Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Riemann’schen Dimensionen – mit einer «Grundaufstellung» durchs Leben gehen, in der ein, zwei oder auch drei Stammspieler überwiegend vorn stehen und nach außen wirken, die anderen als Antipoden im Hintergrund bleiben (und eventuell der Verbannung anheimfallen; s. Abb. 84).

    Abb. 84:
    Beispiele für persönlichkeitstypische Grundaufstellungen der vier Riemann’schen Stammspieler (vgl. auch Jun 1989)
    Umgruppierungen des Inneren Teams in Hinblick auf wichtige Lebensthemen
    Zu solchen persönlichkeitstypischen Grundaufstellungen gelangen wir, wenn wir eine Art Durchschnitt für viele Situationen bilden. Genau dies ist auch die «Persönlichkeit», wie sie über Fragebogentests ermittelt wird (z.B. Kuhl und Kazén 1997).
    In diesem Kapitel richten wir unser Augenmerk jedoch auf die menschliche Eigenart, diese Grundaufstellung je nach Kontext auch dramatisch zu verwandeln. Ein «Distanz-Mensch» kann in einer neuen oder in einer sich verändernden alten Beziehung plötzlich sein ganzes Nähe-Ensemble hervorholen: Halb zieht er sie, halb sinken sie hin. Ebenso, wie es personenbezogene Umgruppierungen gibt, so gibt es sie auch in Hinblick auf Lebensbereiche und Lebensthemen wie Geld, Sexualität, Geburt und Tod, Lebenskrisen, Erziehung, Urlaub, Politik usw.
    Solange wir bei der menschlichen Persönlichkeit davon ausgehen, dass sie eine Gleichausrichtung in allen menschlichen Lebensfragen hervorbringt, müssten wir zum Beispiel annehmen, dass ein «Dauer-Mensch» seinen Sinn für Ordnung und Kontrolle sowohl in der Erziehung («Gehorsam und Pünktlichkeit, feste Prinzipien!») als auch im Urlaub («Rechtzeitig buchen, möglichst immer an denselben Ort!») als auch in der Politik («Ruhe und Ordnung! Keine Experimente!») vorrangig zur Geltung bringe. Dies ist aber allem Anschein nach nicht der Fall. Vielmehr haben wir damit zu rechnen, dass alle vier Riemann’schen Stammspieler, mögen sie nun zur Vorder- oder zur Hintermannschaft eines Menschen gehören, sich ihr Betätigungsfeld suchen. So mag bei bestimmten Lebensthemen ein rückwärtiger Antipode plötzlich seinen Platz auf der Reservebank verlassen und aufs Spielfeld laufen – und so sein Daseinsrecht innerhalb der Gesamtmannschaft behaupten. Vielleicht sind es auch zwei oder drei, die dieses themenbezogene Spielfeld betreten und ein Team oder eine zerstrittene Gruppe bilden. Um diesen Gedanken konkret werden zu lassen, hören wir einmal mögliche Stellungnahmen der vier Riemann’schen Stammspieler zu verschiedenen Themen:

    Mögen diese Beispiele genügen. Sie können, wenn Sie ein Gefühl für die vier Stammspieler der Persönlichkeit entwickelt haben, ihre analogen Stellungnahmen zu den anderen Lebensthemen selbst vornehmen.
    Halten wir in Abbildung 85 fest, dass ein und derselbe Mensch zu den verschiedenen Lebensthemen sehr unterschiedliche Aufstellungen zur Geltung bringen kann:

    Abb. 85:
    Unterschiedliche Mannschaftsaufstellungen ein und derselben Person in Bezug auf verschiedene Themen (schematisches Beispiel)
    Dabei können ein, zwei, drei (vielleicht sogar alle vier) Mitglieder dominant im Vordergrund stehen, durchaus auch zwei Gegenspieler einer Dimension (s. Abb. 85, Mitte).

    In unseren Kursen spielen wir manchmal, um das Thema erlebnisaktivierend einzuleiten, das Spiel «Vier Ecken hat der Raum»: Die Gruppe geht langsam durch den Raum. Zu immer einem neuen Lebensthema werden dann vom Leiter die vier Stellungnahmen nacheinander ausformuliert (in wechselnder Reihenfolge, also beim Thema «Erziehung» vielleicht Dauer – Nähe – Wechsel – Distanz, zum Thema «Geld» vielleicht Wechsel – Dauer – Distanz – Nähe). Jeder Teilnehmer soll sich nach jedem Thema für eine der vier Stellungnahmen entscheiden, die ihm am ehesten aus dem Herzen gesprochen ist. Alle Teilnehmer mit der gleichen Wahl treffen sich in einer der vier Ecken des Raums, die vom Leiter bezeichnet werden. Die Zuordnung der Ecken zu den vier Riemann-Polen ist (zunächst) nur dem Leiter bekannt und bleibt während der ganzen Übung konstant.
    Nach den Übungsdurchgängen kann jeder Teilnehmer selbst auswerten, in welcher Ecke er wie oft gestanden (und wen er dort getroffen) hat.

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    6.
    Inneres Team und Gehalt einer Situation
    Unsere innere Mannschaftsaufstellung entspricht im Idealfall dem Spielfeld, auf dem die menschliche Begegnung stattfindet. Im Realfall ist diese Entsprechung mehr oder minder gut, kann (punktuell) durch eine gute