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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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der spitze Schaft dem Ghul in den Rücken, durchbohrte den Oberkörper und trat aus der Brust wieder heraus. Der ruckartige Aufprall schleuderte Tuck über die Hinterpausche auf den gefrorenen Boden, während das Pony weiterrannte. Benommen hörte der Wurrling, wie der König seinen Namen rief. Er rappelte sich mühsam auf, nur um im selben Augenblick von den Beinen gerissen zu werden und bäuchlings vor Aurion Rotaug auf Sturmwinds Widerrist zu landen. Tuck bekam keine Luft, während das graue Pferd des Königs zum Nordtor stürmte, und der hämmernde Galopp ließ ihn würgen und sein Frühstück verlieren. Von Ghulen verfolgt, rasten sie zum Portal, aber Sturmwind ließ sich nicht einholen, und sie flogen unter einem Baldachin aus Pfeilen dahin, die von den Wällen auf die Verfolger abgeschossen wurden. Unter Wutgeheul brachen die Ghule die Jagd ab, als Sturmwind durch den Nebeneingang ritt, dicht gefolgt von Tucks frei laufendem Pony. »Er hat sie getötet! Alle beide hat er getötet!«, rief Hogarth, der Hauptmann der Torwache, und ein triumphierendes Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er Tuck von Sturmwinds Rücken auf den Boden zog. Doch Tuck konnte nicht stehen, er sank vornüber auf die Knie, hielt sich mit beiden Händen den Leib und rang keuchend nach Luft. Er bemerkte, dass er weinte. Aurion sprang neben ihm vom Pferd. »Ihm ist die Luft weggeblieben«, sagte Aurion. »Geht zur Seite.« Und der König hielt den Wurrling an den Schultern, während dieser keuchte und weinte und vom Wall donnernder Jubel der Verteidiger erscholl. Schließlich hatte Tuck seine Atmung wieder unter Kontrolle, und bald darauf hörte auch das Weinen auf. So leise, dass nur der Wurrling es hören konnte, sagte der König: »Herr Tuck, Ihr müsst auf den Wall steigen, sodass Euch alle sehen können. In diesen düsteren Zeiten tun Helden bitter Not, damit sie uns allen neuen Mut geben.«
    »Aber Majestät, ich bin doch kein Held«, erwiderte Tuck.
    Der König sah den Wurrling erstaunt an. »Kein Held, sagt Ihr? Nun, ob Ihr Euch wie ein Held fühlt oder nicht, Ihr seid einer, und wir brauchen Euch. Deshalb kommt nun und steigt mit mir auf die Brustwehr hinauf.«
    Und so begaben sich König und Wurrling die Rampe hinauf zu den Zinnen über dem Nordtor, und alle Männer brachen in laute Lobrufe aus. Tuck blickte hinaus aufs Feld. Von dem dritten Abgesandten war nichts zu sehen, aber nahe dem Kadaver des Helrosses lagen ein Rukh mit zertrümmertem Schädel und ein aufgespießter Ghul im Schnee, beide von Tucks Hand getötet. Doch Tuck fühlte den Stolz nicht, den die jubelnden Männer für ihn empfanden; stattdessen erfüllte ihn ein namenloses Grauen. Denn es ist eine Sache, einen zähnefletschenden Vulg mit dem Pfeil zu erlegen, wie er es an der Spindelfurt getan hatte, und eine völlig andere, Wesen zu töten, die auf zwei Beinen gehen, Kleidung tragen und eine Sprache sprechen. Auch hatte er sie auf äußerst gewalttätige Weise getötet - zerschmettert, durchbohrt. Der Anblick seiner Opfer verursachte ihm Übelkeit.
    Doch ein anderer Anblick da draußen auf dem Feld überbot seinen Schrecken noch und erfüllte ihn mit tiefer Furcht: O bitte, lass es kein böses Vorzeichen sein, dachte er, als er dort, wo der Rukh es aufgepflanzt hatte, das Zei chen der Todessonne stehen sah, und darunter lag zerknüllt im Schnee die rot-goldene Standarte König Aurions.
    Tuck schüttelte den Kopf, um die unheilvollen Gedanken zu verscheuchen, und bemerkte, dass jemand mit ihm sprach.
    »Das war knapp!«, sagte Corbi Platt und gab dem Wurrlingshelden Bogen und Köcher zurück. Corbi war ein Jungbokker aus Tucks ehemaliger Gruppe, der nun für das Nordtor eingeteilt war. Und er gestikulierte in Richtung der getöteten Feinde. »Das waren zwei für die Sieben Täler, Tuck, und einer von ihnen war ein Ghul!«
    » Holz durchs Herz«, sagte Hogarth, »das hat den Ghol umgebracht - Pfählung. Und das war auch gut so, denn König Aurion hatte nicht die Zeit, ihn zu zerstückeln, da die anderen Ghola schon heranstürmten. Hoi! Wirklich ein kunstvoller Lanzenstoß, Herr Tuck.«
    »Es war nicht so, als hätte ich es geplant - den Ghul mit Holz aufzuspießen, meine ich«, erklärte Tuck. »Er war einfach da, und ich hatte den Schaft in der Hand, und dann ist es eben geschehen.«
    »Doch hättet Ihr nicht gehandelt, dann wären wir beide nun eine Beute der Krähen, und nicht die anderen da draußen«, sagte Aurion und legte dem Waerling eine Hand auf die

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