Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation
wir als vier Stammspieler des Inneren Teams auffassen:
Abb. 83:
Vier Grundstrebungen der Persönlichkeit (nach Riemann 1969 und Thomann u.a. 1988), hier als vier Stammspieler («Fraktionssprecher») des Inneren Teams aufgefasst
Bei diesen Stammspielern handelt es sich genau genommen um Fraktionssprecher, denn unter jedem der vier Oberbegriffe versammeln sich zahlreiche Unteraspekte. So mag zum Beispiel der Nähe-Mensch in uns verschiedene (von Person zu Person unterschiedliche) Teilmitglieder zusammenfassen, etwa einen selbstlosen Helfer , einen Anlehnungsbedürftigen , einen konfliktscheuen Beschwichtiger , einen herzlichen Ermutiger usw.
Diese vier Fraktionssprecher mögen sich hier in aller Kürze vorstellen, zur Auffrischung für den kundigen Leser und als Kurzeinführung für den interessierten Neueinsteiger:
Mir geht es um den herzlichen Nahkontakt, darum, ein harmonisches Miteinander in Liebe und Zuneigung herzustellen und aufrechtzuerhalten. Ich bin gern für andere da, blühe auf im Kontakt, wenn wir uns nahe sind und uns als Menschen von Herz zu Herz begegnen können.
Anlehnungsbedürftig wie ich bin, habe ich große Angst vor Konflikt und Zerwürfnis, davor, von Gott und der Welt verlassen und mutterseelenallein dazustehen.
Sie wollten mit mir sprechen? Wie schön! Sprechen wir doch per Du von Mensch zu Mensch und legen wir das gespreizte Rollengehabe ab! Ich hoffe, ich bin nicht zu aufdringlich?
Es geht darum, den gebührenden Abstand zu wahren, und dass man einander nicht mit distanzloser Vertraulichkeit begegnet. Wichtig, dass jeder unabhängig für sich steht, dass man nicht allzu sehr aufeinander angewiesen ist. Von Vorteil, wenn man die Dinge rational, objektiv und sachlich angehen kann.
Wenn jeder sein Einzelzimmer und seine Rückzugsmöglichkeit hätte, gäbe es nicht so viel Streit zwischen den Menschen. Auch sogenannte Herzensangelegenheiten sollte man mit kühlem Verstand angehen und über der Sache stehen.
Wer mit mir sprechen will, möge bitte sein Anliegen schriftlich oder per Fax vortragen, die betreffende Person erhält dann Antwort aus meinem Büro.
In einer unsicheren und chaotischen Welt (auch: Innenwelt) ist eine
a) anständige und
b) überschaubare
Lebensführung nur möglich, wenn man
1. die Angelegenheiten,
2. die Menschen und
3. sich selbst
durch Struktur und Ordnung, Organisation und Planung, Hierarchie, Regeln und Kontrolle in den Griff bekommt. Auch Pünktlichkeit und Disziplin gehören dazu, ohne diese Tugenden kann kein System funktionieren. Gehen wir auf Nummer sicher – das hat nichts mit Pedanterie zu tun!
Sie wollen mit mir sprechen? Dann braucht es eine Tagesordnung, auf die man sich einstellen und vorbereiten kann. Und lassen Sie mich Ihnen die Geschichte der Abteilung seit 1927 kurz umreißen, damit Sie meine Ausführungen im historischen Kontext verstehen können. Wenn Sie mich nicht unterbrechen, werden Sie am ehesten die Logik meiner Ausführungen einsehen.
Es gibt Leute, also, Leute gibt’s! Die sehen schon aus wie ihr eigener Terminkalender und kommen überhaupt nicht zum Leben! Und Leben, das ist Lebendigkeit, Spontaneität, Kreativität, mal was Neues wagen, nicht immer die eingefahrenen Gleise! Was man schlecht geplant und organisiert hat, kann man doch an Ort und Stelle improvisieren und sich vom Charme des Augenblicks verzaubern lassen! Hat mir noch nie jemand übel genommen, und wenn doch, dann vergesse ich es gleich wieder, bin schließlich nicht nachtragend, haha!
Du willst mit mir klönen? Tun wir doch schon die ganze Zeit, aber dann muss ich dir noch erzählen, was mir neulich passiert ist … ich bin gespannt, wie du das findest – und vor allem: wie du mich findest! Aber warte mal, ich glaub’, ich muss weg! Sollte vor einer halben Stunde beim Zahnarzt sein, macht nichts, der weiß schon, dass ich sowieso nicht ganz pünktlich bin, der Gute, ein ganz charmanter Mann!
Haben Sie sich an Leute aus Ihrer Umgebung erinnert gefühlt? Meistens kann man andere Menschen in dieses Persönlichkeitsschema leichter einordnen als sich selbst. Das liegt daran, dass man von anderen häufig nur die Stammspieler des Außendiensts sieht, von sich selbst kennt man aber auch die Hintermannschaft: jene Mitglieder, die zwar meist im Hintergrund bleiben, dort aber durchaus spürbar sind und sich gelegentlich auch nach vorn drängen wollen. Der Mensch ist ein Sowohl-als-auch-Wesen, und so können wir uns vorstellen, dass wir – in Hinblick auf die
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