Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation
harmonische Zusammenarbeit stören und dem Leiter das Leben schwermachen. Gemäß unserer Parallelitätsthese können wir auch im Inneren Team mit solchen Ereignissen rechnen; und richtig, gleich zwei Bücher, die mir vorliegen, behandeln die Frage, wie man sich mit «inneren Feinden» wirkungsvoll auseinandersetzen kann, also mit Quälgeistern, die zum Beispiel unablässig
Selbstzweifel schüren («Das schaffst du nie, dumm wie du bist!»),
Pessimismus verbreiten («Es wird alles böse enden!»),
Selbstvorwürfe machen («Wie konntest du nur!?»),
Ängste wecken («Pass bloß auf, es wird garantiert alles schiefgehen!»),
und was der Möglichkeiten mehr sind, dem Oberhaupt die Hölle heiß zu machen, und es bei seinem Versuch, ein glückliches und sinnvolles Leben zu organisieren, nachhaltig sabotieren und das innere Betriebsklima vergiften. Oft wenden sie sich direkt an das Oberhaupt mit entmutigenden Du-Botschaften und/oder imperativischen Appellen: «Du musst immer und jederzeit (perfekt, freundlich, souverän, pünktlich, gut vorbereitet, ehrlich, tüchtig …) sein!» (s. Abb. 50).
Abb. 50:
Innere Widersacher: «Ha», rief der Mann, «wer bist du, sprich!» Der Kobold lacht: «Ich bin dein Ich.» (Wilhelm Busch)
George R. Bach, der sich seit langem mit der Frage beschäftigt hat, wie die menschliche Aggression im Rahmen eines fairen Streits zu ihrem Recht kommen kann (zum Beispiel Bach und Wyden 1969), hat 1983 seinen Ansatz auf Probleme innerhalb des Menschen ausgeweitet. Der deutsche Titel «Ich liebe mich – ich hasse mich» (1985, zusammen mit L. Torbet) trifft den Kern nur vage, denn es geht, wie der amerikanische Originaltitel verrät, um den «inneren Feind».
Die Grundannahme in diesem Buch ist identisch mit der Vorstellung des Inneren Teams: «Was wir als unser Selbst bezeichnen, ist in Wirklichkeit eine Gruppe von Stimmen, oder Ichs, die dauernd miteinander im Gespräch sind, ob nun bewußt oder unbewußt, ob offen oder versteckt» (Bach und Torbet, S. 23).
Die Autoren gehen davon aus, dass es ursprünglich Außentäter waren, die uns mit Entmutigungen, Verhöhnungen, Beschuldigungen und Herabsetzungen eine negative Einstellung zu uns selbst beigebracht haben. Indem wir dann solche Stimmen von Eltern, Geschwistern, Schulkameraden, Lehrern usw. verinnerlicht haben, sind die Täter weiterhin in uns lebendig und setzen ihr böses Werk fort: eine nunmehr «hausgemachte» Selbstentmutigung, Selbstabwertung, Selbstanklage, Selbstsabotage.
Bei Bach und Torbet werden diese Übeltäter mit den Begriffen «innerer Feind», «innerer Quälgeist» oder auch «böses Ich» bezeichnet und dafür verantwortlich gemacht, dass wir uns unglücklich fühlen oder dass wir mit all dem, was (sonst noch) in uns steckt, nicht weiterkommen, unser Entwicklungspotenzial nicht ausschöpfen und mit dem gewohnten Elend, auf Nummer sicher gehend, vorliebnehmen. Die Arbeitsweise dieser Binnenteufel wird so beschrieben, dass man an heimtückische Heckenschützen denken muss: überrumpelnd und auf die empfindlichen, die wunden Punkte zielend. Was vielleicht wichtiger ist: Sie zeigen sich nicht deutlich, und ihre Stimmen bleiben vielfach «nonverbal», das heißt, ohne klaren Text, den man widerlegen könnte. Diese grauen Eminenzen des inneren Betriebsklimas gleichen jenen Zeitgenossen, die in einer Runde schweigend dasitzen und mit einer Ausstrahlung von Miesepetrigkeit und verdeckter Aggression die Laune aller anderen verderben – ohne Selbstoffenbarung, aber mit großer Wirkungsmacht.
Wir müssen, so die optimistische Aussage dieses Ansatzes, diese innere Milieuschädigung nicht über uns ergehen lassen! Das Buch enthält eine Anleitung, es mit diesem inneren Feind ohne professionell-therapeutische Hilfe entschlossen und konstruktiv aufzunehmen.
Identifizierung des Täters
Aber wie? Der erste und vielleicht wichtigste Schritt besteht darin, den inneren Feind zu identifizieren und ihn ans Licht zu zwingen – also dem Täter auf die Spur zu kommen: In welchen Situationen, zu welchen Themen meldet er sich in welcher Form? Welchen Namen willst du ihm geben? Wie lautet sein Text ? Die Devise heißt also: Zwinge den Miesepeter, seine Anonymität aufzugeben und mit der Sprache herauszukommen. Denn (nur) so wird er greifbar und angreifbar! Dieser erste Schritt ist nicht nur wichtig, um einen geeigneten Kampfplan zu entwickeln, sondern hat schon für sich allein eine heilsame Wirkung: Allein durch das
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