Mithgar 10 - Die schwarze Flut
Fürst Gildor trug.
Sie sahen einander mit vor Staunen offenen Mündern an. »Schau an«, sagte Danner, »wir sehen aus wie drei kleine Kriegerprinzen!«
»Genauso ist es«, vernahmen sie ein helles Lachen. Laurelin war zurückgekehrt, nunmehr in ein schlichtes, doch elegantes Kleid in hellem Blau gekleidet, das über einem weißen Oberteil bis auf den Boden fiel. Unter dem Saum lugten blaue Schuhe hervor. Ihr Haar zierten ineinander verschlungene Bänder, die auf jene abgestimmt waren, die kreuz und quer über das Mieder liefen. Ein kleiner silberner Stirnreif krönte ihr Haupt. »Ihr seht tatsächlich wie kleine Prinzen aus«, sagte sie, »wie es sich jedoch ziemt für meine Eskorte, ihr drei Krieger.«
»Aber wie... woher?«, stammelte Tuck. Er streckte die Arme aus, drehte sich im Kreis und zeigte auf die Gewänder und Rüstungen an sich und seinen beiden Kameraden. »Ihr müsst mir die Lösung dieses Rätsels verraten, bevor ich platze!«
»Oho!«, lachte Laurelin. »Wir dürfen natürlich nicht zulassen, dass Ihr am Vorabend meines Geburtstages platzt. Des Rätsels Lösung ist ganz einfach. Eines vergangenen Tages zeigte mir mein Fürst Galen, wo zuerst er und dann Igon als Kinder gewohnt hatten. Dort, wusste ich, gab es Schränke mit Kleidung von Aurions Nachkommenschaft. Ich war fest überzeugt, dass manches davon Euch dreien passen würde, und ich habe mich nicht geirrt. Der glücklichste Zufall aber war, dass sich hier auch die Rüstungen der Kriegerprinzen befanden. Die silberne, die Ihr tragt, Herr Tuck, stammt aus Aurions eigener Kindheit und wurde ihm von seinen Vorfahren vererbt. Aus Silber ist sie und kostbar, dem Vernehmen nach die Arbeit von Zwergen aus alter Zeit. Und ich habe die silberne Rüstung auch für Euch ausgewählt, Herr Tuck, weil ihr das silberne Medaillon Eurer Maid bei Euch tragt.« Laurelin lächelte, während Tuck vor den beiden anderen errötete.
Die Prinzessin wandte sich an Danner. »Die schwarze Rüstung, Herr Danner, stammt aus Prinz Igons Kindheit. Sie wurde nur für ihn gefertigt, und zwar von den Zwergen von Minenburg, die unter dem Rimmengebirge in meinem Land Riamon leben. Man erzählt, der Gagat stamme aus einem Feuerberg im großen Ozean im Westen.« Dann sagte Laurelin zu Patrel: »Eure goldene Rüstung, Hauptmann Patrel, wurde ebenfalls von Zwergen geschmiedet und stammt aus den Roten Höhlen in Valon. Mein Liebster, Prinz Galen, hat sie als Kind getragen, weshalb ich sie besonders in Ehren halte.« Darauf wandte sie sich erneut an Tuck. »Ihr seht, das Rätsel ist hiermit gelöst, einfach, wie es war, und Ihr habt deshalb keinen Grund, zu platzen. Ihr tragt in der Tat Kleider und Rüstung von kleinen Prinzen, doch nie schmückten sie ein angemesseneres Trio.«
Die Prinzessin entblößte lächelnd ihre weißen Zähne, und die Jungbokker strahlten zurück.
Wieder hörten sie einen fernen Gong schlagen. »Lasst uns nun gehen«, sagte Laurelin, »denn es ist an der Zeit. Hauptmann Patrel, Eure Hand, bitte.« Und so verließen sie die ehemaligen Quartiere und schritten über Korridore und Treppen hinab zum großen Festsaal: Hauptmann Patrel in goldener Rüstung, mit der wunderschönen, blau gewandeten Prinzessin Laurelin am Arm; rechts von Patrel Danner in seiner schwarzen Wehr, und links von Laurelin Tuck in der silbernen. Jeder der Wurrlinge trug einen Helm unter dem Arm, und von Patreis Seite baumelte ein silbernes Horn aus Valon an einem grün-weißen Gehenk. Und als sie durch das Hauptportal in den lang gestreckten Festsaal kamen, erhoben sich alle Gäste und murmelten erstaunt, manche ob der großen Schönheit der Prinzessin, andere wegen der Waerlingskrieger an ihrer Seite. Sie durchmaßen die Saalfläche, bis sie vor den Stufen des Thronpodestes ankamen, und dort oben saß Aurion Rotaug; er trug scharlachrote und goldene Gewänder und war jeder Zoll der Hochkönig. Zu seiner Rechten standen der jugendliche Prinz Igon in Rot und Fürst Gildor in Grau. Links von Aurion stand Marschall Vidron in den grün-weißen Farben von Valon. Die Wurrlinge verbeugten sich tief, und Prinzessin Laurelin machte einen anmutigen Knicks. König Aurion erwiderte ihre Höflichkeitsbezeugungen, indem er den Kopf neigte; dann erhob er sich, trat zur Prinzessin hinab und nahm lächelnd ihre Hände.
Darauf wandte er sich an die Gäste. Seine Stimme war fest, und alle hörten seine Worte. »Heute ist der Vorabend der zwölf Jultage, eine Zeit des Feierns, denn sie markiert das Ende
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