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Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Titel: Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
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Kind und Neurose» (1969) vorgetragen. Den Grundgedanken habe ich in Abbildung 54 visualisiert.

    Abb. 54:
    Die Kopfform des Kindes passt genau in das seelische «Loch» eines Elternteils
    Ein Kind, das seine Eigenart auf solche Bedürfnisse ausrichtet, die auf der Tiefenebene des Systems liegen, wird auf der offiziellen Ebene keineswegs belohnt, sondern beschimpft werden: Da ist dann der «andere Teil» der Eltern am Werk! Jeder Sündenbock erhält Prügel, nachdem er dazu gemacht worden ist (und sich dazu hat machen lassen). So sind die Erfolge im Außenkontakt manchmal scheinbare Misserfolge, und der gesunde Menschenverstand wundert sich, warum jemand einen Stammspieler beibehält, der nichts als Schimpf und Schande einbringt.

    Erfolge im Innendienst. Stammspieler verdanken ihre Karriere aber auch den Erfolgen, die sie im Innendienst erzielen. Hier besteht ihre Leistung in der erfolgreichen Abwehr all jener Kollegen, die Angst, Schmerz und Unbehagen verbreiten würden.
    In jedem Ensemble gibt es «lichtscheues Gesindel», dunkle Gestalten, die unserem Ich-Ideal derart bedrohlich widersprechen, dass der Regisseur ihnen Bühnenverbot erteilt. Indem die Stammspieler und Hauptdarsteller sich vorn dick und breit machen, leisten sie einen Beitrag zur Verdrängungsarbeit.
    Sie sind aber auch Beschützer. Es gibt Mitglieder in uns, die sehr weich, verletzlich und verletzt sind. In früher Zeit, als der Schutz noch nicht organisiert war, haben sie Verwundungen erlitten. H. und S. Stone (1994) sprechen vom «verletzlichen Kind», das in uns fortlebt und das «in unserer zivilisierten Welt … das vielleicht am meisten verdrängte» ist (H. und S. Stone, S. 205). Indem die Stammspieler/Hauptdarsteller mit rauer Schale diesen weichen Kern umgeben, übernehmen sie einen wichtigen Schutz – allerdings mit der Gefahr, ganze Arbeit zu leisten und das Beschützte unter sich zu begraben (s. auch Chopich und Paul 1993).
    Rau ist die Schale nicht in jedem Fall. Sie kann auch liebenswürdig, konventionell oder hilfreich sein, wenn sie nur kontaktsicher ist. Sie kann aber auch abstoßend (arrogant, cool, fies, unnahbar, oberflächlich, gepanzert) wirken; dennoch bleiben solche Stammspieler oft lebenslang im Einsatz, weil ihre Binnenwirkung (Schutz) wichtiger ist als ihre anstößige Außenwirkung.
    Als Leser/in von «Miteinander reden 2» sind Sie mit dem Thema vertraut. Die dort dargestellten acht Kommunikationsstile können wir nun als Äußerungsformen von acht verschiedenen Stammspielern interpretieren. Hier zur Erinnerung ihre Abbildungen (s. Abb. 55).

    Abb. 55:
    Acht mögliche Stammspieler im Inneren Team (vgl. ihre Kommunikationsstile in Schulz von Thun: «Miteinander reden 2»)
    Schon dort wurden sowohl die Außenwirkungen als auch die Binnenwirkungen jedes Stils, jedes dieser inneren Mitglieder besprochen. Ich wähle daher an dieser Stelle ergänzend zwei andere Beispiele, um die Stammspieler und ihre Bedeutung auf der inneren Bühne zu verdeutlichen.
    Beispiel «Sunnyboy»
    «Ich bin immer und überall der Sunnyboy», sagt ein junger Mann und lässt mit dieser Formulierung bereits eine Ahnung anklingen, dass sein inneres Ensemble weitaus reichhaltiger ist. Wie ist dieser Sunnyboy ? Immer freundlich, er kann kein Wässerchen trüben und tut keiner Fliege etwas zuleide! In einer leicht schwermütigen Familienatmosphäre war er hoch geschätzt (die Rolle war noch frei!), und auch unter den Spielgefährten war er wegen seiner heiteren Ausstrahlung sehr beliebt. Auch später im Büro war Mr. Sunnyboy sehr willkommen («Komisch, wenn der kommt, geht die Sonne auf!»). So weit zur Außenwirkung (Beifall und Platzeroberung). Was die Binnenwirkung angeht, sind Sie als kundiger oder kundig gewordener Leser womöglich in der Lage, aufgrund der beiden Aussagenteile
     
«kein Wässerchen trüben» und
«keiner Fliege etwas zuleide tun»
    einen Antipodenverdacht auszusprechen: Wer verbirgt sich da im Hintergrund der inneren Bühne? Vielleicht kommen Ihnen gleich zwei verdeckte Gegenspieler in den Sinn?
    Zum einem ist da ein verletzlicher Bruder Schwermut , der hinter dem Vorhang kauert. Der Regisseur, begeistert von seinem Star Sunnyboy , will diese Elendsgestalt nicht auf der Bühne sehen – genug, dass sie ihm nach der Vorstellung zuweilen über den Weg läuft und sich nicht abwimmeln lässt!
    Durchaus möglich, dass im Souffleurkasten noch jemand sitzt, der appellative Sätze auf die Bühne flüstert, zum Beispiel:
Musst

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