören. „Becca, nimm den Wagen und verschwinde!“
16. KAPITEL
O ben an der Uferböschung stand Becca wie erstarrt im Licht der Autoscheinwerfer.
Verdammt, warum nahm sie nicht den Wagen und brachte sich in Sicherheit?
Mitch kämpfte verbissen gegen Parker. Sein Arm blutete. Schmerz und Benommenheit machten ihn unterlegen. Ihm war klar, dass sein Gegner versuchte, dorthin zu gelangen, wo die Waffe vermutlich zwischen den Felsen gelandet war.
Parker schlug immer wieder hart auf Mitch ein, genau auf die Stelle, an der die Kugel ihn gestreift hatte.
Gestreift war eine ziemliche Untertreibung, aber Mitch war bewusst, dass es weitaus schlimmer hätte kommen können. Eine solche Waffe, aus nächster Nähe abgefeuert, konnte einem Mann glatt den Arm abreißen. Er hatte Glück gehabt.
Noch glücklicher wäre er allerdings, wenn Becca endlich in diesen Wagen steigen und wegfahren würde.
Stattdessen sah er, während er Parker mit voller Wucht den Ellbogen ins Gesicht stieß, dass Becca die Böschung hinunter auf sie zukam.
Nein!
Im grellen Licht eines weiteren Blitzes bleckte Parker die Zähne und versuchte Mitch an der Kehle zu packen. Plötzlich veränderte sich alles.
Für den Bruchteil einer Sekunde befand Mitch sich wieder in der dunklen Gasse in Wyatt City, wo er in Casey Parkers Augen geblickt hatte, kurz bevor dieser die Kugel abfeuerte, die Mitchs Gedächtnis löschte.
Und in diesem Bruchteil einer Sekunde kam alles zurück, fiel ihm alles wieder ein.
Das gestohlene Plutonium. Eine vage Spur in New Mexico. Admiral Jake Robinsons Gray Group.
Mitch war kein Krimineller, kein Auftragskiller auf der Flucht vor dem Gesetz! Er war Lieutenant Mitchell Shaw von den US Navy SEALs. Er war Teil der härtesten Elitetruppe der Welt.
Ihm stand überhaupt kein Gefängnisaufenthalt bevor. Nein, seine Zukunft hielt Hoffnung und wunderbare Möglichkeiten bereit.
Und Becca gehörte dazu.
Er spürte neue, frische Kraft in sich aufsteigen und kämpfte noch verbissener.
Becca konnte die Pistole nirgends finden.
Sie hatte sie zwischen diesen Felsen landen sehen, doch in dem strömenden Regen konnte sie ja kaum ihre eigenen Füße erkennen. Hinzu kam, dass das Wasser im Fluss immer höherstieg. Innerhalb von Sekunden hatte es sich von einem Rinnsal in einen knöcheltiefen Bach verwandelt, der rasch tiefer wurde und ihre Beine umspülte.
Der Regen ließ so schnell nach, wie er eingesetzt hatte. Trotzdem blieb die Pistole verschwunden. Das Wasser reichte Becca inzwischen bis zu den Knien.
Sie sah Mitch, der noch immer mit Parker kämpfte. Sein Hemd war hellrot verfärbt von seinem eigenen Blut. Es bestand die ernsthafte Gefahr, dass er verblutete – wenn er vorher nicht ertrank.
Casey Parkers Kräfte schienen nachzulassen, Mitchs allerdings auch. Wenigstens hatte er die Oberhand – zumindest bis die stärker werdende Strömung alle beide von den Füßen riss. Plötzlich war Mitch unter Parker.
Himmel!
Becca sah Mitch
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