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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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ihr Ziel nicht, und die Männer auf dem Wall weinten in hilfloser Wut, denn die Stadt brannte, und sie konnten nichts tun, um sie zu retten. Ungehindert schlugen die Geschosse ein, und orangerötliche Flammensäulen warfen zuckende Schatten in die Dunkelheit des Dusterschlunds. Die Werke von Jahrhunderten menschlicher Existenz auf dem Berg Challerain fielen dem unersättlichen Feuer zum Opfer. Tuck erinnerte sich an Vidrons Worte, und nun wusste der Wurrling, wie schrecklich diese Waffe in der Tat war, denn die altehrwürdige Stadt der Feste Challerain wurde dem Erdboden gleichgemacht.
    Und so brannte die Stadt, die großen Maschinen warfen Tod und Verderben bis fast an den vierten Wall. Als für den König ersichtlich war, dass es kein Mittel gegen das Wüten der Flammen gab, befahl er, dem Feuer ungehindert seinen Lauf zu lassen, denn die Krieger mussten sich für die bevorstehende Schlacht schonen. Und so sahen sie zwei düstre Tage lang zu, wie ein Großteil dessen verbrannte, was ihnen lieb und teuer war, und sie weinten über so viel Zerstörung. Die Horde vor den Mauern johlte höhnisch und ausgelassen und schwenkte ihre Waffen, aber sie unternahm keinen Versuch, die Festungswälle anzugreifen. Die Feinde wussten, dass die Brände an der Kraft und Moral der Verteidiger zehrten, und sie warteten, bis ihr Wille an einem Tiefpunkt angelangt war. Und während des ganzen Brandes, bis zu dem Zeitpunkt, da schließlich nur noch verkohlte Reste, Asche und dünne, giftige Rauchsäulen von der einst stolzen Stadt übrig waren, tönte die große Trommel. Bum! Der helle Klang eiliger Schritte auf glattem Stein riss Tuck aus dem Schlaf. Ein Krieger der königlichen Garde ging mit einer Laterne in der Hand an der Liege des Wurrlings vorbei ins Gemach des Königs. Schlaftrunken setzte sich Tuck auf und rieb sich die Augen; nichts wäre ihm lieber gewesen, als sofort wieder in einen erschöpften Schlummer zu sinken. Doch was er dann hörte, ließ ihn auf einen Schlag vollends wach werden.
    »Majestät«, verkündete der Krieger mit grimmiger Stimme, »draußen herrscht Bewegung, als wollten sie angreifen!«
    Rasch legte Tuck die Unterpolsterung und darüber die silberne Rüstung an, er schlüpfte in Stiefel und Daunenkleidung. Als er seinen Elfenumhang über die Schulter warf und nach Bogen und Köcher griff, schritt der König ins Vorzimmer, gürtete sein Schwert und setzte den Helm auf.
    »Kommt!«, befahl Aurion und folgte raschen Schrittes dem Krieger mit der Laterne, während Tuck hinter beiden herrannte und sich im Laufen seine schlichte Stahlkappe über den Kopf stülpte.
    Als Tuck im Stall sein Pony sattelte, gesellten sich auch Danner und Patrel mit Vidron und Gildor zu ihnen, doch für mehr, als einander Glück zu wünschen, hatten sie keine Zeit. Dann saßen der König und Tuck auf und überquerten eilends und unter Hufgeklapper den Hof.
    Sie ritten zwischen den verkohlten Ruinen nach unten, und auf ihrer gewundenen Route war Tucks Grauschimmel ebenso schnell wie Aurions Sturmwind. Schließlich näherten sich König und Wurrling dem Nordtor der ersten Mauer und ritten inmitten von Soldaten, die auf das Bollwerk zurannten. Woher diese Krieger kamen, wo sie untergebracht waren, wusste Tuck nicht, denn die meisten Gebäude wa ren verbrannt. Doch sie waren da und strömten zur Verteidigung des äußersten Walls, und die Hauptleute unter ihnen riefen Befehle. Doch über ihr Rufen hinweg hörte Tuck das Schmettern des Rukhen-Horns und den Schlag der Trommel. Bum! Bum! Der Angriff hatte begonnen.
    Nachdem der König auf den Festungswall gestiegen war, schaute er mit grimmigem Blick auf die schwärmende Horde hinunter, und Tuck stockte der Atem, als er das Gewimmel sah: Langsam kamen sie, eine schwarze Flut, die im blassen Schattenlicht über das Land wogte. Im Vordergrund schwankte der mächtige, von Trollen gezogene Belagerungsturm auf die Mauer zu, die riesigen Räder quietschten, die Ogrus bewegten sich unter einem mit Eisen verkleideten Feuerschild. Am Ende kamen die Ghule, die hinter den Reihen des Haufens auf und ab ritten. In brodelnden Scharen strömten die Rukhs und Hlöks herbei, und für Tuck schienen sie ohne Zahl zu sein - sie erstreckten sich weiter, als sein Blick reichte, in einem großen Bogen, der den Berg gänzlich umschloss. Direkt vor Tuck aber, genau auf das Nordtor gerichtet, zog die Eisenfaust von Wältiger, dem mächtigen Sturmbock, seinen Blick an.
    Mit zitternden Händen wühlte Tuck in seinen

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