Mithgar 10 - Die schwarze Flut
Schulter. »Ihr seid ein vorzüglicher Ritter, mein kleiner Freund.«
»Aber ich wurde vom Pony geworfen!«, rief Tuck aus. »Ich bin kein Ritter.«
»Na ja«, meinte Hogarth, »Ihr müsst einfach noch lernen, Euch in die Steigbügel zu stemmen und die Schenkel fest an Euer Reittier zu pressen.«
»Nein, vielen Dank! Von nun an halte ich mich an das, was ich kann.« Tuck schwenkte seinen Bogen, und die Männer auf dem Wall brachen erneut in Hochrufe auf den kleinen Krieger aus. Doch der Jubel wurde jäh vom Feind unterbrochen. Bum! Bum! Bum! Die große Rukhen-Trommel verfiel in einen hämmernden Rhythmus, und die rauen Hörner blökten.
»Majestät, sie schaffen die Wurf schleudern nach vorn«, rief Hogarth.
»Sie beginnen den Angriff«, sagte Aurion. »Gebt das Zeichen, dass sich unsere eigenen Katapulte bereithalten sollen.«
Kahn! Hogarth blies auf seinem Ochsenhorn, und eine Signalflagge wurde gehisst. Draußen auf dem Feld sah Tuck die riesigen Ogrus eins der Katapulte nach vorn rollen. Es näherte sich langsam dem Nordtor. Vom Ost- und Westtor kam die Nachricht, dass die beiden anderen Wurfschleudern ebenfalls an den ersten Wall heranrückten. Dahinter kamen weitere Ogrus, die Wagen zogen. Während die Trolle die mächtigen Maschinen in Position zerrten, überfiel Tuck große Angst, denn er wusste aus Vidrons Worten, dass es sich um fürchterliche Waffen handelte. »O nein, schaut, wo sie stehen bleiben«, stöhnte Hogarth. »Wieso, was ist?«, rief Tuck beunruhigt, ohne zu wissen, weshalb. »Unsere Wurf schleudern verfügen nicht über eine solche Reichweite«, antwortete Hogarth und deutete zu den königlichen Katapulten hinauf, die zwischen der ersten und zweiten Mauer standen. »Wir können ihr Feuer nicht erwidern, weil wir sie nicht erreichen.« Bum! Bum! Bum!, hämmerte die Rukhen-Trommel. Durch den pulsierenden Trommelschlag hindurch erklang das ferne Klappern von Getrieberädern, und der Wurfarm eines Katapults wurde nach unten gekurbelt und mit einer schwarzen Kugel aus einem der Wagen beladen. Ein Rukh mit einer Fackel setzte das Geschoss in Brand, und auf den Schrei eines Hlöks hin schnellte der Arm nach oben und schleuderte einen lodernden Ball aus Pech und Schwefel in hohem Bogen über die Mauer, wo er krachend in einem der Gebäude einschlug. Feuer spritzte nach allen Seiten, und Rauch stieg in die Luft. Krieger eilten herbei, um den Brand zu löschen, aber in unmittelbarer Nähe barst eine weitere Feuerkugel, und die Flammen wüteten. Wieder und wieder krachten die lodernden Geschosse auf die Stadt, auf Ziegeldächer und Holzwände, und überall spritzte und tropfte die brennbare Flüssigkeit. Soldaten stürzten hierhin und dorthin, um die Flammen zu ersticken. Doch der brennende Schwefel und das Pech hafteten zäh an dem entflammten Holz und breiteten sich in Feuerbächen rasch weiter aus. Und wo die Flammen gelöscht waren, loderten sie sofort wieder auf, wenn das Feuer von anderen Stellen übersprang. Ein Geschoss nach dem anderen sauste herab und verschlimmerte das Feuer, die wütenden Flammen nahmen zu, fanden Nahrung in den Läden und Häusern entlang der Straßen und überzogen die ganze Stadt. Im Süden und Westen stieg der Rauch von weiteren Bränden auf, wo die dort stehende große Wurfmaschine ihre tödliche Fracht in die jeweiligen Viertel der Feste Challerain schleuderte. Und das dritte Katapult des Feindes ließ Feuer auf die östliche Flanke der Stadt regnen. Wumm! Wuusch! Die rauchenden Bälle segelten durch die Luft, bevor sie zerplatzten. Womm! Tschack!, tönte es ein ums andere Mal von den Katapulten, wenn sie ihren feurigen Niederschlag auf die schutzlose Feste schleuderten. Überall am Berg wütete das Feuer hemmungslos, es sprang von einem Gebäude auf das nächste über, von einer Straße zur anderen, und die Feuer aus dem Norden rasten auf jene zu, die im Osten und Westen tobten. Schwarzer Rauch quoll empor und ließ die Krieger würgen und husten. Die Hitze nahm ihnen den Atem, denn die Luft versengte die Lungen, und viele brachen zusammen. Die Gestürzten wurden von ihren erschöpften Kame raden aus dem Inferno weggetragen, doch andere starben, weil sie vom Feuersturm eingeschlossen waren.
Stunden vergingen, und noch immer schleuderten die Belagerungsmaschinen Modrus ihren funkenstiebenden Tod auf die Stadt, in der man das zischende Geräusch der Katapultarme im Tosen der Flammen längst nicht mehr hörte. Die Antwort aus den Wurfschleudern des Königs erreichte
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