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Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Titel: Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
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stille Wasser, Talente und Potenziale, die viel zu bieten hätten, was das Leben tiefer und reichhaltiger machen würde, die jedoch scheu und unerweckt geblieben sind, weil ihr Regisseur bei den Spielplänen des Lebens bis jetzt keine rechte Verwendung für sie gesehen hat. Womöglich hat er sie wegen ihrer Unaufdringlichkeit auch übersehen.
    So stellt sich die Persönlichkeit des Menschen als vorläufiges Ergebnis einer inneren Gruppendynamik im Wechselspiel mit Feedbacks von außen dar. Dieses Kräftespiel lässt manche Ensemblemitglieder nach vorn, hält andere zurück und schiebt sie ab, lässt die einen Außendienst, die anderen Innendienst verrichten (s. Abb. 52).

    Abb. 52:
    Persönlichkeit des Menschen im Licht des Modells vom Inneren Team: Stammspieler im Vordergrund – verletzliche Wesen , lichtscheues Gesindel und stille Wasser im Hintergrund, zwischen ihnen eine Dynamik des Verdrängens, Vorschiebens, Beschützens
    Dies ist eine erste grobe Unterscheidung, die wir nach und nach noch zu verfeinern haben. Im Lauf dieses Kapitels werden wir die «Vorderleute» (Stammspieler und Hauptdarsteller) sowie die «Hinterleute» (Antipoden) genauer unter die Lupe nehmen, ihr unterschiedliches Bühnenschicksal anschauen, immer auch unter dem Aspekt einer gelungenen Zusammenarbeit für die Kommunikation mit anderen Menschen.

    Die innere Teambildung und Teamentwicklung ist Aufgabe des Regisseurs. Er steht in einem klassischen Dilemma: Einerseits soll er den äußeren Erfolg sichern, dafür sorgen, dass die Besetzung der Rollen den Erfordernissen des Stücks (und dem Geschmack des Publikums) entspricht, andererseits aber auch die innere Harmonie wahren, den Bedürfnissen seiner Schauspieler und den Belangen eines zuträglichen Miteinanders gerecht werden. Denn während das Publikum nur die im Rampenlicht auftretenden Mitglieder zu Gesicht bekommt, hat es der Regisseur stets mit dem gesamten Ensemble zu tun, nicht zuletzt mit jenen Mitgliedern, die immer nur Nebenrollen spielen dürfen oder nie zum Einsatz kommen. Diese können ihm schwer zu schaffen machen. Wenn er dem Publikum zuliebe und um des äußeren Erfolgs willen immer nur die ins Licht treten lässt, die gut ankommen oder gut gerüstet sind, um das äußere Geschehen günstig zu beeinflussen, dann kann das intern zu einem sehr schlechten Betriebsklima führen, kann es zu Streik und Meuterei kommen oder einen Aufstand geben. Eine heikle Position, die der Regisseur da innehat! Wir sollten es uns dreimal überlegen, ob wir diesen Posten wirklich wollen – und haben ihn doch längst seit unserer Menschwerdung.

4.2
    Stammspieler/Hauptdarsteller und ihre verdeckten Gegenspieler
    Betrachten wir zunächst diejenigen etwas genauer, die auf der Bühne der Persönlichkeit eine Erfolgskarriere hinter sich und keine Scheu haben, sich auf der Vorderbühne an der Kontaktlinie zu bewegen. Die beiden Begriffe «Stammspieler» und «Hauptdarsteller» benutze ich nicht ganz austauschbar: «Stammspieler» betont die häufige Wiederkehr bei wechselnden Situationen, zum Beispiel wenn jemand beruflich wie privat eine Ausstrahlung von distanzierter Unnahbarkeit hat, verbunden mit einem durchgängigen Sprachverhalten, das sachlich-intellektuell geprägt ist und Gefühlsäußerungen vermeidet. Mag es auch Momente von Intimität geben, in denen dieser distanzierende Grenzwächter die Bühne freigibt für Kollegen, die von Herzen kommen, so ist er doch derart häufig und lebensdurchgängig im Einsatz, dass er das Prädikat «Stammspieler» verdient. – «Hauptdarsteller» hingegen betont die Dominanz der Ausstrahlung in einer gegebenen Situation: Mag sein, dass unser wortkarger und zurückhaltender Distanzmensch in seltenen Situationen von geselligem Beisammensein einen «Unterhaltungskünstler» hervorbringt, der mit Witz und Charme die Stimmung zu erheitern und auf sich zu konzentrieren versteht. Manche Anwesenden, die seine kühle und unnahbare Art von sonstwoher kennen, werden diese Seite von ihm «untypisch» finden und sogar unter dem Eindruck stehen, er sei plötzlich «ein ganz anderer» geworden.
    Er ist aber «ganz derselbe» geblieben, hat lediglich einmal jemanden als Hauptdarsteller nach vorn gelassen, der normalerweise nicht zum Stammpersonal des Außendiensts gehört und sein Dasein als «stilles Wasser» pflegt, wenn nicht ganz besondere Bedingungen zu seiner Erweckung führen.
    Anders als in diesem Beispiel sind Hauptdarsteller häufig auch Stammspieler und

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