Mithgar 10 - Die schwarze Flut
Feuerschein eintreffen. Bum!
»Ich sehe es nicht mehr«, brummt Vidron, und auch der König murrte, denn das Feuer war jetzt zu schwach, als dass es ein menschliches Auge noch ausmachen konnte. Die Wurrlinge und Fürst Gildor jedoch beobachteten weiter, wie das Licht langsam erstarb. Schließlich wandte sich auch der Elf ab, und bald darauf die Wurrlinge, denn nun sahen auch ihre edelsteinfarbenen Augen das Feuer nicht mehr. »Was glaubt Ihr, war das?«, fragte Patrel.
»Vielleicht...«, begann Gildor, unterbrach sich aber sofort. »Psst! Da kommt etwas.« Einmal mehr erwies sich das Gehör des Elfen als schärfer denn jenes von Mensch oder Wurrling, denn diese hörten nichts. Wieder sprang Gildor auf den Wall und lauschte angestrengt, indem er den Kopf bald hierhin, bald dorthin drehte. »Ich kann nicht sagen, was es ist, doch ich spüre, es ist böse.« Bum!
»Dort!«, schrie Danner und deutete nach vorne. »Da ragt etwas aus dem Dunkel.«
»Was ist es?« Vidrons Stimme klang grimmig. »Was fällt über uns her?«
»Schaut, genau vor uns!«, rief Tuck. »Ogrus! Das müssen Ogrus sein!«
Und draußen auf der Ebene schleppten sich schwerfällig riesige Ogrus heran, und sie zerrten an überaus starken Sei len - auf großen, quietschenden Rädern, die sich an eisernen Achsen drehten, zogen sie einen mächtigen Sturmbock sowie Katapulte und gigantische Belagerungstürme hinter sich her.
»Aü«, rief Gildor, als er die Neuigkeit vernahm. »Nun wissen wir, worauf die Horde wartet - auf die Belagerungsmaschinen, die sie für einen Angriff auf die Feste brauchen. Was für ein unheilvoller Tag!« Bum!
König Aurion starrte in den Dusterschlund hinein, und obgleich er nunmehr das Mahlen der Räder und das Quietschen der Achsen hörte, erkannte er noch immer nichts. »Herr Tuck, was seht Ihr jetzt?«
»Gruppen von Ogrus ziehen weiterhin die Maschinen in unsere Richtung«, antwortete Tuck. »Vorne rücken sie mit einem großen Sturmbock an, als Nächstes kommen drei Katapulte. Aber dahinter sehe ich vier... nein, fünf riesige Türme, jeder so hoch, dass er die Wälle überragt. Um sie herum reitet eine Eskorte von Ghulen.« Bum!
Das Gesicht des Königs wirkte blass im Schattenlicht, doch der Ausdruck in seinen Augen war entschlossener denn je.
»He!«, rief Danner. »Das muss es gewesen sein, das haben wir draußen auf der Ebene brennen sehen.« Tuck schaute nur verständnislos, deshalb erklärte es Danner, gereizt, weil sein Freund es nicht von selbst begriff. »Die Türme, Tuck, die Türme. Was wir brennen sahen, muss einer von ihnen gewesen sein.« Dann trat ein verwirrter Ausdruck auf sein Gesicht. »Aber wer sollte ihn angezündet haben? Die Ogrus sicherlich nicht, denn sie würden nicht ihre eigene Vernichtungsmaschine abfackeln.«
»Prinz Galen!«, platzte Tuck heraus, für den sich die Puzzleteile plötzlich zusammenfügten.
»Jawohl«, sagte Aurion Rotaug, und seine Miene drückte wilden Stolz aus. »Mein Sohn Galen und seine Begleiter haben diese Tat vollbracht, sie haben aus dem Schutz der vom Feind in Gron selbst geschaffenen, widerlichen Dunkelheit zugeschlagen und Modrus feige Deckung gegen seine Lakaien gewandt, und dann sind sie wieder mit der Finsternis verschmolzen, ehe der Feind zurückschlagen konnte.«
»Dann müssen die Silhouetten, die wir vor dem brennenden Turm gesehen haben, Fürst Galen und seine Männer gewesen sein«, sagte Tuck. »Und außerdem glaube ich jetzt, dass es sich bei den fernen Reitern, auf die wir flüchtige Blicke erhaschten, als sie an der Grenze unseres Sehvermögens auftauchten, ebenfalls um Prinz Galens Leute handelte.«
»So ist es.« Gildor nickte, denn er hatte gespürt, dass die Gestalten, welche nur die Wurrlinge in der Ferne sehen konnten, keine Feinde waren, wenngleich er nichts gesagt hatte.
»Wie viele Türme sie wohl außerhalb unserer Sichtweite verbrannt haben mögen?«, überlegte Tuck.
»Das wissen wir nicht, doch wünschte ich, es wären fünf mehr gewesen«, erwiderte Patrel und neigte den Kopf in Richtung der fünf hohen Türme, die knarrend auf die Festung zurollten.
Der König rief Herolde herbei und sagte zu ihnen: »Die Maschinen des Feindes sind eingetroffen, und nun werden Modrus Speichellecker den Angriff auf die Mauern der Festung beginnen. Begebt euch zu allen Kompanien und stellt sicher, dass sie ihre letzten Vorbereitungen abschließen, denn lange wird die Horde nicht mehr warten.« Und als die Boten fortgeeilt waren, wandte sich
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