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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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des alten Jahres und den Beginn eines neuen. Morgen bringt der erste Tag des Julfests den kürzesten Tag und die längste Nacht, das alte Jahr liegt im Sterben, und manche fassen dies als düsteres Omen in diesen bedrohlichen Zeiten auf. Euch allen jedoch sage ich: Der erste Jul ist auch eine Zeit des Neubeginns. Hört auf meine Worte: Auch wenn der zwölfte Jultag als der Beginn des neuen Jahres angesehen wird, so meine ich, dass der erste Jultag seinen wahren Anfang kennzeichnet, denn von nun an werden die Tage länger, das Land beginnt seinen langsamen Marsch auf den strahlenden Sommer zu, und das ist ein leuchtendes Zeichen der Hoffnung.
    Doch der erste Tag des Julfests hat uns auch große Anmut und Schönheit gebracht - die Prinzessin Laurelin. Sollten unter Euch welche sein, die nach Zeichen Ausschau halten, so blicket auf diese Dame in Blau, und ihr werdet nicht anders können, als zu einer glücklichen Deutung zu gelangen.«
    König Aurion führte die Prinzessin zu einem Thron an der Seite des Saals, wo sie flankiert von den gepanzerten Wurrlingen Platz nahm. An die Gäste gewandt, verkündete er darauf: »Lasst die Feierlichkeiten beginnen.« Und im Saal erhob sich solch großer Jubel, dass die Deckenbalken erzitterten.
    Mit Schauspiel und Unterhaltung nahm das große Fest seinen Lauf, Jongleure und Ringer zeigten ihre Kunst, Tänzer, Gaukler und Taschenspieler. Diese und andere stolzierten der Reihe nach durch die Tür und drehten vor ihrem Auftritt jeweils eine Runde im Saal.
    Als Nächstes kamen Diener herein, die große Schalen voller Essen trugen. Es gab gebratenes Schwein, Lamm, Rind und Geflügel, dazu Gemüse wie Karotten und Pastinak, Bohnen, Rotkohl und Erbsen, große Krüge voll schäumendem Bier und dunklem Met sowie Äpfel, Birnen und sogar jene seltsame scharfe und saftige neue Frucht aus Thyra. Die Tische wurden gedeckt und ächzten unter dem Gewicht des Festmahls. Die Wurrlinge bekamen große Augen beim Anblick der Essensberge, denn sie waren zwar alle keine Kostverächter, aber noch nie hatten sie eine derart reichhaltige Tafel gesehen. Aurion stand auf und führte Prinzessin Laurelin an den königlichen Tisch, und Prinz Igon, Fürst Gildor, Marschall Vidron sowie Tuck, Danner und Patrel begleiteten sie. Der König ließ Laurelin Platz nehmen, dann hob er ein Horn mit honigsüßem Met, und alle taten es ihm gleich. »Auf Jul und Prinzessin Laurelin!«, rief er, und im ganzen Saal hallte es: Jul und Prinzessin Laurelin! Und die Augen der jungen Dame glitzerten feucht, als sie das Zeichen zur Eröffnung des Festmahls gab.
    Essen, Trinken und Unterhaltung nahmen Tucks Aufmerksamkeit gefangen, während der Abend vorrückte... und gute Gespräche ebenfalls.
    »In meinem Heimatland Valon feiern wir dasselbe Fest«, sagte Marschall Vidron zu Tuck, während sie einem Jongleur zusahen. »Nur heißt es bei uns Yöl statt Jul. Aber das liegt daran, dass die alte Sprache, das Valur, noch immer viele Dinge bezeichnet, obwohl das Pellarion unsere Alltagssprache ist. Ach Valur, eine Sprache reich an Bedeutung, einst von vielen gesprochen, aber inzwischen nur noch meinen Landsleuten bekannt. Dennoch wird Valur ewig leben, denn es ist unsere Kriegssprache, die Kampfsprache der Harlingar, der Vanadurin, der Krieger der Weite!« Vidron hob seinen Becher zum Salut und trank einen kräftigen Schluck Met. »Jul hatte schon viele Namen in vielen Zungen«, sagte Fürst Gildor, und seine Elfenaugen funkelten, »doch es waren immer dieselben zwölf Festtage im Winter. Und obwohl Tage, Monate und Jahre meinem Volk wenig bedeuten, sind uns doch Erinnerungen wichtig. Und so manche glückliche Erinnerung dreht sich um Jul, Yöl, Uol oder wie immer man es nennen mag. Ja, ich kann mich an eine Zeit wie diese erinnern, als es noch Gjöl hieß, und wir feierten, obwohl Modru auch damals das Land bedrohte.«
    »Ihr könnt Euch erinnern?«, rief Danner aus, und leise Ehrfurcht schwang in seiner Stimme. »Aber das war... das war vor dem Bann, vor viertausend Jahren...« Seine Worte verloren sich in Staunen.
    »Ja«, bekräftigte Gildor lächelnd und in sanftem Ton, »ich kann mich erinnern.« Lautes Rufen wurde unter der Gästeschar laut, und während alle zwei Ringern zusahen, die auf der Mittelfläche kämpften, verstummten die Gespräche. Schließlich hob einer der jungen Soldaten den anderen hoch, drehte ihn herum und schleuderte ihn auf die Matte, wo er ihn nach unten drückte. Lautstarke Beifallsrufe hallten durch die

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